
Zitat von
frundsberg
7. 1937. Hannover. Hans Frank: „Bei der Fahrt nach Berlin hielt unser Zug längere Zeit in Hannover. Menschen über Menschen! Da trat Lutze, der neben seiner Stellung als Stabschef der SA damals Oberpräsident der Provinz Hannover (Gau Ost-Hannover) war, an das Fenster Mussolinis und sagte ihm: ‚Wir bitten Euere Exzellenz, wir bitten Sie, Duce, ein edles Pferd unserer altberühmten Hannoverschen Zucht als Geschenk zur Erinnerung gütigst anzunehmen.‘ Der Duce war sehr erfreut über diese Aufmerksamkeit und dankte in herzlichen Worten dem ‚Kameraden Lutze‘ und allen Hannoveranern, ‚diesem Volk echter Rasse‘, für diese Gabe.“
8. 1937. Berlin. Hans Frank: „Nun kamen die Berliner Tage. Was die Reichshauptstadt für Mussolini aufbot, übertraf wirklich alles in den anderen Städten und entsprach auch ihrer Größe, ihrem Rang und ihrer echten, langgewachsenen Würde. Ich wurde stolz drauf, in solcher Stadt leben zu dürfen. Gedenke ich dieser Tage Mussolinis in Berlin und stelle mir dann das heutige Leben in der völlig verwüsteten, damals 1937, so schön und neu erblühenden Stadt unter dem grauenvollen Weltskandalregime der Bolschewiken vor, dann breche ich vor Gott, dem Herrn, auf die Knie: ‚O Herr, verlaß das deutsche Volk nicht ganz! Wir haben die Schuld, aber unsere brave Nation, die dir zu Ehren leben wollte, ist schuldlos. …‘
Oh, welche Kraft muß ich aufbringen, alles dieses über meine damaligen Erlebnisse so ruhig niederzuschreiben und noch dazu in dem Sinne berichten, wie ich es damals erlebte!
In Berlin wurde die Achse zum Staatsvertrag zwischen Deutschland und Italien, gleichsam als Grundgesetz fürLeben und Tod der beiden Großstaaten, erhoben. Mussolini stand Unter den Linden in dem sehr würdig zum Gedenktempel schon von früheren Regierungen umgestalteten Schinkelbau der ‚Alten Hauptwache‘, in dem die heilige Flamme über einen großen, schlichten Lorbeekranz aus Silber als einziges Symbol den sonst leeren, trauerdunklen Raum zierte. Der Duce legte seinen Kranz nieder und begrüßte dann die vor dem Gebäude in ihren Selbstbewegungsrädern erschienen Schwerverwundeten des Weltkriegs. Er unterhielt sich lange mit jedem einzelnen. Ein schneidiger, kesser Berliner, mit vielen Kriegsauszeichnungen am Rock sagte dem Duce: ‚Exzellenz, det ha’ck mia bei den Italienern geholt!‘
Mussolini lachte und sagte: ‚Kommen Sie bald zu mir um sich etwas Schöneres in Italien zu holen‘, und lud ihn zu einer Reise dorthin als seinen Gast ein. Er nahm dann den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie ab. Es gab in Berlin dann für den Duce noch Festessen, Empfänge und endlich die Riesenkundgebung vor 700.000 Berlinern beim Sportstation, die größte Menschenmenge, die ich jemals gleichzeitig zusammen auf einem Platz erlebt habe. Der Führer sprach nach der Begrüßung durch Dr. Goebbels, der in seiner Eigenart als Gauleiter von Berlin wirkte, und dann folgte die große Rede Mussolinis, in der er in ungeheuer markanten Worten den Frieden, nur den Frieden als Ziel seiner Politik und derjenigen der Achsenmächte feststellte. Der Erdboden unter uns vibrierte unter dem Beifallsstum der Riesenmassen. Da es gerade hagelwetterartig stark zu schütten begann, als der Duce sprach, schon vorher bei Hitler hatte das Gießen begonnen, machten die ewig witzschöpferischen Berliner den Ulk, daß sie sagten: ‚Wie hätte es anders sein können, als daß der Himmel seine Dusche schickt, wenn alles fortwährend Dusche, Dusche (Duce) ruft!‘
Im Verlauf des Berliner Aufenthalts besuchte der Duce auch Göring in dessen Forstjagdblockhausschloßburgtheatergutshof Karinhall. Es war ein reizender Erholungsaufenthalt, dem der große menschliche Charme von Frau Emmy Göring einen bezaubernden Charakter verlieh. Löwenbabies kungelten wie junge Katzen im Garten herum, und die Sonne lag mitlachend über allem.“
9. 1937. Rückreise. Hans Frank: „Die Rückreise ging in einer Fahrt von Berlin aus vor sich. Der Führer hatte sich am Bahnhof von seinem Gast verabschiedet. Alles war überleuchtet und durchwärmt von einer Gesamtatmosphäre des Zusammengehörens, nicht aus üblicher diplomatischer Vorteilsbilanzausgleichung heraus, sondern aus dem zu gemeinsamen Schicksalsauftrag offenbar von Anfang an bestimmt gewesenen beiden großen Nationalrevolutionen Europas.
Der Duce war geistig und seelisch wirklich ungeheuer bewegt, als der Zug südwärts wieder seinem Lande zustrebte. Wir fuhren durch das weite, schöne deutsche Land, mit seinen sauberen alten Kulturstädten, den pfleglich behandelten Dörfern, durch Äcker, Wälder, durch Ebenen und Gebirge, an riesigen Industriewerken und langen Bergwerkhalden vorbei. Der Duce schaute sinnend in dieses Reich eines der großen, starken, charaktervollen und schöpferischen Völker, dessen Geschichte oft schon durch identisch mit der Weltgeschichte der Menschheit war. Er rief mich im Laufe des Nachmittags in seinen Salon, der gute altbiedere Sebastiani, sein bescheidenes, kluges Universalfaktotum, umgab ihn immer, und trat mir lachend entgegen: ‚Carissimo! Ecco, noi abbiamo finito il viaggio!‘ Und er drückte mir herzlich die Hände. Er übergab mir dann seine große Photographie in märchenhaft schönem Silberrahmen mit herzlicher Widmungsschrift, eine Ovalaufnahme von sich für meine Frau und eine Erstausgabe seines Buches ‚Il mio diario du guerra‘ mit lieben Widmungsworten. Der Duce war bei jener Rückreise doch etwas müde und sprach nur noch wenig. Beim Abendessen verabschiedeten wir, General List, Oberst Schörner, Herr von Bülow-Schwante und ich, uns vom Duce und stiegen in München aus. In den frühen Morgenstunden der stillen Sommernacht fuhr der Zug mit Mussolini bei Kiefersfelden wieder über die Grenze. Ich telephonierte noch nachts mit dem Führer, der selbstverständlich noch auf war. Als er auch von mir hörte, daß alles gut, harmonisch und glücklich abgelaufen sei, sagte er zu mir: ‚Ich danke auch Ihnen herzlich für alles. Und jetzt geschieht etwas Seltenes. Hören Sie, Frank, ich trinke ein Glas Sekt darauf, daß alles so gut, so herrlich abgelaufen ist.‘
So endete die weltberühmte Duce-Reise 1937 nach Deutschland.“