Suedwestpresse / 23.11.2020
Corona Schweden aktuell
Zweite massive Corona-Welle - Zahl der Corona-Infizierten rasant angestiegen
Im Umgang mit Corona hatte Schweden lockerere Maßnahmen als andere Länder ergriffen. Nun verschärft das Land die Regeln. Ist der schwedische Sonderweg gescheitert?
In Restaurants und Kneipen in Schweden dürfen wegen der steigenden Corona-Zahlen seit 3. November 2020 an nur noch maximal acht Personen am selben Tisch sitzen. Die Entwicklung bei der Ausbreitung des Coronavirus gehe in die falsche Richtung, die Lage sei sehr ernst, sagte Ministerpräsident Stefan Löfven. Der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde „Folkhälsomyndigheten“, Johan Carlson, machte jedoch klar, dass es weiter möglich sei, die Virusausbreitung mit vereinten Kräften abzubremsen.
Rasanter Anstieg an Neuinfektionen
Die Zahl der Infizierten ins Schweden steigt schneller als in allen anderen europäischen Ländern. Die Zahl der Toten hat zugenommen. 115 Menschen starben am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche an Corona.
Die aktuellen Zahlen für Schweden
In Schweden sind insgesamt 208.295 Menschen an Corona erkrankt. 6406 Menschen sind an oder mit dem Virus gestorben. Davon 2605 allein in der Hauptstadt Stockholm.
Museum schließt erstmals seit 129 Jahren
Das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen schließt wegen der Coronavirus-Pandemie erstmals in seiner 129-jährigen Geschichte seine Tore. Ab nächstem Freitag bleibt der Park im Stadtteil Djurgården bis auf Weiteres zu, auch die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten werden eingestellt, wie das Museum am Freitag mitteilte. Man hoffe, im Frühjahr 2021 wieder öffnen zu können, schrieb das Museum an seine Besucher gerichtet.
Regierung führt strengere Maßnahmen ein
Die schwedische Regierung führt wegen der schnell steigenden Infektionszahlen verschärfte Maßnahmen gegen das Coronavirus ein. Ab Dienstag (24.11) dürfen sich nur noch maximal acht Menschen für öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen versammeln, wie Ministerpräsident Stefan Löfven am Montag auf einer Pressekonferenz bekanntgab.
Jetzt ebnet Schweden angesichts steigender Corona-Zahlen auch den Weg für die Wiedereinführung eines Verbots von Altersheimbesuchen. Die Regierung will die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten mit der Möglichkeit ausstatten, auf lokaler Ebene ein Besuchsverbot für Altersheime auszusprechen. Das teilte Ministerpräsident Stefan Löfven am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Stockholm mit.
Schweden setzt auf Verbote
Es handele sich um eine sehr eingreifende und weitreichende Maßnahme, die deshalb nur dort eingeführt werden solle, wo sie wirklich gebraucht werde. Für die allerengsten Angehörigen der Heimbewohner solle es Ausnahmen geben.
Im Zuge der Corona-Krise hatte die Regierung solche Besuche im ganzen Land monatelang untersagt - es war eine der striktesten der schwedischen Corona-Beschränkungen gewesen. Dieses nationale Besuchsverbot war zum 1. Oktober nach fast einem halben Jahr von der Regierung aufgehoben worden.
Kann ein landesweiter Lockdown ausgeschlossen werden?
Europaweit steigen die Zahlen an Neuinfektionen weiter an. Viele Regierungen ziehen die „Reißleine“, indem sie teils drastische Lockdowns verhängen. "Lockdowns sind keine langfristige Lösung", sagte der Epidemiologe Anders Tegnell im Gespräch mit "Zeit Online". Er sehe härtere Maßnahmen generell kritisch. Schweden benötige eine Strategie, die langfristig durchzuhalten sei.
Am Freitag (20.11) meldete die Gesundheitsbehörde FHM mit ihrem Staatsepidemiolgen Anders Tegnell 7240 Neuinfektionen – 
ein neuer Höchststand. Die bis dato höchste Zahl von neuen Infektionen wurde Anfang des Monats mit 5990 verzeichnet. Zudem gab es seit Donnerstag 66 weitere Todesfälle. Damit registriert das Land insgesamt nun 6406 Covid-19-Tote und 208.295 bestätigte Infektionen.
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