Ich hatte mir den Austausch zwischen Marcon und Kramp-Karrenbauer angesehen, und musste sagen, dass ich mich wirklich fremdgeschämt habe. Aus den deutschen Online-Seiten scheint dies weitgehend verschwunden zu sein, aber man hat auch dies in den USA recht deutlich mitbekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob es bei Marcon die Gelbwesten waren, oder die Partyszene in den Banlieues, oder ob es an einem alten Machtanspruch liegt: Aber er hat zumindest mitbekommen, dass sich etwas grundsätzlich ändert, und dass man darauf reagieren muss.
AKKs Antwort spiegelte jedoch genau das wieder, was du oben geschrieben hast. Das Gefühl, dass man Anfang der 90er Jahre einfach “gewonnen hatte”, und dass liberale Demokratien sich durch die Attraktivität ihrer Ideale verteidigen könnten. Eine Einstellung, die man in den USA damals als "Ende der Geschichte" titulierte.
Diese Zuordnung der Polizei und des Militärs zum feindlichen Lager im “Kampf gegen Rechts” empfand ich ebenso als beachtenswert. Aus staatlicher Hinsicht ist sowas schon wie eine Art der Selbstamputation, da man seine eigenen Organe bescheidet. Wie rechts die Polizei ist, kann ich nicht beurteilen, aber es entsteht halt eine andere Einstellung, wenn man den Konsequenzen der derzeitigen Politik ausgesetzt ist. Ich habe da schon Achtung vor jedem, der bei dieser Aufgabe nicht verroht.Dazu haben wir nicht nur geduldet, dass sich ein linksradikales Milieu entwickelt, für das Uniformierte generell "der Feind" sind, es ist teilweise sogar nach Kräften gefördert worden. Inzwischen hat sich die Ablehnung des Militärs aus diesen Zirkeln weiter verbreitet und sich auch in der Gesamtgesellschaft irgendwie festgesetzt, das wird an Schulen unterrichtet und in den Medien propagiert, in den letzten Jahren auch wieder zunehmend mit der Konnotation, dass das Militär eine wahre Brutstätte rechten Gedankengutes sei. Auch ein gerne von den Medien nahezu unisono bemühtes Narrativ.
Aber ich denke, dass sowas für den Staat relativ schnell zum Problem wird, denn er behindert damit im Endeffekt seine eigene Exekutive.
Wobei eine "gute Politik" weitgehend als Nichteinmischung verstanden wird, zumindest wenn es nicht um wirtschaftliche Interessen geht, die man recht gerne vertritt. Wenn ich z.B. sehe, wie Deutschland versucht, eine Balance zwischen den USA, Russland und China zu finden, so kann man dies sicher tun. Nur hat es eben auf jeder Seite auch Konsequenzen, d.h. man ist kein neutraler Beobachter mehr. Wenn Russland seinen Einflussbereich durchsetzt, dann betrifft dies eben auch Europa. Die USA sind an sowas nicht interessiert, und China schon gar nicht.Die Mehrheit der Deutschen will auch den Platz am großen Tisch nicht haben, sie schätzen zwar die Sicherheit, die uns die Mitgliedschaft in der NATO lange geboten hat, wollen aber mit den unvermeidlichen Nachteilen nicht belästigt werden. Dazu wird seit Jahrzehnten erzählt, dass Sicherheit ein Produkt "guter" Politik sei und ohne militärische Komponente auskommen könne. Deswegen halte ich dieses Land ja auch für mehr oder weniger verloren, und mein Blick für die Zukunft richtet sich auf die USA.





