Dabei speisten sich Luthers Urteile auch aus Reiseberichten und Länderkunden, in denen die Türken und ihre Religion durchaus neutral oder gar positiv dargestellt wurden. Einen solchen Bericht hatte auch ein Mann aus Siebenbürgen verfasst, dem man den Namen "Georgius" zuschrieb. In seiner Jugend verschleppt, hatte er nach Jahrzehnten in türkischer Gefangenschaft nach
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Luther ließ dessen Traktat etwa ein halbes Jahrhundert nach der Erstveröffentlichung erneut drucken. Auch eine deutsche Übersetzung kam heraus; sie wurde ein Bestseller. Der Text spiegelt durchaus Bewunderung und Respekt für die kulturellen Leistungen der Türken. Luther nahm dies auf, explizierte daran aber, was die christliche von anderen Religionen unterscheide. Gehe es um Pomp und schönen Schein, auch um asketische Leistungen, sei der Türke der papistischen Kirche überlegen. Anhand der türkischen "Werkgerechtigkeit" zeige sich, "das die religion der Christen weit ein anders ist / dann gut sitten / oder gute werck", folgerte Luther.
In den 1540er Jahren förderte der Wittenberger Reformator die Drucklegung einer lateinischen Übersetzung des Korans, allerdings nur, weil er darin ein geeignetes Kampfmittel gegen den Islam sah. Die Türken beteten mehr als die Christen und liebten es, sich mit dem Schein besonderer Heiligkeit zu umgeben. Das entspreche der Strategie des Teufels, sich in einen Engel des Lichts zu verwandeln. Die im Koran enthaltenen Urteile über Christus und das Christentum waren für Luther der entscheidende Maßstab für die Bewertung als teuflisches Machwerk.