Nach kurzer Rückverfolgung des kleinen Nebendiskurses ist mir auch die Ursache für das Missverständnis klar geworden.
Der Denkfehler begann schon damit, dass mit elektrischen Feldern um das Virus herum argumentiert wurde, wobei diese elektrischen Felder nichts mit der Bildentstehung im EM/TEM zu tun haben.
Es ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass im TEM aufgrund der im Vergleich zum sichtbaren Licht wesentlich kurzwelligere Elektronenstrahl (der eine reine hochfrequente Materiestrahlung ist) viel schärfer fokussiert werden kann und somit nach dem Durchdringen einer sehr dünnen Schicht (beispielsweise bei einem Virus in der Präparatebene) entsprechende Interferenzen entstehen, die ihrerseits als Phasendifferenzen auf dem fluoreszierenden Bildschirm ein exaktes Hell-Dunkel-Bild entstehen lassen. Somit wird eben das Virus so abgebildet, als läge es im fokussierten Lichtfeld eines Lichtmikroskops. Ergo hängt die "Färbung" des abgebildeten Virus ausschließlich von der Farbe der abbildenden Leuchtschicht auf dem Sicht-Bildschirms ab.
Ich halte es auch für einen Fehler vieler plastisch wirkender REM-Aufnahmen von Kleinststrukturen (Milben, Protozoen usw.), dass diese Aufnahmen anschließend per Computer-Programmen "eingefärbt" werden und so eine Farbe vortäuschen, die in Wirklichkeit gar nicht existiert.
Nachfolgend ein paar praktische Beispiele für diese Unsitte.
Oberes Foto: Hier die echte, unbearbeitete REM-Aufnahme des Kopfes eines Kleinst-Insekts:
Unteres Foto: Hier die nachbearbeitete REM-Aufnahme des Kopfes eines Kleinst-Insekts nach künstlicher Colorierung, die überhaupt nichts mit der natürlichen Färbung zu tun hat:
Und hier noch abschließend ein Beispiel für den Einfärbungs-Unfug einer TEM-Aufnahme des Corona-Virus. Das Virus selbst dürfte in Wirklichkeit die Farbe der bildgebenden Bildröhre aufweisen, aber man hat die Aufnahme anschließend noch künstlich nachbearbeitet und die interessanten Partien willkürlich eingefärbt:
![]()







