Schweden hat deutlich weniger Corona-Restriktionen verhängt als Nachbarländer - aber auch höhere Todeszahlen. Viele Menschen starben in Pflegeheimen. Jetzt wird nach Ursachen und Schuldigen gesucht.
Der "schwedische Weg" wird nicht nur weltweit als Alternative zum strikten Lockdown diskutiert - im Land selbst gibt es ebenfalls viele Stimmen dazu, auch kritische.
Denn vor allem in einem Bereich passen Versprechen und Zahlen nicht zueinander. Darüber berichtet unter anderem der öffentliche Sender SVT. Es geht um die Älteren, die größte Corona-Risikogruppe.
Ihre besondere Schutzbedürftigkeit ist von Regierung und Institutionen immer besonders betont worden. Und trotzdem waren knapp 2900 der inzwischen mehr als 3200 Corona-Toten in Schweden über 70 Jahre alt, die meisten zwischen 80 und 90, viele davon in häuslicher oder stationärer Pflege.
Fehlt die Kompetenz?
Das schwedische System der seit Jahren zunehmend privatisierten Altenpflege steht jetzt in der Kritik. Dazu Johan Carlsson, Chef der Gesundheitsbehörde:
"Dass dieser Sektor schwächer ist als das Gesundheitssystem, haben wohl alle gesehen. Ich bin aber überrascht, wie groß der Unterschied zwischen den verschiedenen Altersheimen ist. Mancherorts fehlt es an der richtigen Leitung und Kompetenz, auch wenn das Personal sein Bestes tut."
Das Personal wird tatsächlich kaum kritisiert. Stattdessen sind es die Betreiber der Heime und mobilen Pflegedienste, die Pflegekräfte oft ohne feste Arbeitsverträge beschäftigen.