
Zitat von
derNeue
Du schriebst folgendes:
Deine Aussage war also: "es ist 6mal wahrscheinlicher, daß sich das Zertifikat verdoppelt, als daß es sich halbiert. Wer da nicht zugreift ist selber schuld"
Das ist doppelt falsch. Erstens, weil es nicht stimmt. Zweitens weil Du den Begriff des CRV falsch verstehst.
Warum stimmt das nicht?
Dazu erstmal etwas grundsätzliches: Ein Hebel wirkt immer und überall, egal um welches Produkt es sich handelt, nach beiden Seiten gleich. Bewegt sich das Basisinstrument abwärts, kommt er ebenso zur Geltung, wie das in der anderen Richtung der Fall ist. Mit immer dem gleichen Faktor. Das ist das erste Gesetz, was Du bei Hebelinstrumenten verstehen mußt.
Es gibt besondere Arten von Optionsscheinen, z.B. solche , wo etwa Dein Gewinn nach oben begrenzt wird (Cap) oder andererseits ein Totalverlust bei Erreichung einer Grenze ausgelöst wird (knockout) etc. Aber diese speziellen Ausstattungen bezahlst Du immer mit einer entsprechenden Anpassung des Kurses.
Grundsätzlich gilt an der Börse immer, ob mit oder ohne Hebel: Chance und Risiko bleibt sich immer gleich. Hohe Chance= hohes Risiko, geringe Chance=geringes Risiko.
Daß es also wahrscheinlicher wäre, daß Du einen Gewinn als einen Verlust erzielst, so etwas gibt es an der Börse grundsätzlich nicht. Niemals und nirgendwo. Außer natürlich in der Hinsicht, daß Du mit Deiner grundsäzlichen Einschätzung des Basiswertes richtig liegen kannst, weil Du vielleicht die Lage besser einschätzt. Nicht aber im Instrument selber. Da ist eine solche Versicherung leider nie eingebaut. Wer etwas andres behauptet, hat keine Ahnung oder er lügt.
Insofern ist es auch völlig egal, ob Du mit oder ohne Hebel spekulierst. Du kannst Dein Risiko genauso gut über Deine Positionsgröße managen anstatt mit einem Hebel zu arbeiten.
Bevor ich mir z.B. ein inverses ETF auf Aktienbasket mit Hebel 2 kaufen würde, würde ich eher einfach die doppelte Positionsgröße direkt short gehen in den Aktien bzw. dem Basisinstrument. Warum? Weil es weniger Gebühren kostet.
Aber ein Hebel ist natürlich dann sinnvoll, wenn man nicht so viel Geld flüssig hat, wie man einsetzen möchte. Wenn es z.B. in längerfristigen Anlagen steckt.
Was Du im Post davor als "Verbrennen" bezeichnest, nennt man eigentlich Zeitwertverfall. Natürlich: wenn Du in einem gehebelten Instrument investiert bist, und auf eine Entwicklung lange warten mußt, spielt die Zeit gegen Dich. U.U. macht sie Deinen ganzen Gewinn zunichte oder überkompensiert diesen sogar, selbst wenn Deine Erwartung irgendwann eintritt. Deswegen lohnen sich gehebelte Instrumente auch nur für kurze Anlagehorizonte. (Bei Futures übrigens auch. Sie haben zwar keinen Zeitwertverlust, aber sie verfallen sehr schnell und in der Nähe des Verfallstages möchtest Du nicht mehr investiert sein).
Nochmal zum CRV: Ich kann bei jeder Spekulation mein CRV nach Belieben so einstellen wie ich möchte. Ich kann z.B. eine Aktie bei 50 Euro kaufen, ein Target von 100 Euro festlegen und meinen Stopp bei 49,50 setzen.
Dann habe ich ein CRV von 1:100.
Klingt toll, nicht wahr? Aber hat es einen Sinn, so vorzugehen? Natürlich nicht: Denn selbst wenn die Aktie die 100 erreichen sollte, ist es trotzdem 100mal wahrscheinlicher, daß ich vorher bei 49,50 ausgestoppt werde.
Das CRV bestimmt zwar rechnerisch mein Risiko. Es sagt aber nichts über die Wahrscheinlichkeit aus, mit der meine Erwartung eintritt.
Das CRV muß daher abhängig gemacht werden vom Verhalten des Instruments, der Volatilität, dem Momentum und vielen anderen Faktoren.