Als das Virus entgegen allen Erwartungen seinen Weg in die westlichen Staaten fand, erwies sich die auf Hochtouren gebrachte Schreckenskampagne als Bumerang. Beschwichtigungsversuche von Politikern wie auch entdramatisierende Botschaften von Experten stießen auf Argwohn und Zweifel, was wohl auch dem Vertrauensschwund gegenüber den Herrschenden geschuldet ist. Die Sensationspresse vergrößerte ihren Leserkreis mittels dramatischer Schlagzeilen und Bilder, während die Leitmedien aus Angst vor Glaubwürdigkeitsverlusten nicht wagten, von früheren Positionen abzurücken. Sachverständige Kritiker wurden auf alternative Medien gedrängt, als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt und in die Nähe von Rechtsextremisten gerückt.
Da die westliche Kampagne vornehmlich dem Schüren anti-chinesischer Ressentiments diente, geriet die durch Sars-CoV-2 verursachte Gefährdung aus dem Blickfeld, was in der Frühphase der Virusausbreitung zu einer sträflichen Sorglosigkeit führte. Dazu gesellte sich ein hohes Maß an Überheblichkeit, sodass die Erfahrungen chinesischer Experten erst allmählich und häufig auf dem Umweg über deren amerikanische Partner nach Europa gelangten. Weil es sich im Gegensatz zum Influenza-Virus um eine unbekannte Bedrohung handelte, kam es gleichzeitig zu folgenschweren Versäumnissen und zu Überreaktionen. Es entstand ein Teufelskreis aus verordneten Restriktionen und Panik, dem sich kaum jemand entziehen konnte.
Der Direktor des Robert Koch-Instituts Prof. Dr. Lothar Wieler bei einer Pressekonferenz.
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Die Bürger waren verunsichert und überfrachteten Arztstationen und Krankenhäuser schon bei geringen Symptomen. Viele Patienten haben sich das Corona-Virus wie auch andere Krankenhauskeime erst in den Bettenstationen eingefangen. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, mussten dringende Operationen aufgeschoben werden. Krankenhauspersonal infizierte sich und blieb zu Hause, Triage-Entscheidungen wurden zu einer psychischen Belastung für die Ärzte. Pflegepersonal aus ost- und südosteuropäischen Ländern floh in die Heimat, solange die Verkehrswege noch offen waren, was vielerorts zu einer Hospitalisierung von zurückgelassenen Alten führte. Immer mehr Patienten gerieten in eine lebensbedrohliche Lage, während die Kapazitätsgrenzen längst überschritten waren.