Wegen einer E-Mail
Top-Virologe Drosten spricht von Rückzug
Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité
Foto: POOL / Reuters
veröffentlicht am 31.03.2020 - 16:27 Uhr
Der Virologe Christian Drosten (48) überlegt, sich aus den Medien zurückzuziehen. Das hat der Leiter der Virologie an der Berliner Charité in seinem [Links nur für registrierte Nutzer] im NDR gesagt.
Grund für seine Überlegungen ist eine E-Mail, die er am Sonntag erhalten hatte.
Drosten: „Ich habe gestern (...) eine E-Mail bekommen, in der ich persönlich verantwortlich gemacht wurde für den Selbstmord des hessischen Finanzministers.“ Damit sei eine Grenze überschritten, so Drosten.
Der CDU-Politiker Thomas Schäfer (†54) wurde am Samstag an den Bahngleisen einer ICE-Bahnstrecke tot aufgefunden –
[Links nur für registrierte Nutzer].
Für Wissenschaftler ist es in der Öffentlichkeit gefährlich
„Dass Wissenschaftlern Dinge angehängt werden, die so nicht stimmen“, sei nicht in Ordnung begründet Drosten nun seine Überlegung. Er kritisierte die Medien dafür, dass sie Virologen wie ihn zunehmend als Entscheidungsträger darstellen. Die Entscheidungen treffe aber ganz klar die Politik.
Drosten weiter: „Die Wissenschaft bekommt damit langsam wirklich ein Problem.“ Wenn sich nichts ändere, müsse „die Wissenschaft in geordneter Weise den Rückzug antreten“.
Er selbst etwa habe bereits vergangene Woche vermieden, im Fernsehen aufzutreten. Er kritisierte, dass in Talkshows Meinungsverschiedenheiten zwischen Wissenschaftlern absichtlich provoziert und überzeichnet werden sollen. Seine Mahnung: Die Medien müssten ihrer Verantwortung gerecht werden.
„Für einen Wissenschaftler ist es gefährlich, sich zu sehr in die Öffentlichkeit zu begeben“, weil man Dinge vereinfachen müsse.
[Links nur für registrierte Nutzer]