ALLES, WAS MAN VOR IHNEN ÜBER DIE TÜRKISCHE OPERATION "QUELLE DES FRIEDENS" VERBIRGT (1/3)
Die Genealogie der Kurdenfrage
von Thierry Meyssan
Die einhellige internationale Gemeinschaft verurteilt fortlaufend die Militäroffensive in Rojava und schaut hilflos zu, wie zehntausende Kurden, die von der türkischen Armee verfolgt werden, fliehen. Niemand greift jedoch ein, weil man denkt, dass angesichts der von Frankreich geschaffenen unlösbaren Situation und der von kurdischen Kämpfern und Zivilisten begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ein Massaker vielleicht der einzig mögliche Weg zur Wiederherstellung des Friedens ist.
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Wenn ein Krieg zu Ende geht, versucht jeder, die Verbrechen, die er – ob freiwillig oder nicht - begangen hat, zu vertuschen und manchmal auch unangenehme Verbündete verschwinden zu lassen, die er vergessen möchte. Viele versuchen dann, die Vergangenheit wiederaufzubauen, um sich selbst in gutem Licht erscheinen zu lassen. Genau das erleben wir heute mit der türkischen Operation "Quelle des Friedens" an der syrischen Grenze und den unglaubwürdigen Reaktionen, die sie hervorruft.
Um zu verstehen, was vor sich geht, reicht es nicht aus zu wissen, dass alle lügen. Man muss auch herausfinden, was jeder verbirgt und es akzeptieren, auch wenn man dann feststellt, dass diejenigen, die man zuvor bewunderte, tatsächlich Schurken sind.
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Genealogie des Problems
Glaubt man dem europäischen Diskurs, könnte man meinen, dass die bösen Türken die netten Kurden ausrotten werden, die die klugen Europäer trotz der feigen US-Amerikaner zu retten versuchen. Keine dieser vier Mächte spielt die Rolle, die man ihr unterstellt.
Das aktuelle Ereignis muss zunächst im Kontext des "Krieges gegen Syrien" betrachtet werden, von dem er nur eine Schlacht ist, und in den Kontext der "Umgestaltung des erweiterten Nahen Ostens", von der der Syrien-Konflikt nur eine Etappe ist. Anlässlich der Anschläge vom 11. September 2001 passten US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein neuer Direktor für die „Force Transformation“, Admiral Arthur Cebrowski, die Strategie des Pentagons dem Finanzkapitalismus an. Sie beschlossen, die Welt in zwei Zonen zu unterteilen: eine, die die der wirtschaftlichen Globalisierung sein würde, und die andere, die als bloße Rohstoffreserve angesehen würde. Die US-Armeen sollten damit beauftragt werden, die staatlichen Strukturen in diesem zweiten Teil der Welt zu beseitigen, damit niemand dieser neuen Arbeitsteilung widerstehen kann [1]. Sie begannen mit dem "Erweiterten Nahen Osten".
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