Südfrankreich im Jahr 2007. Ein 44-jähriger Mann besucht das Krankenhaus, weil ihn eine leichte Schwäche im linken Bein plagt. Als die Ärzte Bilder seiner Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) sehen, wird schnell klar, dass dieser Mann viel größere Probleme hat: ihm fehlen fast 90% seines Gehirns
1. Wo normalerweise Gehirnzellen sein sollten, ist nur Liquor, also Nervenwasser. (Abbildung 1).
[Links nur für registrierte Nutzer]Abbildung 1: Links MRT Aufnahmen eines Gehirns, dem fast 90% der Hirnmasse fehlt (A: Blick von oben, C: seitlich). Im Vergleich rechts ein gesundes Gehirn mit normalem Volumen. (A und C von Feuillet et al. 2007, gesundes Gehirn von radiopaedia.org) Das Erstaunliche: der verheiratete Vater von zwei Kindern ist ein gesunder Verwaltungsbeamter, der Beruf und Alltag seit jeher ohne Probleme bewältigt. In Intelligenztests schneidet er leicht unterdurchschnittlich ab, ist aber keineswegs auffällig. Die Ursache für seine fehlende Hirnmasse ist schnell gefunden: als er ein Baby war, bestand die Gefahr, dass er einen Wasserkopf entwickeln würde, weshalb Ärzte Hirnwasser ablaufen ließen. Dadurch haben sich allerdings seine Hirnkammern (Ventrikel) ausgeweitet, bis sie schließlich fast den ganzen Schädel einnahmen. Ein gesundes Gehirn hingegen besteht aus zahlreichen Bereichen und Gebilden, die verschiedene Aufgaben übernehmen. Zum Beispiel ist der Hippocampus für unser Gedächtnis verantwortlich, der Thalamus reguliert unter anderem den Hormonhaushalt und die Hypophyse schüttet die gerade benötigten Hormone aus.
Die Frage, die sich aufdrängt: wie kann ein Mann, dem all diese Areale fehlen, der nur 10% eines normalen Gehirns besitzt, überleben?