Wirtschaftswunder
"Samstags gehört Vati mir"
Der
wirtschaftliche Aufschwung in den
1950er-Jahren sorgte dafür, dass die Industriearbeiter
viele Überstunden machten. Im Gegenzug forderten die Gewerkschaften 1956 einen freien Samstag – mit der Aktion "Samstags gehört Vati mir".
Vor dem Zweiten Weltkrieg lag die Wochenarbeitszeit in der Industrie bei etwa
46 Stunden, in der Nachkriegszeit sank sie auf etwa
40 Stunden. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1950er-Jahren und das so genannte
Wirtschaftswunder führten dann aber wieder zu
steigenden Arbeitszeiten und v
ielen Überstunden.
1950 betrug die wöchentliche Arbeitszeit
48 Stunden verteilt auf
sechs Tage, im Jahr
1955 lag sie sogar bei
49 Stunden.
Aus der Arbeiterschaft kam die Forderung nach einem freien Samstag. Umfragen in den 1950er-Jahren ergaben, dass die Industriearbeiter einen freien Samstag einer täglichen Arbeitszeitverkürzung vorziehen würden.
Dieser Wunsch nach mehr Freizeit wurde immer wichtiger: Bei einer anderen Umfrage zogen die Befragten das lange Wochenende der Möglichkeit vor, durch Überstunden am Samstag den Verdienst zu erhöhen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schloss sich diesen Forderungen an.
In den ersten Jahren der Bundesrepublik hatten vor allem die Forderung nach Lohnerhöhungen in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen sowie die Neuordnung der Wirtschaft und der Mitbestimmungsrechte im Mittelpunkt der DGB-Arbeit gestanden.
Mit
zunehmendem Wohlstand änderten sich die
Themen:
Die Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen sollten erkämpft werden, zum Beispiel durch Arbeitszeitverkürzung. 1956 wurde mit der Aktion "Samstags gehört Vati mir" die Kampagne um die Fünftagewoche mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden aufgenommen.
Die Erfolge kamen in den folgenden Jahren. Im Steinkohlebergbau wurde beispielsweise 1959 die Fünftagewoche eingeführt, andere Bereiche folgten: Versicherungen (1960), Banken (1961), Holzverarbeitung (1963), Druck (1969).
Die
40-Stunden-Woche ließ länger auf sich warten:
1965 wurde sie in der Druckindustrie beschlossen,
1967 in der Metallindustrie.
Gleichzeitig nutzten die Fünftagewoche und die vermehrte Freizeit der Wirtschaft:
Der Konsum stieg an. Ein Auto für Wochenendausflüge, Bedarf für Heim und Garten, Freizeitangebote, Sportartikel – all diese Wirtschaftssparten profitierten vom freien Familienwochenende.
https://www.planet-wissen.de/geschic...sfrage398.html