WikiLeaks-Depeschen enthüllen Washingtons enge Verbindungen zu Gaddafi
Bill Van Auken
Wie eng die Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen Regierung, führenden US-Politikern und Muammar al-Gaddafi, auf dessen Sturz und Ermordung Washington derzeit drängt, tatsächlich war, belegen Berichte amerikanischer Botschaften, die WikiLeaks am vergangenen Mittwoch und Donnerstag ins Internet stellte.
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Ein besonderes Schlaglicht aus der Summe der Depeschen wirft dabei ein Bericht über ein Treffen zwischen dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi und dessen Sohn und Nationalem Sicherheitsberater Muatassim mit den republikanischen Senatoren John McCain (Arizona) und Lindsey Graham (South Carolina), Senatorin Susan Collins (Maine) und dem »unabhängigen« Senator Joe Lieberman (Connecticut).
McCain, der republikanische Präsidentschaftskandidat des Jahres 2008, bezeichnete Gaddafi in seinen jüngsten Reden als einen »der blutrünstigsten Diktatoren der Erde« und kritisierte die Regierung Obama, weil sie sich weigere, »die ganze Schlagkraft unserer Luftwaffe einzusetzen«, um einen Regimewechsel in Libyen herbeizuführen.
Auf diesem Treffen vor zwei Jahren dagegen schmierte McCain den Gaddafis besonders eifrig Honig um den Bart. Dem Botschaftsbericht zufolge »versicherte« er ihnen, »die Vereinigten Staaten wollen Libyen mit dem für die Sicherheit des Landes notwendigen Gerätschaften ausstatten« und bot sich persönlich an, »die Angelegenheit im Kongress voranzubringen«.
Zu weiteren Ausführungen McCains heißt es in dem Botschaftsbericht: »Er ermutigte Mutasim, an der langfristigen Perspektive bilateraler Sicherheitsengagements festzuhalten und zu bedenken, dass es von Zeit zu Zeit immer wieder einmal zu kleineren Reibungen kommen werde, die man aber überwinden könne. Er bezeichnete die bilateralen militärischen Beziehungen als stark und verwies darauf, dass die Ausbildung libyscher Offiziere im amerikanischen Oberkommando, den Stäben und den Militärakademien die beste Möglichkeit einer libyschen militärischen Beteiligung böte.«
Der Bericht zitiert
Lieberman mit den Worten: »Vor zehn Jahren hätte niemand vermutet, dass wir hier in Tripolis sitzen und von einem Sohn Muammar al-Gaddafis begrüßt würden.« Der Senator, so heißt es weiter, habe Libyen als »einen wichtigen Verbündeten im Krieg gegen den Terrorismus« bezeichnet und bemerkt, »gemeinsame Feinde führen manchmal zu besseren Freundschaften«.
Mit den »gemeinsamen Feinden«, auf die sich Lieberman bezog, waren genau die islamistischen Kräfte gemeint, die im Osten Libyens konzentriert waren und deren Unterdrückung durch Gaddafi damals von den USA unterstützt wurde. Heute positionieren die USA diese Kräfte neu, und stellen sie mit modernen Waffen ausgerüstet an die Spitze der Operation, die Gaddafi stürzen soll.
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Staatschefs- und Regierungschefs wie Obama, Sarkozy, Cameron und Berlusconi , die Gaddafi als Kriminellen bezeichneten, der nun gejagt und getötet werden solle, gehörten allesamt zu seinen Komplizen. Alle haben mit ihm zusammengearbeitet, ihn mit Waffen versorgt und das Regime unterstützt. Und amerikanische und europäische Unternehmen erzielten riesige Gewinne aus dem Erdölreichtum Libyens.
Am Ende benutzen sie die Aufstände in der Region und die gegen Gaddafi gerichteten Proteste in Libyen dazu, einen Krieg zu entfachen, der ihnen die kolonialähnliche Kontrolle über das erdölreiche Land verschaffen soll und ihnen zugleich dabei hilft, einen Verbündeten loszuwerden, den sie immer für unzuverlässig und unberechenbar hielten, und der seine Förderer mit Forderungen nach vorteilhafteren Verträgen mit den Erdölkonzernen, engeren Beziehungen zu Russland und China sowie der Drohung verärgerte, den Euro und den Dollar durch einen »Gold-Dinar« zu ersetzen.
http://info.kopp-verlag.de/hintergru...u-gaddafi.html