Freitag, 20. Juli 2012
Reportage aus Idleb und von der türkischen Grenze
Das ist fast wie Star Trek: dahin, wo noch niemals ein Reporter gegangen ist, da geht Anastasia Popowa von Vesti.Ru hin. In diesem Fall Idleb und die Grenze zur Türkei. Die nachfolgende Reportage von Vesti.Ru ist thematisch relativ breit gefächert. Sie zeugt vom Waffen- und Banditenschmuggel, ausländischen Instrukteuren und Terroristen (sie kommen zu Wort!), ihre Pässe werden gezeigt, ihre Methoden demonstriert. Am wichtigsten aber ist wahrscheinlich die Schlußbemerkung: die Syrer führen seit den Attentaten von Damaskus einen "totalen Krieg" gegen den Terror.
Endlich.
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Zitat:
Die Stadt Idleb ist der unruhigste und gefährlichste Ort auf der Karte Syriens. Dieser Ort wird auch als "Tor" bezeichnet - nach Auskunft der Armee ist es diese Stadt, durch welche Waffen und Drogen auf syrisches Territorium gelangen, gleichzeitig ist es das Einfallstor für bewaffnete Kämpfer.
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Zitat:
Die Grenze ist schwieriges Gelände, geht einen gewundenen Bergbach entlang. Hier ist noch Syrien, dort - bereits die Türkei. Selbst, wenn man alle 100 Meter einen Soldaten postiert, würde das nicht helfen. Die Türken helfen den Rebellen mit allem - von diesem Berg dort werden wir immer beschossen, und nach dem abgeschossenen Flugzeug können wir nicht näher als bis auf 10 Kilometer an die Grenze heran - ihre Raketen zielen auf uns.
Text ab 03:10: Den Worten der Militärs nach
bekommen die bewaffneten Kämpfer auf der türkischen Seite der Grenze Hilfe vom britischen Geheimdienst. Sie bilden Scharfschützen und Sprengmeister aus und unterrichten die "Oppositionellen", wie man mit Sprengstoff umgeht. Dort befinden sich auch die Feldlazarette, die für Flüchtlingslager ausgegeben werden.
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Hier gibt es auch eine ganze Untergrundfabrik zur Herstellung von Bomben und Raketen. An den Anlagen wird in mehreren Schichten gearbeitet. Sprengsätze und ungelenkte Raketen sind zur Hauptwaffe der hiesigen Rebellen geworden.
Man leidet dabei nicht am Mangel an Material.
Sprengladung und Geld fließen ebenso aus der Türkei. Die Grenzen sind nach wie vor durchlässig. Doch während man früher alles offen zum Beispiel in Traktoren beförderte, kommen nun solche gepanzerten Lkws zum Einsatz.
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Unter den bewaffneten Kämpfern sind Syrer, aber auch ausländische Söldner. Durch die türkische Grenze kommen vor allem Libyer und Tunesier nach Syrien. Bei den Festgenommenen finden sich Einreisestempel aus Istanbul.
Fahad ist 21, er kämpfte schon gegen Gaddhafi und kam nun, das syrische Volk zu befreien. Der Tunesier sagt, er sei dem Aufruf seines Imam gefolgt, der alle zum Dschihad gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad aufrief. Beide behaupten, sie hätten je 1.000 Dollar angespart und den bewaffneten Rebellen etwas bezahlt, um in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Sich selbst bezeichnen sie als verführte Opfer eines Medienkriegs.
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Text ab 06:00: Jeden Tag sterben in Syrien ca. 50 Soldaten, die meisten davon in der Provinz Idleb.
Die Regierung hat die bewaffneten Kämpfer oftmals dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen; man gab Amnestie, versuchte zu verhandeln - alles ohne Erfolg. Nach den Terroranschlägen von Damaskus, bei denen die Militärspitze des Landes umgekommen ist, hat das Kommando die Strategie geändert: die Argumente sind zu Ende. Anstelle eines humanen Umgangs erwarten die bewaffneten Rebellen nun überall totale Säuberungsaktionen.
Anastasia Popowa, Jewgeni Witkin, Michail Lebedew, Vesti. Idleb, Syrien.
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