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Am meisten gefragt waren jedoch die Werke von Plato und Aristoteles. In ihnen fanden die islamischen Schüler Erklärungen für die unklaren Stellen im Koran. Früher betrachteten die Moslems ihre Heilige Schrift als Teil einer allumfassenden Weisheit, die 'durch angesehene und rechtschaffene Schriftgelehrte' in Worte gekleidet und der Menschheit durch den Propheten Mohammed mitgeteilt worden war. Ohne daran zu zweifeln, mußte sie angenommen werden. Die neueren Gelehrten waren der Meinung, daß, wenn man den wissenschaftlichen Weg benützt, indem man das Unbekannte in bekannten Begriffen auslegt, um das Gemüt nach und nach in das Unerforschte und Abstrakte einzuführen, sie auch die rätselhaften 'Offenbarungen' erklären könnten. Voller Begeisterung studierten sie die Heiligen Schriften des Altertums und diskutierten darüber. Sie versuchten, ihre eigene kanonische Überlieferung auszulegen und Fragen zu erläutern, die von der Lebensführung des Menschen bis zur göttlichen Gerechtigkeit reichten und sich aus der Konfrontation mit den Christen ergaben. Die zahllosen erläuternden Kommentare, die die Grundlage für die heutige islamische Philosophie bilden, sind daraus entstanden.
Die enormen wissenschaftlichen Fortschritte, die zwischen 800 und 900 n. Chr. gemacht wurden, fesselten die menschliche Imagination. Einige forschten noch tiefer und versuchten, ihre Bestimmung und ihre höhere Verantwortung dem Kosmos gegenüber zu verstehen. Diese Erkenntnisse wurden heilig gehalten und im Sanktuarium der Mysterienzentren, wie z. B. Eleusis und Samothrake, nur Würdigen und Geschulten anvertraut. Als aber der christliche Kaiser Justinian 529 n. Chr. befahl, die Mysterienschulen zu schließen, wurden ihre Neophyten und Hierophanten durch die ihnen von der Öffentlichkeit entgegengebrachte Feindseligkeit gewarnt und verließen ihre Heimat, denn sie befürchteten, ihr okkultes Wissen könnte eventuell verraten werden. Ihre Studien setzten sie für sich allein an einem sicheren Ort fort.
Teil 1: