Bevor uns ein Moderator drüben rauswirft, sollten wir hier weitermachen, einverstanden?
So so, weil sie nicht die Machtmittel hatten, verbreitete sich der Aberglaube friedlich.
Die 200 Bischöfe zeigen doch, dass das Christentum mächtig und weit verbreitet war. Hätten sich 10 Hansel getroffen, hätte ich dir beipflichten können, aber nicht bei 200. Rechne die 200 Bischöfe mal auf unsere Zeit hoch, das wären heute ein paaar Tausend.
Du unterschlägst in deiner Argumentation auch den Herrschaftsanspruch der Christen, im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein und diese Wahrheit zu verbreiten.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass deine Christen damals so friedlich waren wie heute und sich auslachen ließen. Das lässt sich durch die Heidenverfolgung belegen. Willst du nicht ein Christ sein, so schlag ich dir den Schädel ein ... Taufe oder Tod!
Vielleicht war die Ausbreitung des C im Nahen Osten eben nicht friedlich wie das Christen gerne hätten und der gewaltsame Islam eine Reaktion auf den Drang der Christen die ganze Welt missionieren zu müssen, auf das das C wiederum mit den Kreuzzügen reagierte. Hinzu kam der Jesuswahn und das leidige Jerusalem.
Wie erklärst Du dir z.B. die freiwillige Kastration von Priestern um sexuell enthaltsam leben zu können und die Opfer in den anderen Punkten? Wer oder was war geistiger Brandstifter für diese ungeheuerlichen Verbrechen?
Glaube und Indoktrination: zwei Seiten einer Medaille
Archaische Denkweisen sind auch heute noch weit verbreitet, denn sie haben einen enormen Vorteil: sie bieten eine sichere Basis (solange man die Basis nicht infrage stellt, aber selbst wenn man das tut, so landet man in einem Zirkel, in dem sich alles wunderbar gegenseitig bestätigt). "Herr A ist ein zuverlässiger Zeuge, soviel ist sicher. Warum ist das sicher? Weil Frau B es bezeugt. Und wie tadellos Frau B ist, wissen wir, weil Herr A uns dies selbst bestätigt hat". Häufig wird dies durch mehrere Zwischenstationen so verwirrend gestaltet, dass der Zirkel selbst für intelligente Menschen kaum zu durchschauen ist.
Vier weitere Methoden werden eingesetzt, um diese Begründungen (des Glaubens) wahr erscheinen zu lassen:
- Indoktrination in frühester Jugend, bevor sich kritisches Denken herausbilden kann
- Ausnutzung des Autoritätseffektes durch Respektspersonen (Eltern, Pfarrer etc.)
- Permanente, hochritualisierte Wiederholung
- Druck und soziale Kontrolle durch Belohnung und Strafe
Indoktrination in frühester Kindheit ist sehr wirkungsvoll, weil wir in der Jugend die Denkmuster lernen, die wir später benutzen (und dies erklärt auch, warum Menschen meist bei der Religion ihrer Jugend bleiben - Wechsel kommen relativ selten vor und geschehen kaum spontan sondern brauchen eine lange Vorbereitung). Religion wird meist von den Eltern "geerbt" (im Sinne der Weitergabe von kulturellen Traditionen, nicht im genetischen Sinne).
Zum Autoritätseffekt muss man kaum etwas sagen. Wir nehmen eher etwas an von Personen, die uns etwas bedeuten. Autoritäten geben uns Sicherheit und Geborgenheit und in den ersten Lebensjahren sind wir auf die Existenz von Autoritäten angewiesen, um überhaupt überleben zu können. Diesen Respekt vor Autoritäten werden Menschen kaum wieder los.
Lernen geschieht fast ausschließlich durch die Wiederholung von Assoziationen. Jeder Mensch hat diese Erfahrung machen müssen. Nur durch ständiges Repetieren sitzt das Wissen des Prüflings. Wenn das Lernen dann noch in der Gruppe stattfindet und ritualisiert wird, dann schleifen sich die notwendigen Denkstrukturen schnell ein. Wer eine Messe in der Kirche mitgemacht hat, der erfährt folgendes: durch das Singen steigt (besonders bei ungeübten Sängern) der Kohlendioxidgehalt des Blutes an, die Denkfähigkeit lässt nach, und die Rituale üben eine fast hypnotische Wirkung aus.
Dazu kommt dann auch noch der Gruppeneffekt: je mehr Menschen eine Überzeugung haben, um so eher nehmen wir an, dass das Gesagte wahr ist. Dabei spielt nicht so sehr die absolute Zahl eine Rolle, sondern die relative Nähe der beteiligten Gruppenmitglieder.
Eine wichtige Rolle spielt auch der vierte Punkt: die Sanktionen gegen vorbildliche und abtrünnige Mitglieder. Daher hat fast jede der großen Religionen (mit Ausnahme des Buddhismus, dort geschieht dies eher indirekt) einen umfassenden Strafkatalog für Abweichler (bis hin zur Todesstrafe). Ungläubige werden im Christentum und Islam mit ewigen Höllenqualen bedroht - ein Schicksal, schlimmer als der Tod. Gläubige dagegen erwartet das Paradies. Durch die Indoktrination wird sichergestellt, dass niemand einen Beweis für diese Bestrafung oder die Belohnung verlangt (außer vielleicht einige mutige Kritiker).
Diese Effekte potenzieren sich gegenseitig und wenn sie noch in die allgemeinen kulturellen Normen integriert werden, dann ist die Wirkung verheerender als eine mehrmonatige Gehirnwäsche. Dazu kommt, dass diese Prozesse der Indoktrination über mehrere Jahrtausende hinweg perfektioniert worden sind, in der Art einer kulturellen Auslese: Kulte, die nicht perfekt waren, sind untergegangen oder wurden assimiliert, später teilweise durch die Sieger sogar vernichtet, meist durch die Ermordung der Autoritätsfiguren des Kultes, manchmal auch durch die Ermordung fast aller Mitglieder. Dazu kommt noch die Missionierung, die im Christentum besonders gewalttätige Formen angenommen hat (selbst in der jüngeren Geschichte).
Eine weitere Wirkung wird durch den hohen Erklärungswert der Glaubensvorstellungen erzielt. Menschen sind in hohem Maße darauf "konditioniert", Muster zu erkennen. Es ist praktisch kaum möglich, ein sinnloses Punktmuster z. B. durch Verspritzen von Tinte zu erzeugen, ohne dass wir Gestalten und Figuren darin erkennen. Auch in Wolkenformationen erkennen wir sofort Vertrautes.
Da die Beschreibung der Welt stets unvollständig ist, werden die fehlenden Teile durch Musterergänzung komplettiert. Offensichtlich ist eine falsche Theorie, die die Welt komplett erklären kann, einer unvollständigen, aber korrekten Theorie immer überlegen (was die Annahme durch die Menschen angeht).
Hier leisten die großen Religionen Erstaunliches: Sie liefern eine fast komplette Erklärung für die Welt und vermitteln so Sinn, Sicherheit und Geborgenheit. Deswegen "dürfen" die Glaubensvorstellungen auch nicht angegriffen werden, denn sonst könnten zu viele Leute aus dem Kontrollraster fallen.
Und noch ein wichtiger Punkt spricht für die Glaubensvorstellungen: Sie sind so einfach gehalten, dass keine besondere intellektuelle Anstrengung nötig ist, sie zu begreifen. Wer aber geistige Herausforderungen nicht scheut, der findet auch dort genug Material für Fortgeschrittene.
Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass Religionen kaum Vorhersagen über die Welt machen, die so eindeutig sind, dass ein Nichteintreffen etwa als eine Widerlegung gedeutet werden kann. Vorhersagen werden entweder keine gemacht, oder diese sind nicht explizit sondern werden durch spätere Deutung in die Texte hineininterpretiert, oder sie werden so Vage gehalten, dass eine Fülle von wahrscheinlichen Ereignissen zur "Bestätigung" der Vorhersage dienen kann. Dies übertrifft aber selten die Güteklasse billiger Jahrmarktsgaukler.
Wenn man z. B. die mehrfach geäußerte Prophezeiung nimmt, mit der Jesus das baldige Ende der Welt verkündet, so wird entweder die Übersetzung angezweifelt, oder der Text "darf nicht so wörtlich interpretiert werden" etc. Ausreden lassen sich genug erfinden.
Konfusius, er zitiert: "Es steht niemandem frei, Christ zu werden: Man wird zum Christen nicht "bekehrt", man muss krank genug dazu sein ..." (Friedrich Nietzsche)
Quelle: www.dittmar-online.net