Diff ist aber kein Pförtner...
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Ich und falsch ? https://www.youtube.com/watch?v=mHzDonjwYZg
zu hoch gepockert
Zur unsauberen Zitierweise, lies bitte einfach nochmal nach, was du geschrieben hast. Es war eben nicht die Rede von "Duldung", sondern davon, dass die USA (Subjekt des Handelns) via den Oligarchen (deren nützliche Idioten) Russland (Objekt des ganzen) ausgeplündert hätten. Entschuldige bitte aber für meine ungenaue Zitierweise, du hast es in der Tat als deine Meinung gekennzeichnet, du denkst also nur, dass ich wider besseren Wissens hier Dinge in Frage stelle, die so evident sind, dass du sie nach der ersten Nachfrage doch fallen lassen musst und statt dem "Die USA haben Russland via Oligarchen ausgeplündert" dich doch lieber drauf zurückziehst, sie hätten es geduldet.
Womit wir bei der Problematik von "dulden" sind. Genau diesen Vorwurf, dazu nochmal der Vergleich, kann jeder BLM-Aktivist gegen die USA oder Europa erheben, die Idi Amins und Charles Taylors hatten nie Probleme Banken in den USA oder Europa zu finden, die nach dem Motto "Geld stinkt nicht" deren Gelder gerne angenommen oder Geschäftsleute, die mit denen Geschäfte gemacht haben. Genauso wie bei Putins Oligarchen oder mexikanischen Drogenkartellen. Das Problem ist die Ambivalenz, die zeigt, ob es sich um Kritik handelt oder bloßes Ressentiment handelt und auch hier ist in beiden Fällen dasgleiche Muster dahinter.
a) Entweder man verlangt vom Westen eine paternalistische Haltung oder eine, die das Gegenüber so nimmt, wie es eben ist. Einer korrupten russischen, afrikanischen oder burmesischen Führung Geschäfte, Konten, etc. zu verweigern kann nur legitimiert werden, indem man dem Gegenüber die Augenhöhe abspricht. Das russische/kongolesische/... Volk ist nicht in der Lage seine Geschicke zu lenken, die Führung ist korrupt/gewalttätig und handelt nicht im Interesse dieses Landes oder Volkes und wir als Westen wissen besser, was das richtige ist. Keine Konten für Russlands/Kongos/... politische Führung, keine Geschäfte mit denen. Das ist ein Standpunkt.
b) Der andere ist, wir maßen uns nicht an zu entscheiden, was für das russische/kongolesische/nordkoreanische/... Volk am besten ist, wir behandeln sie auf Augenhöhe, wenn die ihr Geld zu einer Schweizer Bank bringen ist das ihre Sache, wenn sie Geschäfte mit westlichen Unternehmen machen, ist das ihre Sache.
Beides sind für sich genommen konsistente Standpunkte, aber sie schließen sich ggs. aus, man kann nicht beides haben. Würde BLM, Antikolonialisten, etc. nachvollziehbar darlegen, welchen Weg sie von der Politik erwarten, würde ich diese Kritik ernst nehmen. Da sie einfach nur nach Beispiel hin- und herswitchen, warum der weiße Mann gerade böse ist, stempel ich das als Ressentiment/Hass ab. Und der Vergleich ist absolut 1:1 auf die Kritik am "Westen" durch Verteidiger der russischen Politik übertragbar. Du kritisierst einerseits fehlende Augenhöhe (a ist falsch) und kritisierst, dass die US-Regierung nicht in Geschäfte in Russland interveniert (b ist falsch). Es gibt übrigens auch einige grundlegende Emotionen, die ich bei BLM genauso nachvollziehen kann. Wenn ich als Schwarzer jeden Tag oberflächlichen Patriotismus und Überheblichkeit erlebe, zum 1000. Mal vor Fahnen salutieren und mir die Heldengeschichten anhören müsste, wie die Gründerväter die barbarischen Briten vertrieben haben, würde ich auch irgendwann sagen wollen "STOPP! Für meine Vorfahren war das nicht das Land der Freiheit, die sind beim Versuch das barbarische England am anderen Ufer zu erreichen im Detroit-River ertrunken". Genauso gibt es sicherlich das eine oder andere Grundgefühl, was man von russischer Seite nachvollziehen kann, was letztlich bei rumkommt ist aber dasgleiche in Grün. Wo der eine für seine Rhetorik den weißen Mann bemüht, bemüht der andere den Westen und es kommt von beiden Seiten die Totalverweigerung so etwas wie Verantwortung für das eigene politische Handeln auch nur zu erkennen.
Ich reagiere nicht empfindlich auf vorgetragene Gewissheiten. Worauf ich empfindlich reagiere, ist dieses bewusste Einigeln in einer Parallelwelt und was ich fast obszön finde, ist, das mit "Reflexion" zu beschrieben. In diesem Forum wirst du seit Jahren nichts anderes lesen, als dass Russland das Opfer des bösen Westens ist, alles, was Krone-Schmalz da sagt, ist hier schon tausendfach gepostet worden. Sei es nun von ihr, von David Precht, von Scholl-Latour, von Sarah Wagenknecht, Gauland, Helmut Schmidt, von Schröder, von Ken Jebsen, ... entschuldige bitte, aber alles, was sie sagt, hat für jemanden, der hier mitgelesen hat, so einen Bart bis nach Timbuktu, traf hier vor dem Krieg auf 99% Zustimmung und jetzt immer noch auf 80%. Dann kommen eben auch von dir, der es eigentlich besser weiss, noch Versatzstücke, wie die USA haben Russland über die Oligarchen ausgeplündert, und du denkst, das wisse ich genau (mir ist schon klar, du willst an Eitelkeiten appellieren, dass ich mir hier doch nicht die Blöße geben könne, eine allg. Forenweisheit zu hinterfragen). Auf Nachfrage bekommt man zu hören, dass man eigentlich klüger sein sollte als nachzufragen, dann dass es ja anders gemeint gewesen sei, die USA habe es eben "geduldet". Ich fürchte die Art der Reflexion, die du meinst, man solle tief in sich gehen und sich selbst fragen, ob man sich überhaupt bewusst ist, wie böse die USA sind und nochmal ein typisches 0815-Interview von anno dazumal vor dem Krieg, in dem nochmal dargelegt wird, warum der Westen schuld hat, wie irgendein Pastor oder Mullah, der unter kritischer Reflexion verstehen mag, ob man denn heute schon genug gebetet hat.Zitat:
Woher kommt denn diese Gewissheit? Ich meine, wo Du so empfindlich auf vorgetragene Gewissheiten reagierst? Nicht ernsthaft nur von Russia Today. Wo konnte man während Putins erster Amstzeit RT in Deutschland empfangen? Wurde ja erst 2005 gegründet und berichtet bisweilen diskrepant zu anderen russischen Sendern: so zweifelte RT die Wirksamkeit der Pandemiemaßnahmen in Westeuropa an und kritisierte den Umgang mit Demonstranten gegen jene Maßnahmen, während Pervej Kanal, Rossyi 24, etc. für die russische Bevölkerung denselben Sermon verbreiteten wie unsere öffentlich-rechtlichen Sender. Warum sollte man RT mehr vertrauen als anderen Sendern?
Du liest hier nun regelmäßig mit, weisst, wie die Uhren hier ticken. Nichts gegen Bestätigung suchen in der eigenen Bubble, aber wenn ich hier zum 100. Mal schriebe, wie scheisse ich Claudia Roth finde, weiss ich, dass das hier weitgehend Konsens ist und bilde mir hier nicht ein mutig mal was ganz Neues zu schreiben und das Forum mal zum Reflektieren anzuregen, sondern weiss, dass die fast jeder hier hasst und es dabei um gegenseitige Bestätigung geht, nicht um Reflexion.
Viele Leute finde ich hier nur noch zum Kotzen, viele Benutzer haben auf mich auch einen wirklich netten Eindruck gemacht, die leider m.M.n. in eine Wahnwelt abgedriftet sind, bei denen ich mir eher Sorgen mache, ob es denen damit wirklich noch gut gehen kann und das Video ist bestimmt nichts, was die zum reflektieren anregt.
Du kannst auch nicht in den Kopf von irgendeinem anderen Politiker schauen. Man kann auch behaupten, Stalin, Hitler oder sonstwer hätte eigentlich friedliche Absichten gehabt, sei nur von einer bösartigen Umwelt so lange gereizt worden, bis er die Geduld verloren habe. Ich kann auch nicht in den Kopf eines Krokodiles reinschauen. Was man beobachten kann, sind die Handlungen. Wir können auch darüber spekulieren, wenn nen Krokodil ne Kuh unter Wasser zieht, ob es sich nur von der Kuh bedroht gefühlt hat, einen abschließenden Gegenbeweis kann dir niemand liefern, weil in den Kopf gucken kannst du dem Krokodil genauso wie Putin.Zitat:
Am Ende haben wir beide keinen tieferen Einblick, wie Putin zu Beginn des Jahrtausends getickt hat.
Und wenn jemand erzählt, dass Demokratie, Rechtsstaat und Freiheit die Werte sind, auf denen er sein neues Russland aufbauen will und die Jagd auf Regimegegner losgeht, dann ist es für mich evident, dass der einen verarscht hat. Das hat auch nur begrenzt noch was mit Außenpolitik zu tun, wenn in Spanien die Regierung anfängt, nach und nach eine Diktatur aufzubauen und Regimegegner weltweit jagen zu lassen, ist es irgendwie absurd, das mit abgekühlten Beziehungen zu Frankreich, den USA oder sonstwem zu erklären. Wer so handelt will keine Demokratie und keinen Rechtsstaat aufbauen.
Woher ich weiss, dass entscheidende Aspekte der Rede damals gelogen waren? Weil er seine Absichtserklärung nicht umgesetzt, sondern das glatte Gegenteil getan hat. Glaubst du eigentlich wirklich, irgendeine der Fortschritte, die du siehst, wird in dem neuen (hoffentlich Kalten, aber das ist unklar) Krieg, den er vom Zaun gebrochen hat, Bestand haben? Und was soll mir das über seine Prioritätensetzung sagen?
Willst du jetzt sagen, er hätte so gerne 2001 ein Russland aufgebaut, in dem mehr in Bildung und Soziales gesteckt wird, aber die NATO hat ihn nicht gelassen (ein guter Teil dessen, was nirgends ratifiziert, aber als "Wortbruch" bezeichnet wird, war ja 2001 schon geschehen)? Es gibt eine Menge Szenarien, wie das ganze sich weiter entwickeln kann, ich sehe aber keines, was für Russland wirklich gut ausgeht.
Du hast unzweifelhaft recht, daß meine Formulierung - "die USA plündern" - vor allem daran krankt, wer "die USA" sind. Das ist weder die Gesamtheit der Bürger in jenem Fall gewesen, noch eine gezielt steuernde Politik, sondern Opportunisten und vermutlich auch Revanchisten gegenüber dem ehemaligen Feind. Das war unscharf und das räume ich ob der Mißverständlichkeit gerne ein.
Man kann nicht beides zum gleichen Zeitpunkt haben, möchte ich präzisieren.
Der von Dir ins Feld geführte "Paternalismus" im Hinblick auf Handelsbeziehungen mag der reinen Lehre nach illiberal sein, wäre m. E. im Interesse der strategischen Vorbereitung stabiler Beziehungen einerseits und einer stabilen russischen Politik andererseits nach dem Zusammenbruch der SU und damit in der Jelzin-Ära dennoch geboten gewesen.
Ersteres, weil Russland nach wie vor Nuklearmacht ist, mit der ein Miteinander grundsätzlich weniger Risiken als ein Gegeneinander birgt. Solange das Miteinander tragbar bleibt.
Letzteres, weil die russische Bevölkerung wie jede andere Bevölkerung auch nicht dauerhaft eine Regierung - hier Jelzin - mittragen wird, von der sie dem Ausverkauf preisgegeben wird. Da reichte schon eine ggf. falsche Wahrnehmung, daß das so sei. Im Fall Russlands war das in den 90ern indes real. Hier ist das Murren wegen einer Inflation im immer noch einstelligen Bereich groß. In den 90ern haben sich in Russland einzelne Produkte um 200% verteuert. Da laufen auch die Russen jedem Rattenfänger hinterher, der Besserung ggf. nur verspricht.
Daß sich im Zuge der historischen Entwicklung - und das ist auch hier im Forum im Dialog mit wenigstens vorgeblich russischstämmigen oder russlandaffinen Usern bemerkbar - der Liberalismus zum Feindbild entwickelt hat, weil die Vorgänge der 90er nicht als Kungelwirtschaft der alten Kader, sondern als Ergebnis vermeintlich "freier Marktwirtschaft" wahrgenommen oder gar in dem Sinne politisch mit dem Ziel der Abkehr von Jelzins Politik gezielt verkauft wurden, ist m. E. empirisch evident. Stalins Doktrin und deren abwegiger Liberalismusbegriff ist zudem ebenfalls in vielen russischen Köpfen noch präsent. Daß im Laufe der 90er in Russland als Folge des eben Gesagten Ressentiments gegen die Marktwirtschaft und damit gegen den Westen erstarkten, war geeignet, eine Machtbasis für marktfeindliche und antiwestliche Politik in Russland zu bilden.
Ein "paternalistisches" Nein zum Handel mit den Oligarchen insbesondere durch die US-Regierung hätte m. E. ein Zeichen setzen können, daß kein Handel mit Mafiosi zu Lasten der russischen Bevölkerung gewünscht sei und daß ein solche Handel mit jenen korrupten Kadern und ihren emporkommenden Schützlingen eben nichts mit einer zivil- und strafrechtlich flankierten Marktwirtschaft im bestverstandenen Sinne der Interessenwahrung aller Akteure am Markt zu tun habe. Stattdessen werden insbesondere die USA nun als Nutznießer wahrgenommen, die sie letztlich auch waren. Keine gute Grundlage für gute Beziehungen.
Langfristig wird nur eine von den Früchten der Marktwirtschaft überzeugte, weil daraus Nutzen ziehende Bevölkerung eine entsprechend marktorientierte Regierung mittragen. Und eine solche wird eher gute Beziehungen als Nuklearmacht zum Westen unterhalten als eine autokratische Regierung. Am Ende gehen die beiden genannten Punkte daher Hand in Hand. Und deswegen gäbe ich in diesem speziellen Fall dem "paternalistischen" Ansatz während der Jelzin-Ära den Vorzug.
Ob nun mit der Anwendung der Option b) in der frühen Putin-Ära alles besser geworden wäre, ist - auch das räume ich ein - mehr Hoffnung als Gewissheit. Daß das so problematisch ist wie die Behauptung, ohne Versailles wäre Hitler nicht an die Macht gekommen, ist mir klar. Eine Chance indes wäre es m. E. gewesen.
Tatsächlich lese ich nicht allzu intensiv mit, dazu lässt mir mein Alltag gar nicht die Zeit. Weswegen ich zu 90% nur in den "Themen des Tages" und bei einigen Dauerbrennern unterwegs bin und dann auch noch öfter mal nur mit Spaß-Posts. Aber das ist ein anderes Thema. Zeitweise bin ich wochenlang abwesend.
Am Ende des Tages lese ich in den Alltagsnachrichten oder "Mainstream" aber viel über die tapfere Ukraine, insinuiert die Speerspitze von Demokratie und Freiheit. Die Ukraine ist ein korruptes Drecklock und letztlich von seinen eigenen Oligarchen genauso filettiert wie Russland mit einer nicht nur zwei-, sondern viergeteilten Bevölkerung, was die politische Haltung der Bevölkerung angeht.
Das Pressenarrativ zur Ukraine erscheint mir daher etwas abwegig und vor diesem Hintergrund - Du magst darin einen Kontrastfehler erkennen - fiel mir jenes Video auf. Ob und welche offenen Türen im HPF ich damit einrenne, ist mir tatsächlich nicht in der von Dir vorgetragenen Deutlichkeit bewusst. Ich nehme sowohl pro-russische als auch pro-ukrainische User war und habe selbst Zweifel, ob es sinnvoll ist, sich in diesem Konflikt überhaupt auf eine Seite stellen zu wollen. Da bin ich inmitten von 20 Untersuchungen am Tag, Buchführung, Rechnungswesen, Arbeit an meiner selbstprogrammierten Patientenakte, Hausaufgabenbetreuung für meinen Jünsten, Gartenarbeit, etc. tatsächlich noch in der Findungsphase.
Oder kurz: es ist eben auch Reflexion für mich, weswegen ich Deinen Input ungeachtet der damit verbundenen Scharmützel gespannt aufnehme.
Um es kurz zu machen: Ich rechne mich nicht zu der Fraktion, welche die USA archetypisch und von vornherein für "böse" - was immer das heißen soll - hält. Ich halte die Politik der USA gegenüber Russland nach dem Zerfall des SU für nicht gelungen. Ich halte die Außenpolitik der USA in vielen Fällen für fragwürdig.
Ich finde auf der anderen Seite den US-amerikanischen Föderalismus und die damit verbundenen Wahlmöglichkeiten für die Bürger großartig. Ich schätze es, daß dort ein Bernie Madoff in den Knast kommt, statt wie ein Zumwinkel seine Korruption am Ende noch vergoldet zu bekommen.
Die Sache mit der Schubladendenke können wir daher gerne beiseite lassen.
Naja, Hitler hat seine Denkweise in seinem Buch ziemlich deutlich gemacht, bevor er an die Macht kam. Auch wenn die Schwarte kaum lesbar ist (bei der Lektüre der ersten Seite von "Mein Kampf" hatte ich bereits das Gefühl, daß da ein paar Seiten fehlen und ich irgendwo mittendrin einsteige).
Bei Krokodilen ist empirisch bekannt, warum sie machen, was sie machen: Sie fressen ihre Opfer. Ausnahmslos. Deren Aktionen haben einen ziemlich konstant bleibenden Zweck. Russische Machthaber indes verhalten sich nicht alle gleich.
Da erkenne ich schon Unterschiede zu Putin.
Jene 90er-Jahre-Mafioso mögen Regimegegner sein, aber denen geht es noch weniger um Demokratie, Rechtsstaat oder mehr als nur die eigene Freiheit.
Es stimmt aber, Politkowskaja 2006 war ein herber Einschnitt. Eben nochmal nachgelesen ... daß das schon wieder so lange her ist, ist meiner Altersdemenz wohl entglitten.
Nein, aber das klärt auch nicht die Frage nach Täuschung von vornherein oder Gesinnungswandel.
Nichtsdestotrotz werde ich nun in mich gehen und die vorgetragenen Einwände wirken lassen. Danke für die Erwiderung.