Die ersten Reichstagswahlen fanden meines Wissens am 15. Dezember 1866 statt. Also fast ein halbes Jahr nach Kriegsende.
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Ich habe mich für ein Buch, an dem ich grade schreibe, gründlich mit der Thematik beschäftigt. Meine Recherche-Ergebnisse will ich euch nicht vorenthalten. Hier die zeitliche Abfolge aller wesentlichen Ereignisse, die zum Krieg von 1866 führten:
Beginn und Chronik des Deutschen Bundeskrieges von 1866:
1852:
Johann Sporschil schreibt in seiner „Geschichte der Deutschen“: „Der Deutsche Bund ist insofern die größte Schöpfung der Neuzeit, als er einen Staatenbund darstellt, dessen grundvertragsmäßiger Zweck lediglich auf Verteidigung, niemals auf Angriff gerichtet ist. Wer die Stiftungsurkunde des Deutschen Bundes prüft, wird bekennen müssen, dass sie Bestimmungen enthält, die einer großartigen, segensreichen Entwicklung fähig sind. Jedenfalls bildet Deutschland seit Stiftung des Deutschen Bundes dem Ausland gegenüber eine immerwährende politische Einheit, eine europäische Macht, und das ist ein großes, unschätzbares Gut.“
1856:
Bismarck erklärt im deutschen Bundestag in Frankfurt: „Nun denn, so mögen wir einen guten Krieg mit Österreich haben, um es aus Deutschland hinauszuschaffen.“
1864:
Deutsch-Dänischer Krieg um Schleswig und Holstein. Siegreiche Preußen und Österreicher streiten sich um die Verwaltung der eroberten Gebiete. Preußen strebt Reform des Deutschen Bundes unter Ausschluss Österreichs an. Preußisches Heer führt Zündnadelgewehr ein.
1865:
Konferenz in Biarritz: Bismarck sichert Napoleon III. für den Fall kriegerischer Verwicklungen in Deutschland mit Sieg Preußens Gebietsgewinne am Rhein zu.
08.04.1866:
Preußen schließt Bündnisvertrag mit Italien, der eine gemeinsame Kriegsführung vereinbart. Deutsches Land soll von Preußen annektiert werden, österreichisches Land durch Italien. Dies ist ein Verstoß Preußens gegen die Verfassung des Deutschen Bundes, weshalb der Vertrag geheim blieb. Italien will von Österreich eroberte italienische Gebiete zurück, zögert aber noch.
24.05.1866:
Geplanter Europäischer Kongress in Paris – Einladung durch Napoleon III. Österreich macht zur Bedingung, dass jede Gebietserweiterung eines einzelnen Staates unterbleiben muss. Napoleon hält dies für unerfüllbar, Kongress kommt nicht zustande
Juni 1866:
Der preußische König sichert dem österreichischen Kaiser unter Eid zu, dass kein Bündnisvertrag mit Italien besteht.
01.06.1866:
Österreich überweist die Streitfrage der Verwaltung Schleswigs und Holsteins an den deutschen Bundestag.
Österreichische Mobilmachung gegen aufgeputschte Italiener.
07.06.1866:
Preußen sieht durch österreichische Mobilmachung die Gasteiner Konvention gebrochen, tritt aus dem Deutschen Bund aus und entsendet Truppen in das von Österreich verwaltete Holstein.
14.06.1866:
Österreich und Bayern setzen wegen des preußischen Bruchs des Deutschen Bundes die Bundesmobilmachung aller deutschen Staaten gegen Preußen durch.
15.06.1866:
Preußen fordert Sachsen, Hannover und Kurhessen auf, einen neuen Bund mit Preußen zu schließen, dies zu preußischen Bedingungen, Andernfalls werden diese Länder als Kriegsgegner Preußens behandelt. Unter Hinweis auf die deutsche Bundesverfassung wird dies abgelehnt.
17.06.1866:
Preußische Truppen marschieren in Sachsen, Kurhessen und Hannover ein. Die Hannoveraner kämpfen bei Langensalza zwei Tage lang gegen die preußische Übermacht. Proklamation Ludwig II. an die Armee. Seine Majestät zähle darauf, dass das Heer die altbewährte Treue, Anhänglichkeit und Tapferkeit auch jetzt wieder betätige.
Bayerische Truppen marschieren im preußischen Thüringen ein.
Erklärung des österreichischen Kaisers im Bundestag in Frankfurt: „Seine Majestät, der Kaiser, wird mit voller Macht der gegen seine Bundesgenossen geübten Gewalt entgegentreten und mit Aufbietung aller militärischen Kräfte unverzüglich handeln. Seine Majestät erwartet gleiches Einstehen für die gemeinsame Sache, für Deutschlands Recht und Freiheit von allen bundesdeutschen Regierungen...“
18.06.1866:
Die bayerischen Truppen kämpfen sich bis ins thüringische Hildburghausen vor. Als sie die (Falsch-)meldung von der hannoverschen Kapitulation erreicht, stoppen sie ihren Vormarsch und versuchen, sich im Westen mit dem VIII. Bundescorps aus Hessen, Baden und Württemberg zu vereinigen, um sich den preußischen Truppen vereint entgegenzustellen. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren.
19.06.1866:
Die Bayern erfahren, dass die Hannoveraner nun doch noch nicht kapituliert haben, drehen wieder nach Norden und schlagen die ursprüngliche Marschrichtung wieder ein. Zu dieser Zeit kämpfen die Hannoveraner tatsächlich erfolgreich gegen die preußischen Truppen. Gleichzeitig besetzt die preußische Armee Dresden und Preußen erklärt Österreich förmlich den Krieg. Preußen marschieren von Plauen Richtung Hof. Eine Klosterfrau schreibt an Bismarck: „Stehen´s ab von dem ungerechten Krieg und fangen´s einen Krieg an in Ihrer Seele durch andauernde beharrliche Lebensweise zur Abbüßung Ihrer Sünden und Missetaten!“
20.06.1866:
Die Nachricht der hannoverschen Kapitulation erreicht die bayerische Armee bei Meiningen. Erneut dreht die Armee nach Westen, um sich mit dem VIII. Bundescorps zu vereinigen.
Preußen sind im Anmarsch auf Coburg und marschieren am Abend ein.
König Viktor von Emanuel kündigt den Waffenstillstand mit Österreich auf und fällt mit Übermacht in Italien ein. Für Österreich bedeutet dies Zweifrontenkrieg.
22.06.1866:
Die Stadt Frankfurt zahlt 6 Millionen Gulden an preußischen General Falkenstein. Nachfolger von Falkenstein, General Manteuffel, fordert 25 Millionen Gulden und droht im Weigerungsfall mit der Plünderung der Stadt.
23.06.1866:
Preußen aller Waffengattungen rücken in Hof ein.
24.06.1866:
Die österreichische Südarmee siegt bei Custoza gegen die italienische Armee.
25.06.1866:
König Ludwig II. bereist in einem 20-stündigen Ritt die Frontlinien. Die Soldaten empfangen ihn begeistert. Er kehrt dann gleich nach München zurück, was Unmut hervorruft.
26./27.06.1866:
Schlacht bei Podol: Preußen besiegen österreichische Truppen. Erstmals setzt die preußische Armee das moderne, neue Zündnadelgewehr massenhaft im Gefecht ein. Tausende Tote auf österreichischer Seite, Preußen nehmen 500 Kriegsgefangene fest.
27.06.1866:
Zur gleichen Zeit siegen bei Trautenau preußische Truppen gegen die österreichische Armee.
28.06.1866:
In der Schlacht bei Münchengrätz besiegen die Preußen die Österreicher. 900 Österreicher fallen, Preußen macht 1800 Gefangene.
03.07.1866:
Entscheidungsschlacht bei Königgrätz: Sieg Moltkes über die Österreicher und Sachsen unter Benedek. Auf österreichischer Seite sind 31000 Tote und Verwundete zu beklagen, 12000 Österreicher kommen in preußische Gefangeschaft.
Kardinalstaatssekretär im Vatikan: „Il mondo casca – Die Welt stürzt zusammen!“
Ab hier Aufregung und Verwirrung in Bayern
06.07.1866:
In München werden Vorbereitungen gegen eine preußische Invasion getroffen. Die wertvollsten Bestände der Staatsbibliothek, der Staatsgemäldegalerie und des Nationalmuseums sollen in die Schweiz ausgelagert werden.
10.07.1866:
Bayerische Truppen unter Prinz Karl von Bayern unterliegen bei Kissingen der preußischen Mainarmee unter General von Goeben. Die Bayern werden nach verbissener Schlacht mit schweren Verlusten vertrieben.
11.07.1866:
Vorschlag Bismarcks an König Ludwig II.: Hegemonie Preußens in Norddeutschland und Vorherrschaft Bayerns über die süddeutschen Staaten unter Ausschluss Österreichs aus dem deutschen Bund. Ludwig lehnt unter Hinweis auf die Bundesverfassung ab.
14.07.1866:
Bayerische Truppen unterliegen bei Aschaffenburg
23.07.1866:
Brief von Ministerpräsident von der Pfordten aus Wien an Ludwig II.: „Übergang über die Donau sollte den Preußen noch lange streitig zu machen sein, weil diese ihrerseits an Krankheiten und Mangel an Verpflegung leiden. Der Minister und auch seine Majestät der Kaiser sind aber für den Frieden und geneigt, dafür große Opfer zu bringen.“
Österreich nimmt Verhandlungen im preußischen Hauptquartier in Nikolsburg auf mit dem Ziel, den Krieg zu beenden.
Als letzte der bundestreuen Regierungen steht Bayern nun allein gegen norddeutschen Bund und unterliegt in einer Schlacht bei Roßdorf erneut der preußischen Übermacht.
24.07.1866:
Proklamation von Friedrich Franz, Großherzog von Mecklenburg, an die Franken: Das königlich preußische zweite Reservearmeekorps hat euer Land besetzt. Unser bewaffnetes Einschreiten gilt eurer Regierung, nicht den Behörden und friedlichen Bewohnern, wenn diese des Krieges Lasten sich dadurch erleichtern, dass sie meinen Befehlen sofort entsprechen und die Mühe des Soldaten durch freundliche Aufnahme erleichtern.“
Pro Mann und Tag fordern die Preußen: 1 Pfund frisches Fleisch, 2 Pfund Brot, 3 Pfund Kartoffeln, 2 Seidel Bier, und 6 Zigarren. Für Offiziere zusätzlich pro Tag 1 Flasche Wein und 6 Zigarren bester Qualität.
25.07.1866:
Preußen rücken von Walldürn über Bischofsheim vor.
Mobilmachung des letzten Bayerischen Aufgebots: „Alle vor dem Feinde verwendbaren Truppen in Marschbereitschaft setzen...“
Prinz Luitpold von Bayern meldet als Kommandeur der dritten Division: „Die Mannschaft ist in einem Zustand, dass sich das Schlimmste befürchten lässt, wenn es morgen zum Gefecht kommt.“
26.07.1866:
Der bayerische Gesandte am Hof in Wien depeschiert nach München: „Sehr gut möglich, dass Preußen auf Waffenruhe nicht eingehen. Deshalb energischer Widerstand unserer Truppen dringend nötig vor allem auch nach Ansicht aller befreundeten Mächte.“
27.07.1866:
Bayerischer Ministerpräsident von der Pfordten im preußischen Hauptquartier in Nikolsburg. Bismarck kündigt außer Kriegskostenentschädigungen auch Gebietsabtretungen an. Von der Pfordten verlangt Unterstützung von den Österreichern bei den Verhandlungen. Diese wird ihm zugesagt, aber nicht erbracht
König Ludwig II. in einem Brief an Richard Wagner: „Überall Trug und Verrat. Eide gelten nichts, Verträge werden gebrochen. Doch noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Gott gebe, dass Bayerns Selbständigkeit gewahrt werden kann. Wenn nicht, wenn wir unter Preußens Hegemonie zu stehen kommen, dann fort, ein Schattenkönig ohne Macht will ich nicht sein.
– O Deutschland!“
28.07.1866:
Waffenstillstandsabkommen zwischen Preußen und Bayern.
31.07.1866:
Preußen rücken von allen Seiten nach Bamberg vor. Sie sind auch in vollem Anmarsch auf Nürnberg und rücken in der Stadt ein.
Frankreich droht Preußen mit einer Intervention für den Fall der Fortsetzung des Krieges
01.08.1866:
Der bayerische Oberbefehlshaber, Prinz Karl und der preußische General Manteuffel kündigen Waffenruhe auf. Um Nürnberg und Bamberg toben heftige Kämpfe. Vereinigte süddeutsche Korps vereinigt sich bei Würzburg und stellt sich zur Schlacht. Ministerpräsident von der Pfordten telegrafiert an Prinz Karl: „Seine Majestät wünschen, dass alles fernere Blutvergießen vermieden wird.“ Die Soldaten gehen unverrichteter Dinge nach Hause.
06.08.1866:
Die als Militärspitaldienende Nürnberger Johanniskaserne wird von Preußen in Besitz genommen, alle bayerischen Kranken kurzerhand entfernt und als Spital für preußische Verwundete genutzt.
22.08.1866:
In Berlin wird der Friedensvertrag zwischen Bayern und Preußen unterschrieben. Als Entschädigung soll Bayern 30 Millionen Gulden Entschädigung an Preußen zahlen. Preußen erzwingt mit der Drohung der Einverleibung eines Fünftels des bayerischen Staatsgebietes das geheime Schutz- und Trutzbündnis, in dem Bayern im Kriegsfall das Oberkommando über die bayerische Armee an den preußischen König abtritt. Bayern hört auf, ein souveräner Staat zu sein.
Von der Pfordten verzweifelt zu Bismarck: „Bayern ist in seiner Politik doch immer ehrlich gewesen!“ Bismarcks Antwort: „Zu ehrlich – zu ehrlich!“
23.08.1866:
Friedensverhandlungen in Prag, Österreich überlässt Preußen freie Hand zur Neuordnung in Deutschland und wird zur Zahlung von 20 Millionen Talern Entschädigung verpflichtet, aber keine Gebietsverluste für Österreich. Preußen verleibt sich Schleswig und Holstein, Hannover, Hessen, Nassau und Frankfurt ein und verbündet sich mit den süddeutschen Staaten gegen Frankreich. Beginn der preußischen Führungsrolle in Deutschland
Ich wußte wirklich nicht, wie viele bayer. Soldaten tatsächlich in Rußland geblieben sind, und habe mich auf die Zahlenangabe eines promovierten Historikes verlassen, der von mehr als Hunderttausend gesprochen hat. Werde mir ab heute die 30.000 einprägen. Wenn Du meinst, die Vergrößerung Bayerns sei es wert, mal so eben 30.000 Leute für den Wahn eines Fremdherrschers an der Beresina krepieren zu lassen, verstehe ich Deinen Standpunkt, teile ihn jedoch nicht.
Würde aber empfehlen, immer einen guten Vorrat an Kanonenfutter bereit zu halten, das man von ausländischen Potentaten vergrillen lassen kann.
Werden wir von Belgien und Österreich erpreßt, darum ging es?
Die Hunderttausende bezogen sich wahrscheinlich auf die Gesamtzahl aller napoleonischen Gefallenen, also inkl. der Franzosen und anderer Nationalitäten. Das waren etwa 350 000. Bei der Anzahl der bayerischen Gefallenen habe auch ich mich geirrt. 30 000 Bayern zogen mit Napoleon Richtung Moskau, davon kehrten 20 000 nicht mehr zurück. Quelle: http://www.lsg.musin.de/Geschichte/!...7jh/abs-by.htm
Natürlich sind die Opferzahlen erschreckend. Den "Deutschen Kriegen" von 1864 bis 1871 fielen jedoch weit mehr deutsche (also nicht nur bayerische) Soldaten zum Opfer als 20 000. Die Vielzahl der Schlachten und die Tatsache, dass es jeweils zeitlich abgegrenzte Kriege waren, machen eine genaue Angabe der Gefallenenzahlen unmöglich. Die "Reichseinigung" hat vorsichtigen Schätzungen zufolge etwa 50 000 - 70 000 deutschen Soldaten das Leben gekostet.
Was auch gesagt werden muss, daß sich die bürgerrechtlichen Freiheiten durch Napoleon gebessert haben. Der Rheinbund war wirtschaftlich und gesellschaftlich das beste, was den deutschsprachigen Völkern passieren konnte.
Boandlgroama
Heil Bismarck! :cool:
Die Zivilisierung der Südvölker war eine seiner grössten Leistungen.
Nix,1500 Jahre Kultu,schaust du hier:
Bismarck sorgte durch seine Außenpolitik,solange er an der Macht war für FRIEDEN in Europa!!!!!
Desweiteren kamen im Kaiserreich die Rentenversicherung,Arbeitslosenversicherung usw.Das musste er auf sozialedmokratischen Druck einfügen.Und das war auf der Welt damal einmalig!!!!
Heute arbeitet man wieder dran die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen,danke des Kapitalismus.
Deutschland war nie besser als um 1880-1890 herum!!!
Niemand würde behaupten, das es mit Bismarck nicht auch verbesserungen gegeben hat. Aber das preussische Kaiserreich war ein historischer Fauxpas. Solltest du es übersehen haben:
Von Bayrischen Boden aus ging dreimal Krieg aus - in 1500 Jahren!!!
Schau mal nach Preussen!!!! Ohne Krieg hätte es dieses Gebilde nie gegeben.
Boandlgroama
Bledsinn :))
Das eure komischen Könige nur Geld verprassen konnten und sich so jedem auswärtigen Feinde andienten ist ja wohl kaum als Ruhmesblatt zu bezeichnen, oder? Ohne Preussen wär euer Baziland schlicht und ergreifend Pleite gewesen :)