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Der Film "Jud Süß"
"Ausgezeichnet geworden. Der erste wirklich antisemitische Film", schrieb Reichspropagandaminister Joseph Goebbels 1939 in sein Tagebuch, nachdem er das Manuskript zu
"Jud Süß" gelesen hatte. Er persönlich gab den Spielfilm in Auftrag und überwachte seine Entstehung.
Am
5. September 1940 wurde
"Jud Süß" auf den
Filmfestspielen in
Venedig unter großem Beifall des deutsch-italienischen Publikums uraufgeführt. Die
deutsche Erstaufführung fand am 24. September in Anwesenheit von Goebbels und anderen hohen Vertretern aus Politik und Film im
Berliner Ufa-Palast statt. Bekannte Schauspieler wie
Heinrich George und
Kristina Söderbaum spielten unter der Regie
von Veit Harlan die Hauptrollen. Ausgezeichnet mit den Prädikaten
"politisch und künstlerisch besonders wertvoll" und
"jugendwert" wurde
"Jud Süß" in Deutschland zu einem
Publikumserfolg, der bis 1945 mehr als
6,2 Millionen RM einspielte.
Der Film basiert auf historischen Tatsachen:
Der
Jude Joseph Süß Oppenheimer (1692-1738),
Jud Süß genannt, war im 18. Jahrhundert als
Finanzberater des württembergischen Herzogs Karl Alexander (1684-1737) tätig. Für seine finanzielle Unterstützung des Herzogs erhielt er
mehrere Privilegien zugesichert. Eine rigide Steuerpolitik, die Karl Alexander auf Anraten Oppenheimers ausübte, führte zu einer Abwehrhaltung der württembergischen Landstände und zur
Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Für diese galt Oppenheimer als Urheber aller Missstände. Nach dem Tod des Herzogs wurde er verhaftet und das Todesurteil gegen ihn ausgesprochen, obwohl keine Beweise für die Anklagepunkte wie
Hochverrat, Beraubung der
Staatskassen oder
Korruption vorlagen. Am 4. Februar 1738 wurde Oppenheimer vor den Toren Stuttgarts aufgehängt.
Die Lebensgeschichte Oppenheimers war Inhalt verschiedener Filme und Bücher. Lion Feuchtwanger nahm sie zum Anlaß für seinen 1925 veröffentlichten Roman "Jud Süß", der zu einem Welterfolg avancierte. Für Feuchtwanger zeigten sich in der Geschichte Oppenheimers Parallelen zum Leben des 1922 von Rechtsextremisten ermordeten jüdischen Reichsaußenministers Walther Rathenau. Mit seinem Roman fragte Feuchtwanger nach Möglichkeiten einer
Assimilierung von Juden in Deutschland. Harlans Verfilmung von "Jud Süß" veränderte dagegen die historischen Tatsachen im antisemitischen Sinn.
Der
Jude Joseph Süß Oppenheimer vereinigte in
seiner Person alle antisemitischen Stereotypen wie
Habgier, Feigheit, Hinterlist, sexuelle Bedrohung arischer Frauen, Ausbeuterei bis hin zur
jüdischen Weltverschwörung.
Filmprogramm zu "Jud Süß", 1940
Die Produktion von "Jud Süß" erfolgte kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Verschärfung der Repressionen gegen Juden in Deutschland. Neben Rundfunk und Presse setzten die Nationalsozialisten auch das Medium Film als Propagandamittel ein, um in der deutschen Öffentlichkeit antisemitische Vorurteile zu bekräftigen und vorhandene Feindbilder zu verfestigen. Im Gegensatz zum Film
"Der ewige Jude" sprach
"Jud Süß" die Zuschauer aber nicht durch direkte antisemitische Propaganda an. In erster Linie als
Unterhaltungsfilm konzipiert, setzte er den Kinobesucher einer
subtilen, indirekten Beeinflussung aus. Diese war durchaus
erfolgreich: Nach Filmvorführungen kam es vereinzelt zu spontanen Demonstrationen, in denen antisemitische Gesinnungen kundgetan wurden.
In den von Deutschen besetzten Ländern sollte "Jud Süß" eine ähnliche Wirkung erzielen, daher wurde er u.a. auch ins Französische, Niederländische, Dänische oder Norwegische
synchronisiert. Per Erlass war der Film für die gesamte Schutzstaffel (SS) und Polizei
Pflichtprogramm zum
ermäßigten Eintrittspreis. Auch der nichtjüdischen Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten wurde der Film oft dann vorgeführt, wenn Deportationen von Juden bevorstanden.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-...film-jud-suess