Zitat von
Lichtblau
Hier eine kleine Sammlung von Stimmen, die ein anderes Bild zeichnen.
Der deutsche General Hans Friessner schrieb:
"Der sowjetische Soldat - das war ein entscheidendes Merkmal der Roten Armee - kämpfte bewußt und fanatisch für seine politische Idee. Das galt insbesondere für den jüngeren Soldaten. Es war also keineswegs so, daß er nur aus Furcht vor den ihn antreibenden politischen Kommissaren, die meist selbst tapfer kämpften, seine Pflicht erfüllte. Ich habe mit eigenen Augen auf dem Schlachtfeld beobachten können, wie sich junge Rotarmisten in aussichtsloser Lage durch Handgranaten in die Luft gesprengt haben, ja sogar mit deutschen Handgranaten, die sie lachenden Gesichts auffingen. Es waren wirklich todestrotzige Soldaten!"
Quelle: Hans Friessner, Verratene Schlachten, Hamburg 1956, S. 243.
Aus dem Bericht des Vertreters des Auswärtigen Amtes beim Armeeoberkommando 11 Otto von Hentig betr. Betrachtungen zum Fall von Sewastopol vom 6.7.1942:
"Welche Kräfte waren es, die den Russen zu solchen Leistungen befähigten? Daß die Leistungen ungeheuerlich waren, wird gerade von den Frontsoldaten anerkannt. Wie oft habe ich nicht voll Staunen gehört: 'Das hätte kein Franzose und kein Engländer, das hätten wir nicht mal ausgehalten!' Die Pistole des Politruks oder des Kommandanten kann es nicht allein gewesen sein, was die Leute vorwärts trieb oder zum Aushalten veranlaßte."
Zitiert nach: Ortwin Buchbender, Das tönende Erz, S. 361.
Guderian:
"Dieser Menschentyp überragt an seelischer Unempfindlichkeit gegenüber den Eindrücken des Kampfes alle anderen Völker. Fast nie sieht man ihn von einer Panik erfaßt, wie sie kaum einem der westlichen Kulturvölker beim ersten Gefecht oder beim Auftreten neuer Kampfmittel erspart blieb. Schon Friedrich der Grosse sagte von seinen russischen Gegnern, man müsse sie zweimal totschießen und dann noch anstoßen, bis sie endlich umfielen. Er hatte das Wesen dieser Soldaten richtig erkannt. Wir haben 1941 die gleiche Erfahrung machen müssen. Unerschütterlich hielten diese Soldaten die Stellungen, zu deren Verteidigung sie eingesetzt waren. Selbst wenn die Stellungen größtenteils genommen waren, blieben die letzten Verteidiger auf ihren Posten und ließen sich entweder totschlagen oder im Handgemenge gefangen nehmen. Aber sie kapitulierten nur schwer.
Guderian, Kann Westeuropa verteidigt werden?, Göttingen 1950, S. 35 ff.
Der Panzergeneral Hasso von Manteuffel in seinen Erinnerungen:
"Es war dies ein Feind - das sei einmal in aller Deutlichkeit gesagt, damit sich kein falscher Zungenschlag einschleicht - der auch in schwierigsten Geländeverhältnissen zu kämpfen und zu marschieren verstand. Ein Feind, eisenhart und wildentschlossen, die 'Hitleristen' samt und sonders niederzumachen.
Nur aus dieser Grundeinstellung der Roten Armee lassen sich die großartigen sowjetischen Leistungen erklären."
Manteuffel, Panzerkampf im Zweiten Weltkrieg, Schnellbach 2007, S. 102.
Tagebuchnotiz General Fedor von Bock vom 28. Juni 1941:
„1oo km hinter der Front, bei Siemiatycze, kämpft die 293. Division [Obernitz] immer noch um eine Reihe stark ausgebauter Bunker, von denen jeder einzeln genommen werden muß. Trotz schwersten Feuers und Anwendung aller Mittel ergeben sich die Besatzungen nicht. Jeder Kerl muß einzeln tot geschlagen werden.“
Bock, Zwischen Pflicht und Verweigerung, München/Berlin 1995, S. 202.
Denkschrift von General Rudolf Schmidt vom 17. September 1941 zur Weiterleitung an Hitler.
"Denkschrift über die Möglichkeiten einer Erschütterung des bolschewistischen Widerstandes von Innen her.
1. Welche Gründe erklären die Härte des sowjetischen Kampfes?
Der bisherige Verlauf des Ostfeldzuges hat gezeigt, daß der bolschewistische Widerstand an Härte und Verbissenheit die meisten Erwartungen bei weitem übersteigt. Insbesondere verfügt die Rote Armee über ein Unterführerkorps, das die Mannschaften immer wieder in Angriff und Verteidigung fest zusammenhält.
Die Gründe dafür sind im wesentlichen folgende:
In Rußland leben mehr überzeugte Kommunisten, als die Optimisten wahrhaben wollten. Die Menschen, die noch alte Rußland kannten, sind zum großen Teil ausgestorben, ausgewandert oder - soweit sie der führenden Schicht angehörten brutal ausgerottet worden. Die Jugend bis hinauf zu den heute 35jährigen fehlt der Vergleich mit dem alten Rußland. Ebensowenig beteht für den normalen Russen eine Vergleichsmöglichkeit mit dem europäischen Westen, den er bisher nur durch die Brille der kommunistischen Agitation sah. So hat die Jugend, die heute auch die Masse der russischen Armee stellt, nur den Kommunisten kennengelernt. Sie ist schon in der Schule und in den kommunistischen Jugendverbänden so planmäßig abgerichtet worden, daß der Kommunismus tatsächlich die Masse der Bevölkerung erfaßte. Es ist auch nicht zu bestreiten, daß für das Industrie-Proletariat eine ganze Menge getan wurde."
Gerd Überschär, Wolfram Wette, Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, Frankfurt am Main 1991, S. 340.