Zitat:
Wir wissen aus biographischen Zeugnissen, daß Mozart selbst diesen Typus des Libertins
persönlich verabscheut hat; daß er sehr dezidiert dem bürgerlichen Ideal von Liebe und
Ehe anhing und somit allen Grund hatte, die in seiner Oper dargestellte Bestrafung Don
Giovannis zu billigen.35
Zitat:
Doch damit ist zugleich ein weiteres Problem angesprochen. Wenn da Ponte und
Mozart Don Giovanni als einen negativen Helden gesehen und seine Bestrafung als gerecht
angesehen haben, warum haben sie diese Bestrafung dann dem Steinernen Gast
überlassen?
Warum haben sie diese Aufgabe nicht in die Hände der von Donna Anna
geführten Verfolgergruppe, sondern in die einer metaphysischen oder religiösen Instanz
gegeben, die ihre Wurzeln doch in der Düsternis der spanischen Gegenreformation hat?
Muß dies nicht als Zeugnis, wenn schon nicht einer grundsätzlichen Ablehnung, so doch
einer deutlichen Distanz zur Aufklärung gedeutet werden? – Auf den ersten Blick spricht
einiges dafür, daß diese Fragen positiv beantwortet werden müssen.
Als da Ponte und Mozart ihn aufgriffen, gehörte der Don Giovanni-Stoff nicht nur zu den beliebtesten des europäischen Theaters, sondern war im Zuge seiner zahlreichen Bearbeitungen inzwischen
zu einer Art populärem Schauerstück herabgesunken; er schien seinen angemessenen Platz
nicht mehr in den Opernhäusern, sondern auf Jahrmärkten und Wanderbühnen zu haben,
die der allgemeinen Volksbelustigung dienten.36
Vor allem das Auftreten des Komtur in Gestalt einer steinernen Statue erregte das Befremden der aufgeklärten Zeitgenossen und provozierte ihre Mißbilligung.
Ein Beispiel dafür bietet die bereits zitierte Besprechung einer Hamburger Aufführung aus dem Jahre 1789, in der Mozarts Musik zwar überschwänglich gelobt, die Handlung jedoch scharf kritisiert wurde:
usw. Link