Das Sex-tett (2:02:26) wäre wie sein Gegenstück aus Le Nozze di Figaro ein Beispiel dafür, was Mozart auszeichnet.
https://youtu.be/WaYlZQt-d60
Schon mit den ersten Klängen des Orchesters merken wir, es ist Nacht, wie an so vielen Stellen dieser Oper.
Leporello will aus dieser Nummer herauskommen und sucht "die verdammte Tür".
Ottavio und Donna Anna treten auf. Wir spüren, wie sich Anna unter Einhaltung der Konventionen von ihm abwendet und mit Hinweis auf Seelenschmerz und Tod um Verständnis bittet, vielleicht auch heuchelt.
Leporello kommt aus der Deckung, der mit Don Giovanni verwechselt wird, und den sie endlich als Vergewaltiger und Mörder zur Rechenschaft ziehen wollen.
Nachdem der Irrtum aufgeflogen ist, artikulieren alle sechs ihre Bestürzung ("Mille torbidi pensieri").
Dieses ganze Sextett über haben sich äußere und innere Handlung weiterentwickelt, ist die Zeit kaum einen Augenblick stehen geblieben.
Ohne jetzt in die Details zu gehen, sollte einleuchten, daß es extrem schwer ist, diese beiden Verläufe darzustellen und dabei auch noch gut singen.
Diese Versailler Vorstellung ist phänomenal, trotz einiger und erheblicher Schwächen (Don Giovanni dauernd zu tief, hirschhaft röhrende Tongebung, Comtur ebenfalls durchgehend zu tief, grausam verstimmte Pauke im ersten Finale, Dalla sua pace und Là ci darem la zu langsam) ist man von Anfang bis Ende in Bann geschlagen, ich zumindest.
Das könnte daran liegen, daß in dieser Aufführung wie ansonsten nur selten endlich ein Zug drin ist, und die innere Spannung bis zum Schluß, dem wunderbaren "Questo è il fin di chi fa mal" erhalten bleibt.
Mozarts Orchestration ist weniger hell und glänzend als in Figaro und Così, aber deshalb um nichts weniger meisterhaft. Don Giovanni klingt wie Nacht, unterbrochen durch die Helligkeit doppelbödiger Feste, das zweite nur für einen und abgeschlossen durch die Höllenfahrt.