Institut fuer Israelogie / 12. Januar 2024 / von Joshua Kissel (Auszug)
Landeskunde Israel: Wie die besonderen Winde auf dem See Genezareth entstehen
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Wind von nah und fern
Am See Genezareth gibt es einerseits
ferne Winde vom Meer, die
landeinwärts in Richtung See wehen und andererseits lokale Winde, die direkt am See entstehen. Ganz grundsätzlich entsteht Wind durch den Austausch von Luft. Wenn sich Luft erwärmt, dehnt sie sich aus und steigt nach oben. Kühlere Luft nimmt diesen Platz ein. Diesen Luftaustausch ist als Wind zu spüren. Die Winde am See Genezareth lassen sich grob in
zwei Kategorien einteilen.
Bei
Gebieten am
Meer weht der Wind
tagsüber landeinwärts, da sich die
Landluft schneller erwärmt und somit auch schneller aufsteigt. Die
kältere Meeresluft zieht nach, denn das Meerwasser erwärmt sich nur langsam. Nachts dreht sich das System um.
Das Meer hat sich über den Tag zwar langsamer erwärmt, jedoch speichert es die Wärme nun länger. So kommt es, dass der Wind nachts aufs Meer hinaus weht, da sich die Landluft am Abend schneller abkühlt als das Meer. Dieses Phänomen nennt man
Land-See-Windsystem. Da Israel am Meer liegt, gibt es einen täglichen Zyklus von Meer- und Landwinden. Am Tag heizt sich das israelische Festland schneller auf als das Mittelmeer. Kältere Meeresluft weht
landeinwärts. Nun ist die Situation in Israel besonders, da die Ost-West-Ausdehnung zwischen Küste und See Genezareth nur rund 50 Kilometer misst. Wenn die Winde vom Meer morgens an der israelischen Küste auf Land treffen, wehen sie schnell bis in die östlich liegende Jordanebene hinunter. Durch den Höhenunterschied und die steil abfallenden Hänge nimmt der Wind an Geschwindigkeit zu. Das ankommende Luftpaket ist nun ein
Fallwind und erwärmt sich zusätzlich beim Absinken in die Ebene, da der Druck in der Senke höher ist; es geschieht eine sogenannte trockenadiabatische Erwärmung.
Nun spielt auch der
lokal entstehende Wind eine Rolle. Analog zum Meer, erwärmt sich auch das Seewasser des Genezareth langsamer im Vergleich zur Erdoberfläche, welche den See umgibt. Deutlich wird der Unterschied anhand der jeweils vorherrschenden Temperaturen. Während im Sommer die Durchschnittstemperatur der Wasseroberfläche auf dem See rund 28 Grad beträgt, erhitzen die Felsen am Ufer auf bis zu 50 Grad. Dieser enorme Temperaturunterschied zwischen Land und Wasser, verursacht starke Luftbewegungen. Es kommt zu starkem Seewind, der an die Ufer weht. Dieser Effekt wird maßgeblich durch die Größe des Sees beeinflusst. Umso höher das Wasservolumen, desto stärker sind die Unterschiede der meteorologischen Parameter, die für die Windentstehung benötigt werden. Selbstverständlich beeinflussen verschiedenste weitere Faktoren die genauen Verhältnisse des Windes und die Windrichtungen. Beispielsweise ist der Wind im Norden und Süden – wo der Jordan ein- und abfließt – schwächer, da sich dort weniger Steilhänge befinden und mehr Vegetation vorherrscht. Letztlich sind die Winde und Windrichtungen um ein Vielfaches komplexer, als es hier dargestellt werden kann Es vermischen sich auch
verschiedenen Windsysteme, was zu besonderen
Windbewegungen und
Verwehungen führt. Ebenfalls unterscheiden sich die Winde im Winter, da hier andere Temperaturen und Verhältnisse vorherrschen.
Vom Fallwind zur Windstille
Zusammenfassend und vereinfacht lässt sich festhalten, dass drei Aspekte die Winde am See Genezareth besonders machen.
Erstens die Geographie, also die Lage Israels am Meer, die tiefliegende Jordanebene und die steile Topographie um den See herum.
Zweitens die Winde, die vom
Mittelmeer her entstehen. Sie wehen nach Israel hinein und erreichen den See aufgrund kurzer Distanzen.
Drittens der Wind, welcher am See Genezareth selbst entsteht. Aufgrund des hohen Wasservolumens und der enormen Temperaturunterschiede entsteht ein starkes
lokales Windsystem.
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