40 Jahre Leopard 2: Geschichte und Technik
Knapp elf Meter lang, drei Meter hoch und 3,75 Meter breit. Dazu ein mächtiger
Zwölfzylinder-Motor mit 1.500 PS. Sobald man all das in Aktion sieht, schwanken die Reaktionen zwischen Furcht und Faszination. Die Rede ist vom L
eopard 2, einem der bekanntesten deutschen Panzer. Er feierte kürzlich seinen 40. Geburtstag. Für uns Anlass genug, um sich dem Schlachtschiff zu nähern.
Selbstverständlich soll es an dieser Stelle nicht um blinden Militarismus gehen. Frank Haun, der Geschäftsführer von Kraus-Maffei-Wegmann (KMW), dem Hersteller des Leopard 2, sagte 2014: "Ohne den Kampfpanzer können wir Deutschland nicht verteidigen, sein Fähigkeitsspektrum ist durch nichts zu ersetzen." Ähnlich sieht es offenbar auch die sicherlich nicht als kriegslüstern geltende Schweiz, deren Armee ebenfalls auf den Leopard 2 setzt. Die Streitkräfte vieler NATO-Staaten nennen das Modell ihr Eigen, ebenso Chile, Indonesien, Katar und Singapur.
Der Leopard 2 geht auf ein
gescheitertes Rüstungsprojekt aus den
1960er-Jahren zurück, an dem die USA und die Bundesrepublik Deutschland beteiligt waren. Unter dem Namen
"Kampfpanzer 70" entstanden
sieben Prototypen. Doch nach
830 Millionen Mark Entwicklungskosten stoppte man
1969 die weitere Zusammenarbeit. Auf US-Seite entstand aus den gesammelten Erfahrungen der
M1 Abrams, auf deutscher Seite der
Leopard 2.
Er löste ab 1979 den Leopard 1 bei der Bundeswehr ab. Welche aberwitzigen Dimensionen der Kalte Krieg damals annahm, zeigt folgende Zahl: Im Jahr
1990 besaß die Bundeswehr
2.125 Leopard 2, anno
2008 waren es nur noch
350. In absehbarer Zukunft soll die Zahl auf
225 Exemplare
sinken. Aber obwohl Konflikte künftig stärker mit Drohnen und Hackerangriffen geführt werden, ist eine Außerdienststellung des Leopard 2 erst ab 2030 geplant. Gemeinsam mit Frankreich wird bereits am Nachfolger entwickelt, dem "Main Ground Combat System" (MGCS). *
Sehen wir uns die Technik des Leopard 2 genauer an: Er wird von einem flüssigkeitsgekühlten
V12-Viertakt-Vorkammer-Mehrstoffmotor des Typs MTU MB 873-Ka501 angetrieben. Mit einer Ladeluftkühlung und zwei Abgasturboladern ausgestattet leistet er 1.100 kW (1.500 PS) bei einer Drehzahl von 2600 U/min und beschleunigt den Panzer auf eine Höchstgeschwindigkeit von offiziell 68 km/h. Die reale zu erreichende Endgeschwindigkeit variiert und kann je nach Untergrund bis zu 30 km/h darüber liegen. Interessant: Rückwärts sind bis zu 31 km/h möglich.
Rund 64 Tonnen wiegt ein Leopard 2 gefechtsbereit, sein Tank fasst 1.160 Liter Kraftstoff, ist in Friedenszeiten aber auf 900 Liter begrenzt. Als Mittelwert beim Verbrauch werden
410 Liter auf
100 Kilometer angegeben. Wie andere Kampfpanzer kann auch der Leopard 2 Gewässer ohne Hilfe von Pioniertechnik durchqueren. Bis 1,20 Meter Wassertiefe ist er ohne Aufbauten oder Vorbereitungen watfähig. Mithilfe eines Unterwasserfahrschachtes können sogar Gewässer bis zu vier Metern Tiefe durchfahren werden.
Die Besatzung besteht aus vier Mann: Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer. Als Bewaffnung gibt die Bundeswehr eine 120-mm-Bordkanone plus 2 Maschinengewehre vom Typ MG3 an. Möglich ist zum Beispiel auch eine Nebelmittelwurfanlage. Aus verständlichen Gründen gibt es zur Panzerung des Fahrzeugs kaum Angaben.
Der Leopard wurde mehrmals Kampfwertsteigerungen unterzogen, im Autobereich könnte man von "Modellpflege" sprechen. In der Version A5 wurde an der Turmfront eine Zusatzpanzerung angebracht; ein eigenes Wärmebildgerät für den Kommandanten machte diesen vom Richtschützen unabhängig. Mit dem Restlichtverstärker für den Fahrer ist der Panzer voll nacht- und eingeschränkt allwetterkampffähig. Zum Schutz der vierköpfigen Besatzung verfügt der Leopard 2 wie alle Panzer des Kalten Krieges über eine ABC-Schutz- und Belüftungsanlage mit einer Leistung von 300 Kubikmeter pro Stunde, wodurch die Durchhaltefähigkeit in mit ABC-Kampfmitteln kontaminierten Gebieten sichergestellt werden soll. Die maximale Einsatzdauer wird dabei mit 48 Stunden angegeben.
Im Juni 2016 wurde von KMW die nächste Entwicklungsstufe des
Leopard 2A7V vorgestellt. Hinzugefügt wurde eine passive Zusatzpanzerung an der Wannenfront und ein Wärmebildgerät der dritten Generation für den Richtschützen. Hinzu kommen eine Verbesserung der Beschleunigung durch Modifikationen am Getriebe und Seitenvorgelege, die Verlegung der ABC-Schutzanlage in das Turmheck, um Platz für ein Kühlgerät für den Fahrer zu schaffen, das Tag- und Nachtsichtsystem "Spectus" für den Fahrer an Front und Heck sowie eine Anpassung der Handwaffenhalterungen und des Verstaukonzeptes der Ausrüstung.
Und was kostet ein Leopard 2A7V den Steuerzahler?
Im
Mai 2017 wurde ein Vertrag zur Lieferung von
104 Leopard 2 der
Variante A7V zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und Krauss-Maffei Wegmann als Generalunternehmer geschlossen. Der Fahrzeugbestand der Bundeswehr soll so auf
328 A7V steigen. Das Auftragsvolumen umfasst etwa
760 Millionen Euro, was pro Fahrzeug rund
7,3 Millionen Euro ergibt. Allerdings kann man hier wohl von einer Art "Mengenrabatt" ausgehen. Die Lieferung ist zwischen
2019 und
2023 geplant.
https://de.motor1.com/news/394514/le...e-und-technik/