Zitat von
Cetric
Kann man so sehen. Bist du eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, daß ohne Putins Eingreifen in der Ukraine (inklusive Krim) gar kein Eingreifen der USA möglich gewesen wäre und ergo die Annäherung Kiews an Europa auch gar nicht verhindert werden könnte (auch jetzt übrigens nicht, eher noch ein bißchen schneller)? Die USA waren Zaungäste. Die Verhandlungen spielten sich im Dreieck Kiew-Brüssel-Moskau ab, oder genauer gesagt, parallel in Linien Kiew-Brüssel und Kiew-Moskau. Moskau hat dabei den kürzeren gezogen, nachdem sie meinten sich über ihre Marionette Janukowitsch durchgesetzt zu haben... Majdan... Janukowitsch verlor die Nerven und türmte (hätte übrigens auch weitermachen können, sein Rausschmiß war gar nicht mal so sicher. (Vergleichbar mit der Flucht der Königsfamilie in der Frz. Revolution, die erst ihren wahren Fall nach sich zog und sie zu Volksfeinden stempelte). Die USA wären Zuschauer geblieben wenn Putin nicht losgelegt hätte. Das ist einer meiner Vorwürfe an ihn, die mich ihn als den 'größten US-Agenten' unserer Zeit titulieren lassen, denn er hat mehr bewirkt um die USA in dieser Region zu einem Handlungsträger zu machen als alle CIA-Agenten je hätten in ihren kühnsten Träumen erwirken können... Die USA machten sich unverzichtbar als Gegengewicht zur Bedrohung des europäischen Friedens durch Putin. Denn ohne sie kann sich EU ohne echt nennenswerten Streitkräfte nicht abschreckend entgegenstellen. Hätte Putin also um jeden Preis die Amis raushalten wollen, hätte er die Ukraine nur in Ruhe lassen brauchen. Hat er nicht, und jetzt muß er damit leben, daß diese sich in den Vordergrund auf der Gegenseite drängen.
Das glaube ich nicht. Niemand kann sich leisten einen Krieg zu entfachen, vor allem wenn man gerade an der Staatspleite vorbeigeschrammt ist. Wir hatten es doch kürzlich von Interkontinentalraketen. Die USA können sich auch auf der anderen Seite des Atlantiks nicht sicher fühlen, wenn es hier losgeht. Und jeder Idiot kann sich ausmalen, daß ein anfänglicher begrenzter konventioneller Krieg in den Atomkrieg ausufern müßte, das hat dann keiner mehr unter Kontrolle, einer drückt früher den Knopf als der andere, vor allem derjenige, der sich auf dem konventionellen Schlachtfeld im Nachteil sieht und 'zum letzten Strohhalm' greift.
Dieses Gedankenspiel eröffnete sich doch erst durch Putins Griff nach der Krim. Es gab keine Zeit, um sich dieses Szenario in Strategiepapieren auszudenken, im Moment reagiert man nur auf Ereignisse, die sich nicht klar vorhersagen lassen. Ich denke, am Status Quo war allen gelegen, darin hatte man sich seit längerem eingerichtet und es sich mehr oder minder behaglich gemacht. Nun aber sieht Putin eine historische Gelegenheit sich Ex-Sowjetterritorium, oder wie man das nennen möchte, zurückzuholen, die Versuchung ist groß, der Griff schnell gemacht. Ich wüßte nicht, wie die USA das hätten voraussehen können. Das ist die Gunst der Stunde, ganz klar. Und Putins Aktion. Die USA reagieren nur. Schade für euch Anti-Amerikaner, aber es ist halt so.
Sicher. Aber es könnte auch in Rußland Leute geben, die sich etwas weniger staatlich verordnete Feindbilder wie die der 'Faschisten in Kiew' wünschen würden, etwas mehr Vielfalt in der Berichterstattung, und etwas weniger verschwundene oder gekillte Journalisten. Das war schon mal besser im postkommunistischen Rußland, Putin zieht überall die Zügel wieder straffer an.
Diese belehrenden Auftritte gefallen mir auch nicht und ich würde mir auch mehr Feingefühl wünschen bei Auslandsauftritten unserer Politiker, vor allem von Gauck. Dieses Oberlehrer-Getue mit Ermahnungen dies oder das anders zu tun hat schon was Enervierendes. Wird aber nicht nur Rußland gegenüber praktiziert, sondern auch sonstwo, etwa wenn Merkel in China Menschenrechtsfragen anspricht. Anderenseits bewegt sich aber nur so etwas, Julia Timoschenkos Tochter ist auch mal hierzulande herumgereist um an ihre inhaftierte Mutter zu erinnern und bei Merkel um Hilfe vorzusprechen (zu Janukowitschs Zeiten). Hätte Januk nicht hingeschmissen, hätte er das Thema beim nächsten Zusammentreffen mit Merkel sich auch anhören müssen. Nun, die Geschichte hat sich dann anders gelöst.
Diese Folgsamkeit war aber früher schon mal ausgeprägter, besonders während Adenauers Zeit. Es ist immer noch Sache der jeweiligen Regierung (Kanzler), wie er sich zu den USA stellt, dabei hat es unterschiedliche Verhaltensmuster gegeben. Willy Brandt war auch nicht sehr scharf darauf sich aus dieser Richtung Vorschriften machen zu lassen, Schröder auch nicht. Merkel aktuell ist da wieder geschmeidiger, aber ich wette die Abhöraffäre hat auch bei ihr etwas ausgelöst um sich zu emanzipieren. Das wird nun aber wieder überlagert durch neue Notwendigkeiten sich der US-Unterstützung zu versichern. Sorry. So ist es nun mal. Ich habe schon gesagt wer das ausgelöst hat.