Blog.supertext.ch | 28. Februar 2017 | Fabio Schmuki
Ironie, Sarkasmus, Zynismus – was ist der Unterschied?
Es gibt
sarkastische Zyniker und
zynische Ironie. Alles dieselbe Leier also? Nicht ganz. Heute zeigt Supertext die gar nicht mal so kleinen Unterschiede.
«Lass uns spazieren gehen, das Wetter ist so schön», sagte er und schaltete den Fernseher ein.
Nein, es war kein schönes Wetter. Und ja, die Bemerkung war
ironisch. Nicht sarkastisch oder zynisch. Im Alltag verwenden wir Sarkasmus, Ironie und Zynismus oft synonym. Das greift aber bei weitem zu kurz.
Ironie: Verleiht Gewicht. Wenn sie denn erkannt wird.
Ironie ist das wohl weitverbreitetste Stilmittel in der mündlichen Kommunikation. Eine Botschaft wird ins Gegenteil verkehrt; man äussert also das Gegenteil von dem, was man eigentlich meint. Eingesetzt wird das Stilmittel oft, um Kritik zu üben oder etwas humoristisch zu unterstreichen. Allgemein verleiht es der Aussage mehr Gewicht.
«Rechtschreibung ist sowieso überbewertet.»
Wer uns Supertexter kennt, weiss, dass die Aussage nur
ironisch gemeint sein kann. Im Alltag ist das Dekodieren oft schwieriger. Es setzt
Weltwissen beim Hörer, Angaben zum Kontext und oft auch Kenntnis des Sprechers voraus. Setzen Sie Ironie also mit Bedacht ein, um peinliche Momente – und die müssige Korrekturphrase «Das war ironisch gemeint» – zu vermeiden. Speziell in der geschriebenen Sprache, wo unterstützende Faktoren wie Tonfall und die Mimik fehlen.
Sarkasmus: (passiv) aggressiv
Im Gegensatz zur Ironie ist
Sarkasmus selten lustig. Es ist
Hohn und
Spott, zielt darauf ab, den Empfänger zu
verletzen oder vor anderen
lächerlich zu machen.
Kein Wunder: Es stammt vom Altgriechischen
sarkázein (zu Deutsch
«zerfleischen») ab.
Sarkasmus beschreibt also die Absicht einer Aussage, nicht das eigentliche Stilmittel. So müssen sarkastische Aussagen nicht zwingend ironisch sein:
«Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen.» Sokrates
Sehr oft kommen Sarkasmus und Ironie aber in Kombination vor. Speziell in der persönlichen Kommunikation. Und genau darum bereitet auch die Abgrenzung immer wieder Mühe.
«Kein Problem, warte ruhig noch etwas länger. Die Ampel wird sicher bald nochmals grün.»
Trotz «böser» Absichten ist Sarkasmus
nicht immer nur schlecht. Vorausgesetzt, er wird vom Empfänger
richtig dekodiert. Massvoll eingesetzt
belebt Sarkasmus die Gesprächskultur und
fördert sogar
nachweislich die
Kreativität von
Absender und
Empfänger.
Zynismus: bitterböse oder einfach realistisch?
Sarkasmus und Ironie beziehen sich auf einzelne Aussagen;
Zynismus geht weit darüber hinaus. Es ist eine
Denkhaltung, die geltende Normen
ablehnt und für
lächerlich hält. Dabei benutzen Zyniker natürlich sehr oft sarkastische und/oder ironische Aussagen, was dazu führt, dass sie als verbittert wahrgenommen werden.
«Glück ist, wenn das Pech die anderen trifft.» Horaz
«Wenn dein Gewissen rein bleiben soll, darfst du es nicht benutzen.» Otto von Bismarck
Bitterböse muss das aber nicht sein. So befand zum Beispiel Oscar Wilde:
«Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung – und das ist so ziemlich dasselbe». Gerade in Grossbritannien ist der
Zynismus im Rahmen des legendären
schwarzen Humors populär.
Ironie, Sarkasmus und Zynismus lassen sich theoretisch also klar unterscheiden. Beim konkreten Anwendungsfall gibt es aber fast immer Überschneidungen. Blanke Ironie.
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