Zitat von
A-Lincoln
Danke
Du hast Dich auf den per Haftbefehl gesuchten Putin und seine Warnung bezogen - ich auch. Du hast geschrieben, dass du es komisch findest, dass aus dem Westen keine ähnlichen Warnungen kommen.
Das ist tatsächlich komisch, da es etliche solcher Warnungen an Iran, China und Nordkorea gab. Das gehört zur strategischen Kommunikation
Da hast du nicht unrecht – eindringlich ist das richtige Wort. Aber das liegt weniger an der moralischen Tiefe russischer Diplomatie, sondern eher am kommunikativen Selbstverständnis eines Landes das sich bedroht fühlt. Ob zu recht oder nicht.
Wenn der Westen dann auch noch brav in dieses Narrativ einsteigt – mit Sanktionen, Waffenlieferungen und einem medialen Dauerfeuer zwischen Dämonisierung und moralischer Erleuchtung –, dann braucht man sich über das russische Bedrohungsgefühl wirklich nicht wundern.
Kurz gesagt: Moskau hat Paranoia, der Westen liefert den Kaffee dazu. :)
Natürlich sind Putins Warnungen theatralisch, aber sie fallen auf fruchtbaren Boden, weil der Westen in seiner wertebasierten Außenpolitik oft vergisst, dass Moral in der internationalen Politik selten ein Ersatz für Strategie und Empathie ist.
Na ja, wie Russland seine wertebasierte Außenpolitik betreibt, konnte man ja kürzliche sehen, als Lawrow vor laufenden Kameras ausgelacht wurde.
Man wollte Russland isolieren, hat es aber stattdessen in ein wirtschaftlich-autoritäres Paralleluniversum geschoben, in dem Wir gegen den Westen als Staatsdoktrin funktioniert. Das ist so, als würde man jemanden ständig anstarren und sich dann wundern, dass er sich beobachtet fühlt.
Die Vorstellung, der Westen habe keinerlei Eigenverantwortung, ist diplomatisch betrachtet ungefähr so realistisch wie ein UNO-Friedensgipfel auf TikTok.
Wer jahrzehntelang Osterweiterungen, Wirtschaftsdruck und doppelte Standards betreibt und dann überrascht ist, dass Moskau misstrauisch reagiert, sollte vielleicht mal das Kapitel Strategische Selbstreflexion im Handbuch der Außenpolitik nachschlagen.