Strom-Notstand in der Ukraine – wem ist der wohl zu verdanken?
F. William Engdahl
Die Spaltung der Ukraine nach dem von Kiew und Washington angezettelten Bürgerkrieg gegen die russischsprachigen östlichen Provinzen führt das verwüstete Land jetzt in eine neue, vorhersehbare wirtschaftliche Krise. Die Schurkenregierung in Kiew, die seit neun Monaten jede ernsthafte diplomatische Lösung des Konflikts verweigert und lieber Bomben und Terror sprechen lässt, treibt die Bürger in eine verzweifelte Lage. Überall im Land fällt zu Beginn des kalten Winters der Strom aus, viele Häuser bleiben ungeheizt.
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In den östlichen Landesteilen der Ukraine – Donbass, Donezk, Krim (als sie noch zur Ukraine gehörte) und Luhansk – leben historisch bedingt mehrheitlich russischsprachige Ukrainer, die meisten von ihnen gehören nominell der russisch-orthodoxen Kirche an. Die Ostukraine, die wichtigste Wählerbasis des gestürzten Präsidenten Wiktor Janukowytsch, ist das Herzland der ukrainischen Kohle-, Gas- und Erdölindustrie sowie Standort von Kernkraftwerken aus der Sowjetära. Etwa 40 Prozent der ukrainischen Kraftwerke werden mit Kohle betrieben.
Demokratie im Dunklen?
Jetzt schlägt die Dummheit von Washingtons Krieg in der Ostukraine schmerzhaft auf das Land zurück. Natürlich nicht auf das weit entfernte Washington, wo die neokonservativen Kriegsfalken um Victoria »Fuck the EU« Nuland vom State Department, der republikanische Senator John McCain, Vizepräsident Joe Biden und CIA-Chef John O. Brennen jeden Mangel in der Ukraine gutheißen, weil sie hoffen, dass Putin dadurch zu einer Invasion gezwungen wird. Das nämlich würde dem militärisch-industriellen Komplex von USA und NATO den ersehnten Vorwand für einen neuen Weltkrieg liefern, mit dem sie die Figuren auf dem globalen geopolitischen Schachbrett neu ordnen könnten.
In der Ukraine kommt es aktuell zu kritischen Stromausfällen, weil jetzt der harte Winter mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt beginnt. Im Moment, wo dies geschrieben wird, zeigt das Thermometer in Kiew minus zwölf Grad, und der Winter hat gerade erst angefangen.
Der Kiewer Energieminister Wladimir Demtschischin appelliert an Industrie und Bürger, den Stromverbrauch während der Spitzenzeiten von fünf bis neun Uhr abends einzuschränken. Städte in der gesamten Ukraine melden Stromausfälle bis zu sechs Stunden täglich, die man eher aus armen Ländern in Afrika kennt. Die Lage in den ukrainischen Kraftwerken wird in der Online-Ausgabe der Ukrainskaja Prawda als katastrophal beschrieben. Die Zeitung warnt: »Kiew könnte erfrieren.«
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Wer ist bereit, zu helfen?
Dieses Desaster wirft die interessante Frage auf: Wer ist bereit, in der humanitären Notlage und wirtschaftlichen Krise zu helfen?
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Und jetzt erlebt die Ukraine als Resultat solcher Schachspiele à la Brzeziński wirtschaftlich die Hölle. Anstatt milliardenschwerer Hilfen aus Brüssel, die sich viele erträumten, als sie im letzten Winter auf dem Maidanplatz gegen Janukowytsch und für einen EU-Beitritt demonstrierten, wird die Ukraine durch IWF-Sparpolitik und so genannte Konditionalitäten regelrecht vergewaltigt, um die Ressourcen zur Plünderung durch westliche Banken und Konzerne wie Monsanto freizugeben.
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Junker und Brüssel als Retter?
Eher naive Ukrainer erwarten vielleicht, dass ihr neuer Wirtschaftspartner in Brüssel, die Europäische Union, ihnen in dieser Krise eine helfende Hand darbietet. Mitnichten. Darum geht es nicht bei einer assoziierten EU-Mitgliedschaft der Ukraine.
Jetzt, in einer akuten Stromkrise, erklärt die EU gegenüber Kiew, ihre Schatzkammern seien leer. Jean-Claude Juncker, der neue Präsident der EU-Kommission und entschiedener Befürworter einer Austeritätspolitik, sagte, die EU sei »am Limit« für weitere Wirtschaftshilfen an die Ukraine.
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Putin bietet Hilfe an
Aber es gibt eine helfende Hand für die Energieversorgung der Ukraine. Sie kommt vom »Oberteufel«, Brzezińskis Nemesis Wladimir Putin. Wenn Juncker oder Brzeziński der Joker ist, kann man Putin als Batman in der Tragödie Ukraine bezeichnen.
Am 27. Dezember kündigte die russische Regierung an, Russland werde Kohle und Strom an Kiew liefern, ohne Vorkasse zu verlangen. Es handele sich um eine Geste guten Willens von Präsident Putin, erklärte sein Sprecher Dmitri Peskow gegenüber der Nachrichtenagentur TASS. Peskow weiter: »Putin hat entschieden, diese Lieferungen wegen der kritischen Lage der Energieversorgung auch ohne Vorauszahlungen aufzunehmen.«
Russland plane, der Ukraine monatlich 500 000 Tonnen Kohle zu liefern, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Dmitri Kozak im Fernsehsender Rossiya 24. Man sei bereit, weitere 500 000 Tonnen zu liefern, wenn eine entsprechende Vereinbarung erzielt werde. Die Kohlereserven der Ukraine betragen offiziell 1,5 Millionen Tonnen, normal sind laut Zahlen des Energieministeriums Reserven von vier bis fünf Millionen Tonnen für den Winter.
Bevor Kiew im vergangenen Frühjahr den von Washington angezettelten Krieg startete, anstatt auf eine diplomatische Lösung zu setzen, konnte sich die Ukraine selbst mit Strom versorgen. Doch die lächerlichen Neokons um Nuland und Brzeziński interessiert die Ukraine nicht. Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass sie in Wirklichkeit einen Schwenk gegen Russland und einen neuen Weltkrieg wollen.