Zitat von
Jony
Ich sage sogar, dass selbst wenn jene großen Lügen, die eben viel zu groß sind, um aufzufliegen, doch mal irgendwann auffliegen sollten, es dann nur diejenigen interessieren würde, die - auf welche Weise auch immer - "Nutznießer" dieser historischen Richtigstellung wären.
Das würde, sollte es stimmen, gleichzeitig auch ne Menge über die politische Diskussionskultur und dem beigemessenen Wert von Argumenten der Gegenseite aussagen. Ich muss mich da ehrlicherweise mit einschließen, denn auch ich gebe den Russen einen ungleich höheren Vertrauensvorschuss als den westlichen Protagonisten. Finde allerdings, dass ich dafür auch objektive Gründe anbringen könnte.
Viele, die Russland gerade Kriegsverbrechen vorwerfen, wissen sehr genau um die Mechanismen und Dynamiken der Öffentlichkeitsarbeit während eines Krieges, wissen also z.B., dass mehr Lügen als Fakten in Umlauf gebracht werden, nehmen diese Meldungen aber trotzdem dankbar für die eigene politische Agenda auf. Diese ganzen Meldungen über Kriegsverbrechen sind ja im Grunde nur Sujet-Lieferungen für die jeweiligen "Teams". Die westlichen Medien beliefern ihre Teams und die nichtwestlichen Medien beliefern ihre Teams. Keiner von uns - zumal noch in einem Politikforum - ist irgendwie "ideologiefrei" bzw. ohne irgendeine politische Vision/Agenda und somit auch nicht neutral in politischen Dingen, zumal noch in einer derartig polarisierenden Konstellation wie wir sie heute haben.
Die damalige Brutkastenlüge haben damals genau diejenigen verbreitet und hochgekocht, die die Auflösung der Lüge später ignoriert haben, ob Politiker, Journalisten oder Bürger...
Wenn du sie heute fragst "Aber damals habt ihr nachweislich gelogen bzw. eine offensichtliche Lüge verbreitet, um eure Agenda mittels Emotionalisierung zügig durchzuziehen, also warum sollte ich euch heute glauben?", dann sind bestenfalls so Antworten zu erwarten wie "Olle Kamellen!", "Nicht vergleichbar!" oder in den letzten Jahren ganz besonders angesagt: "Das ist jetzt aber whataboutism!"