Welt der Wunder Redakion / 18.03.2024
Operation „Gladio“: Baute die NATO ein Terrornetzwerk in Deutschland auf?
Vor Jahrzehnten wurde Europa von Terroranschlägen erschüttert. Ein Höhepunkt: das Oktoberfest-Attentat. Spielten geheime NATO-Armeen eine Rolle?
Und so ist bis heute unklar, welche Verbindungen es zwischen den geheimen Untergrundarmeen der NATO und menschenverachtenden Bombenattentaten von Rechtsterroristen in Europa gab.
Attentat aufs Münchner Oktoberfest am 26. September 1980: Welche Rolle spielten geheime NATO-Armeen? Fakt ist: Der angebliche „Einzeltäter“ Gundolf Köhler war Mitglied der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“.
Karl-Heinz Hoffmann: Der Neonazi gründete die nach ihm benannte Wehrsportgruppe, die 1980 aufgelöst wurde. Die Gruppe unterhielt Kontakte zu dem Rechtsextremisten Heinz Lembke, der in Norddeutschland riesige Waffenlager angelegt hatte. Insgesamt hatte Lembke 33 geheime Depots angelegt – darin befanden sich neben automatischen Waffen (Symbolfoto) und mehr als 14.000 Schuss Munition auch 50 Panzerfäuste, über 150 Kilogramm Sprengstoff und mehr als 250 Handgranaten in militärischer Qualität.
Und hier kommt die NATO ins Spiel:
Das
Militärbündnis baute nach dem Zweiten Weltkrieg ein Netzwerk von
Untergrundarmeen in ganz
Westeuropa auf – sie agierten unter dem Namen
„Stay Behind“ oder
„Gladio“. Dazu gehörten auch Waffen- und Sprengstofflager, wie sie der Neonazi Heinz Lembke in Norddeutschland angelegt hatte. Ob Lembke zum Gladio-Netzwerk gehörte, ist unbekannt. Einen Tag vor seiner Vernehmung wurde er erhängt in seiner Zelle gefunden.
In Italien gab es in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Bombenanschläge – darunter das Attentat auf den Bahnhof von Bologna am 2. August 1980. Erst wurde die
Schuld dafür linksextremen Gruppen
zugeschoben. Später stellte sich jedoch heraus, dass
neofaschistische Gruppen verantwortlich waren. Bei den Ermittlungen zu den Anschlägen kamen die
Italiener auf die Spur einer
antikommunistischen Untergrundarmee namens
Gladio.
Im Jahr
1990 machte der damalige italienische Ministerpräsident
Giulio Andreotti die
Existenz von
Gladio in
Westeuropa öffentlich. Die
NATO dementierte dies zunächst, ruderte dann aber einige Tage
später zurück und gab eine
Stellungnahme heraus, dass sie sich
nicht zu
geheimen Operationen äußern würde.
Und so ist bis heute unklar, welche Verbindungen es zwischen den geheimen Untergrundarmeen der NATO und menschenverachtenden Bombenattentaten von Rechtsterroristen in Europa gab.
Paramilitärische Geheimorganisation der NATO
Geheime Waffenverstecke, Netzwerke im Untergrund und Guerillakämpfer:
In
Westeuropa bestand eine
paramilitärische Geheimorganisation der
NATO, deren
Netzwerke ab
1950 von der
CIA und dem
britischen MI6 im Verbogenen
aufgebaut wurden.
Ihr Auftrag:
Sollte die Sowjetunion Westeuropa überrollen, würden diese Kämpfer zurückbleiben und den Feind von innen heraus bekämpfen.
Erst
1990 wird diese Organisation als
„Gladio“ bekannt, nachdem ihre Kämpfer in Italien an Terroranschlägen beteiligt waren.
Aber welche Rolle spielte Gladio in Deutschland?
Wie baute die NATO die Gladio-Zellen in der Bundesrepublik auf?
Wer waren die Drahtzieher im Hintergrund?
Bis heute gibt es zu diesen Fragen unzählige Spekulationen – Welt der Wunder konnte mit einem beteiligten Zeitzeugen über eines dieser Projekte sprechen, mit
General Franz Uhle-Wettler, damals
verantwortlicher Abteilungsleiter im
Führungsstab der Streitkräfte der Bundeswehr.
Ein Interview, das die wahren Ausmaße der Gladio-Operationen deutlich macht:
„Ich bekam 1978 einen seltsamen Anruf aus dem NATO-Hauptquartier in Brüssel. Ein britischer General vereinbarte mit mir einen Termin zu einem geheimen Gespräch. Dabei ging es um den sogenannten
General Defense Plan. Dieser sah vor, einen
sowjetischen Angriff erst etwa
30 bis 50 km innerhalb der deutschen Grenzen
aufzufangen. Der
General hatte den Auftrag, in dieser
Verzögerungszone geheime Waffenlager, Funkgeräte, Verpflegung einzulagern und Leute anzuwerben, die dann, wenn dieses Gebiet in sowjetische Hand gefallen ist, aktiv werden.
Ich sollte dies mitorganisieren“,
sagt Uhle-Wettler. Er
lehnte das Anliegen des britischen Generals
ab.
Die sogenannten
Stay-Behind-Operationen fanden jedoch auch
ohne den Bundeswehrgeneral in Deutschland statt …
Wer steckt hinter dem Attentat auf das Oktoberfest?
Das Münchner Oktoberfest 1980: Eine Explosion am Eingang reißt 13 Menschen in den Tod. Der Täter Gundolf Köhler, Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, soll offiziell als Einzeltäter gehandelt haben, doch traten bei den Ermittlungen auch Erkenntnisse über geheime Waffenlager des Rechtsextremen Heinz Lembke zutage.
Noch im Untersuchungsgefängnis verriet Lembke die Lage seiner 33 Waffen- und Sprengstoffdepots: Sie befanden sich in
Uelzen und der
Lüneburger Heide, also genau dort, wo die
Briten mit den
deutschen Spezialeinheiten jahrelang den Guerillakrieg gegen eine mögliche kommunistische Invasion geübt hatten.
Nur ein Zufall? Hauptberuflich arbeitete Lembke zudem als Förster. Ein weiteres passendes Puzzlestück, denn laut Franz Uhle-Wettler suchten die Gladio-Truppen in Deutschland nach genau diesen Leuten für ihre Untergrundarmee:
„Da sollten Zivilisten angeworben werden, vor allem Förster und solche Leute.“ Das bestätigen inzwischen auch die
Chroniken der beteiligten Teile der
britischen Rheinarmee,
ganze Einheiten waren für einen solchen
Guerillakrieg vorgesehen und
übten ihn intensiv.
Fakt ist: Für einen einzelnen Förster waren die Waffendepots entschieden zu
umfangreich:
Unter anderem fanden die Ermittler automatische Waffen,
14.000 Schuss Munition,
50 Panzerfäuste, 156 Kilogramm Sprengstoff, 230 Sprengkörper und
258 Handgranaten.
Die
Menge und
Qualität der gefundenen
militärischen Ausrüstung deuten laut Historiker Daniele Ganser auf eine
Verbindung Lembkes zu Gladio hin. Dies konnte jedoch nie geklärt werden, da Lembke am 1. November 1981, einen Tag vor seiner Vernehmung,
erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde. Zuvor hatte er angekündigt,
umfangreiche Aussagen über
seine Hintermänner abzugeben.
Und so wurden die
wahren Drahtzieher der
Untergrundarmee von
Gladio bis heute
nicht gefasst. Was bleibt, sind jedoch die
Erinnerungen von
Zeitzeugen wie
General Franz Uhle-Wettler – und die
Ansammlung von
Fakten, die, ähnlich wie Puzzlestücke, zusammengefügt ein
klares Bild ergeben.
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