Invasion der Geisterschiffe bedroht EU
    Das elendige Geschäft mit Flüchtlingen im Mittelmeer boomt. Die EU wird  sich rasch etwas einfallen lassen müssen – und langfristig brauchen wir  eine intelligentere Entwicklungspolitik für Afrika.
Das nächste Schiff: Am  Freitag trudelte das Handelsschiff "Ezadeen" führerlos der  süditalienischen Küste entgegen. An Bord 450 Flüchtlinge. Der Kahn war  zuvor von seiner Besatzung aufgegeben worden. Wie schon am Vortag die  "Blue Sky M", auf der sich 768 Menschen befanden, die das Schiff in der  Hoffnung auf ein lebenswertes Leben irgendwo in Westgriechenland  bestiegen hatten.
Die EU-Grenzschutzagentur Frontex bezeichnet den Trend zum Flüchtlingsgeisterschiff
 als "neuen Grad der Grausamkeit".  Damit hat sie recht, denn wenn organisierte Menschenhändlerbanden  Verzweifelten ein Vermögen abknöpfen, um sie auf hoher See ihrem  Schicksal zu überlassen, ist das an Zynismus kaum zu überbieten.
Doch  wenn die Sprecherin der EU-Grenzschutzagentur das  
"Multimillionengeschäft" mit Menschenleben beklagt, das derzeit die  
größte Wachstumsbranche im Mittelmeerraum darstellt, dann kann der  moralisierende Tonfall nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage auch  das 
Resultat einer zu kurzsichtigen europäischen Flüchtlingspolitik ist.
Fluchtanreiz durch Rettungssysteme?
Es  war eine Entscheidung der EU, die italienische Rettungsaktion "Mare  Nostrum", mit der binnen eines Jahres 130.000 Menschen aus dem  Mittelmeer geborgen wurden, nicht weiter zu finanzieren und stattdessen  dem Ansturm mit der stark reduzierten "Operation Triton" zu begegnen.
Ein Hintergedanke war dabei, dass man 
Flüchtlingen  durch ein halbwegs funktionierendes Rettungssystem keinen zusätzlichen  "Anreiz" bieten wollte. Dass Verzweifelte offenbar nicht auf die  Wettervorhersage achten oder die Zahl der verfügbaren Rettungsringe  zählen, bevor sie sich ins Ungewisse stürzen, hat man in Brüssel nicht  ins Kalkül gezogen.
Während  die Flüchtlingszahlen in den letzten zehn Jahren im Winter stets  zurückgingen, ist das nun nicht mehr der Fall. Allein seit dem 1.  November – dem Beginn der Operation "Triton" – wurden 11.400 Flüchtlinge  gerettet. Frontex geht davon aus, dass der Menschenschmuggel zum  "Ganzjahresgeschäft" wird.
Fluchtschiffe werden immer größer
Erkennbar ist das auch daran, dass die 
benutzten Schiffe  immer größer werden. In Hafenstädten wie dem türkischen Mersin, dem  marokkanischen Tanger und dem syrischen Latakia ist die Boombranche  täglich zu besichtigen.
Die  EU wird sich rasch etwas einfallen lassen müssen. Sie wird nicht umhin  kommen, mit den Anrainerstaaten des Mare Nostrums nach gemeinsamen  Lösungen zu suchen. Sie wird langfristig eine 
intelligentere Entwicklungspolitik in Afrika betreiben müssen.
Und,  ja, es könnte auch nicht schaden, wenn überhaupt einmal irgendjemand  einen Gedanken daran verschwenden würde, wie man den Menschen in Syrien  politisch helfen könnte.
http://www.welt.de/debatte/kommentar...edroht-EU.html
Italien konnte und wollte "Mare  Nostrum" nicht weiterführen, aber Frontex ist ein böses Eigentor! :vogel:
Die Schlepper verlassen "rechtzeitig" die Schiffe, können dadurch nicht bestraft werden, sparen Treibstoff und Zeit, kaufen noch schneller noch größere Schrottkähne... :D