AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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Daggu
Ich habe nichts gegen Menschen anderer politischer Glaubensrichtungen, für mich ist ein anregender Disput mit dir oder Odem auch immer eine Einübung in der Toleranz, also dem Geltenlassen und der Duldsamkeit dem angeblich so ganz anderen Menschen gegenüber, als dem Phänotyp einer politischen, gesellschaftlichen und auch geächteten Minderheit.
So ganz ging das in der Vergangenheit allerdings nicht ohne Hauen und Stechen ab, aber der Lernprozess des Menschen endet wohl erst mit seinen letzten Atemzug, würde ich sagen, und wenn der Mensch denn auch wirklich dazu bereit ist, denn Lernprozesse als Umwertung seiner ehemals festen Werte(Vorstellungen) diese sind auch immer mit Schmerzen und großen Enttäuschungen verbunden.
Und was meinen ethischen oder moralischen Wertekanon betrifft, einmal so gesagt, dieser ist mit dem, was sich unter dem Begriff Faschismus und auch Kommunismus subsumiert einfach nicht vereinbar, die Heiligen und Lichtgestalten des NS und der dunkelroten Ära mit eingeschlossen.
Da ist zu viel, was sich mit meinen Vorstellungen von Menschlichkeit, also einfach Humanitas niemals vereinbaren lässt.
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Was ich eigentlich sagen wollte, auch wenn ich dich und Odem für Nazis reinsten Wassers halte, so sei euch die Hand gereicht, eine andere Möglichkeit für ein menschliches Handeln im gegenseitigen Verstehen sehe ich hier nicht, in der Realität ebenfalls nicht, und für die Zukunft des Menschen gesehen, nicht nur in Deutschland, schon gar nicht.
In diesem Sinne – per aspera ad astra
Werter Daggu, einen "grünen Punkt" kann ich gerade nicht vergeben, aber Du hast Dir eine etwas ausfühlicher Antwort verdient.
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ein wenig beeindruckt. Selten habe ich so versöhnliche - ich bin fast versucht die abgegriffene Vokabel "weise" zu benutzen - Worte in diesem Forum gelesen. Deine Überzeugungen ehren Dich, Deinen Standpunkt kann ich einschränkungslos akzeptieren.
Auch die Nationalsozialisten - also die historischen - waren ganz gewiss keine Heiligen. Im Gegenteil wurde damals sehr viel, zum Teil dramatischer, Unfug getrieben (ich schrieb bereits vor Jahren immer wieder, dass eine bloße Kopie des Dritten Reiches nicht wünschenswert ist). Wäre dem nicht so gewesen, so wäre die Weltgeschichte wohl anders verlaufen und auch das allgemeine welthistorische Urteil über diese Weltanschauung fiele vermutlich anders aus. Und damit meine ich nicht nur militärische Fehler, sondern auch politische, vor allem außenpolitische, und ganz grundsätzliche Fehleinschätzungen bezüglich der Qualität des deutschen und der Qualität anderer Völker.
Im Gegensatz zum Kommunismus, dessen Machtfülle und Existenzdauer meiner Ansicht nach hinreichend waren um den Nachweis zu führen, dass diese Ideologie in der praktischen Umsetzung ihrer Ziele auf der ganzen Linie versagt hat und nicht einmal ansatzweise das erreichen konnte was ihre Apologeten so eifrig predigten, hat der Nationalsozialismus nur sechs spärliche Jahre des Friedens Zeit gehabt. Das ist, das wirst auch Du zugeben, eine sehr kurze Zeit umd auch nur einen Bruchteil dessen was man ursprünglich wollte umsetzen zu können.
Hinzu kommt für mich Folgendes: Bereits mit der "Nacht der langen Messer" anno 1934 haben sich auch zahlreiche führende Nationalsozialisten von vielen eigentlich grundlegend wichtigen Idealen und Zielen verabschiedet, im Sinne einer pragmatischen Machtpolitik, die auch ich nicht in allen Bereichen gutheißen kann und will. Nobody is perfect.
Was der Zweite Weltkrieg dann an dramatischen und zerstörerischen Akten mit sich brachte muss aus einer anderen Perspektive beurteilt werden als die Politik in Friedenszeiten. In dieser extremen Ausnahmsituation haben alle Kriegsparteien, im Sinne einer Humanitas wie Du sie verstehst, und wie sie auch mir nicht fremd ist, schwerste Schuld auf sich geladen. Es wird hier aber immer und grundsätzlich mit zweierlei Maß gemessen, bzw die Verbrechen der einen Seite werden in unerhörtem Maße aufgebauscht, die der anderen Seite ignoriert, a posteriori mit Generalabsolution belegt oder schlichtweg totgeschwiegen.
"Revisionistische" Historiker bemühen sich seit Jahrzehnten das Geschichtsbild geradezurücken. dabei schütten aber auch sie oftmals das Kind mit dem Bade aus. Die Wehrmacht war keine umherziehende Kasperletruppe, die die Kinder Europas mit ihren lustigen Kapriolen unterhielt, die SS war kein harmloser Hühnerzüchterverein und die Konzentrationslager waren keine Sommerfrische. Und ja, das Deutsche Reich hatte in diesem Krieg eigene Interessen, zumindest entwickelten sich diese im Verlauf des Krieges und wurden auch durchaus artikuliert. Es wäre auch eine armselige Vorstellung gewesen immer nur der Reagierende zu sein.
Beide Seiten, diejenigen, die der offiziellen Lesart blind folgen ebenso wie die, die alle revisionistischen Neuinterpretationen aufsaugen wie ein trockener Schwamm, sind oft so verhärtet, verkarstet in ihren Denkmustern, dass sie am liebsten mit blanker Waffe aufeinander losgehen würden. Ergebnisoffene Auseinandersetzungen, von wechselseitigem Respekt und grundsätzlicher Anerkennung des Rechts des Diskussionspartners auf eine andere Meinung getragen, finden so gut wie nie statt.
Was Wunder? Eine vernünftige Herangehensweise an diesen ganzen Themenkomplex ist durch den propagandistischen Siedepunkt den diese ganze Debatte mittlerweile erreicht hat, und vor allem durch ihre immensen Implikationen, fast nicht möglich. Es gibt für jeden von uns fast nur zwei extreme, einander ausschließende Möglichkeiten: man wird zum bedingunslosen Apologeten des NS, oder zum bedingunslosen Feind, beiden Seiten fehlt jeglicher Wille zu Differenzieren.
Insofern bin ich überrascht und erfreut, hier im Forum immer wieder auf Menschen zu treffen, die auch bei diesem hochbrisanten Thema durchaus in der Lage sind in komplexeren Mustern zu denken als in simplen Schwarz-Weiß-Schemata. Die wenigsten bringen dies allerdings auf eine so offene, sympathische und zum Nachdenken anregende Art und Weise zum Ausdruck wie Du. Ich in den meisten Fällen sowieso nicht, dazu habe ich viel zu viel Spaß an der puren Provokation.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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Suppenkasper
Werter Daggu, einen "grünen Punkt" kann ich gerade nicht vergeben, aber Du hast Dir eine etwas ausfühlicher Antwort verdient.
Aber ich kann es.
Ich glaube, mehr gibt es wohl im Moment nicht zu sagen, oder zu schreiben. Vielleicht noch - mögen dann "Nazis" wie du mehr von der Allgemeinheit gehört werden, vielleicht löst das bei einigen Menschen den Knoten im Kopf und macht die Schere in dessen Köpfen stumpf.
Zum Abschluss vielleicht noch eines meiner liebsten "Zitatierungen":
„Nichts wird den Menschen geschenkt, und das wenige, das sie erobern können, muss mit ungerechtem Sterben bezahlt werden. Aber nicht darin liegt die Größe des Menschen. Sondern in seinem Willen, stärker zu sein als die Conditio humana. Und wenn die Conditio humana ungerecht ist, hat er nur eine Möglichkeit, sie zu überwinden: indem er selber gerecht ist.“
Camus
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herberger
Ich vermute mal der Friedensnobelpreis wird irgendwann abgeschafft werden weil fast jeder Kriegsverbrecher einen besitzt. Deswegen muss es eines Tages einen neuen Friedenspreis geben, und die Geschichtsforschung kennt dann nur einen Namen für diesen Preis.
:D, du bist schon ein Fuchs.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Der einzige Staatsmann der ganz offiziell einen Eroberungskrieg verkündete, das war Mussolini, er wollte das antike Rom neu beleben und das Mittelmeer sollte ein italienisches Meer werden, das Ergebnis war, die italienischen Soldaten hatten keine Lust für so etwas zu kämpfen, sie empfanden es als Zumutung und dann auch noch schlecht ausgerüstet in den Krieg zu ziehen.
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herberger
Der einzige Staatsmann der ganz offiziell einen Eroberungskrieg verkündete, das war Mussolini, er wollte das antike Rom neu beleben und das Mittelmeer sollte ein italienisches Meer werden, das Ergebnis war, die italienischen Soldaten hatten keine Lust für so etwas zu kämpfen, sie empfanden es als Zumutung und dann auch noch schlecht ausgerüstet in den Krieg zu ziehen.
Ein Mussolini statt Hitler wäre dem Naso in Deutschland wohl bekommen..
Er konnte besser reden, war volksnäher, witziger, sowie unterhaltsamer,,
Sensationelle Wutreden wie weiland Trappatoni von Herzen den Bayern .
Umgekehrt durfte Hitler in Rom seiner Baulust freien Lauf lassen
er hätte sich der Schönheit der Botticellis und Verdis gewidmet und
könnte so sein friedliches Naturell zum Besten seines Volkes erblühen lassen. ,.
Schon von seinem Äußeren mit seinem Bärtchen hätte er gut dorthin gepasst ,
Jeder Italiener würde sich mit einem Hitlerbärtchen schmücken
und die H-Tolle machte sogar bei Frauen die Mode. , .
Humor in der Politik verhülfe Derselben zu mehr Glaubhaftigkeit ~,~
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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herberger
Der einzige Staatsmann der ganz offiziell einen Eroberungskrieg verkündete, das war Mussolini, er wollte das antike Rom neu beleben und das Mittelmeer sollte ein italienisches Meer werden, das Ergebnis war, die italienischen Soldaten hatten keine Lust für so etwas zu kämpfen, sie empfanden es als Zumutung und dann auch noch schlecht ausgerüstet in den Krieg zu ziehen.
Komisch das sich jemand der den ewigen Frieden wollte mit so jemanden verbündet.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Die Umfrage geht mir auf den Sack. Ich möchte das die Optionen "Vielleicht" "Ist mir egal" und "Weiß der Teufel" hinzu gefügt werden.
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Lichtblau
Die Umfrage geht mir auf den Sack. Ich möchte das die Optionen "Vielleicht" "Ist mir egal" und "Weiß der Teufel" hinzu gefügt werden.
Zustimmung. "Geht mir völlig am Arsch vorbei" wäre die Option, die ich ankreuzen würde.
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Lichtblau
Die Umfrage geht mir auf den Sack. Ich möchte das die Optionen "Vielleicht" "Ist mir egal" und "Weiß der Teufel" hinzu gefügt werden.
zu bequem etwa für eine begründbare Meinung?
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Lichtblau
Die Umfrage geht mir auf den Sack. Ich möchte das die Optionen "Vielleicht" "Ist mir egal" und "Weiß der Teufel" hinzu gefügt werden.
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Suppenkasper
Zustimmung. "Geht mir völlig am Arsch vorbei" wäre die Option, die ich ankreuzen würde.
Meine Herren! Ich muss doch sehr bitten!
Der Führer ist das Thema. Was ist denn das für eine saloppe Haltung. Jetzt reisst euch mal zusammen!