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Vollständige Version anzeigen : Wie süchtig macht Heroin?



Mark Mallokent
03.12.2006, 12:50
Folgenden interessanten Text möchte ich zur Diskussion stellen. Es handelt sich um die Inhaltsangabe des neuen Buches von Theodore Dalrymple, einem er klügsten Intellektuellen unserer Zeit. Ich fand sie bei "Fakten und Fiktionen".:gesetz:
Hier die Zusammenfassung:
Glaubt man den Medien, wird ein Mensch normalerweise folgendermaßen rauschgiftsüchtig:
Unschuldige Jugendliche geraten per Zufall und falsche Freunde an "Eitsch", sie probieren es neugierig in der Clique, dann noch ein- oder zweimal und schon sind sie hoffnungslos süchtig, können nicht mehr arbeiten und müssen sich per Prostitution, Diebstahl und Einbruch das nötige Einkaufsgeld beschaffen. Der Entzug ist schrecklich, furchtbar und kaum auszuhalten, der Staat in Form Dutzender sozialer und medizinischer Organisatonen muß helfen und Heroin umsonst abgeben oder zumindest Methadon, um den armen und bedauernswerten Abhängigen irgendwie das Schicksal zu erleichtern. Und das immer wieder und bei immer neuen Fällen...

Version Dalrymple:

An Heroin "gerät man" nicht, sondern die besagten Menschen suchen es bewußt und absichtlich und zielgerichtet. Die Abhängigkeit tritt überhaupt nicht sofort ein, man kann Opium jahrzehntelang nehmen, ohne abhängig zu werden, und Heroin über viele Monate. Die Rauschgiftsüchtigen sind in den allermeisten Fällen schon vorher kriminell, sie nehmen Rauschgift, weil sie einen Hang ins Kriminelle haben und nicht umgekehrt. Der Entzug ist überhaupt nicht schwer, schlimme oder gar lebensgefährliche Wirkungen entstehen nicht, das ganze Entzugsgejammer ist nur vorgespielt. Die medizinischen und sozialen Hilfsorganisationen schließlich haben absolut kein Interesse, das Problem zu lösen, sondern sie bauschen es gerne auf, um ihren Job zu behalten und immer höhere Etatmittel und Gehälter zu kriegen. Methadon schließlich nützt gar nichts, daran sterben fast genauso viele Leute wie an Heroin, und die Zahl der Rauschfgiftsüchtigen ist immer weiter gestiegen. 1952 gab es in Großbritannien 62 bekannte Heroinabhängige, 1978 waren es 859, im Jahr 2000 dann über 100.000 registrierte Fälle (Dunkelziffer jeweils höher). Ein endloses Ansteigen ist aber nicht zu erwarten, die Zahl der Rauschgiftabhängigen könnte ab und an auch wieder sinken.

Soweit Dalrymple, und der ist nicht irgendwer, sondern ein Arzt, der 14 Jahre lang in einem großen Slum-Krankenhaus in Birmingham arbeitete und gleichzeitig in einem noch größeren Gefängnis direkt daneben. Pro Tag bekam er manchmal 20 neue Fälle, insgesamt hatte er mit Tausenden von Heroinabhängigen zu tun. Hier kann nicht auf Einzelheiten eingegangen werden, Dalrymple setzte jedenfalls seine Ideen auch in die Praxis um. Die Heroinabhängigen kamen in einem Zustand bei ihm an, in dem man sie sofort in einem KZ-Film als Komparsen hätte anstellen können, oft halb verhungert, Vitaminmangel, Hepatitis B und C, HIV. Aus dem Gefängnis gingen sie viel gesünder hinaus, nur um wenig später wieder in ähnlich furchtbarem Zustand zurückzukehren, Leute, die mit der Freiheit nichts anzufangen wissen...

Dalrymple belegt natürlich seine Thesen mit vielen Beispielen. Er "heilte" etwa Patienten, die schlimmen Entzug vorheuchelten, mit Selbstmord und dem Anzünden des Gebäudes drohten, wenn er ihnen kein Heroin oder Methadon verschreibe, mit einer leeren Gummizelle. Schon die Androhung genügte, die Patienten gingen ohne Widerrede, teilweise lachend und scherzend aus seinem Sprechzimmer, von schmerzhaftem Entzug keine Spur mehr...

Frei-denker
03.12.2006, 12:58
Selten so eine Scheiße gelesen.

Sich über Menschen, die derart extrem leiden noch mit solch zynischem Mist lustig zu machen ist wirklich unter aller Sau.

Es ist solche Teilnahmslosigkeit, die dafür gesorgt hat, daß Rauschgift nicht schon längst wirksam bekämpft wurde.

Ausonius
03.12.2006, 13:08
Ich nehme dem Arzt nicht ab, dass es keinen Entzug geben soll. Den gibt es, auch bei anderen Drogen, besonders Alkohol. Dass der Entzug auch Mittel zum Zweck ist, die Mitleidsnummer zu spielen und an Opiate (Schmerzmittel!) heranzukommen, schließt sich ja nicht aus.
Den anderen Punkten stimme ich mehr oder weniger zu.

Würfelqualle
03.12.2006, 13:35
Alle Stoffe, die süchtig machen, sind Dreck.




Gruss vonne Würfelqualle

SAMURAI
03.12.2006, 13:36
Das Ganze ist eine Bockmist-Nummer !

Haloperidol
03.12.2006, 16:56
Alle Stoffe, die süchtig machen, sind Dreck.




Gruss vonne Würfelqualle

Wow, da hast du dir aber einen großen Bereich ausgesucht. Ich wusste gar nicht, dass du Staight Edge bist.

-jmw-
03.12.2006, 17:15
Version Dalrymple
Interessant.
Sollte grossflächig untersucht werden, ob und inwieweit da was dran ist.

mfg

wtf
03.12.2006, 17:33
Opiate sind nicht sehr gesundheitsschädlich, machen aber schnell körperlich abhängig (mit den bekannten Folgen).

klartext
04.12.2006, 09:13
Völliger UNsinn. Entzugserscheinungen sind nicht nur ein psychologisches Problem, sondern zeigt auch echt organische Folgen, u.U. bis hin zum Exitus.
Wenn der Entzug so einfach wäre, wie dieser Mann beschreibt, könnte man auf Methadonprogramme weitgehend verzichten.
Ein Heroinsüchtiger, insbesondere auch bei Crack, nimmt die Droge, um die Entzugsqualen zu vermeiden, nicht mehr wegen des Kicks.
Ich bin für Zwangsentzug in geschlossenen Kliniken, da diese Menschen nicht mehr eigenverantwortlich handeln können und wie Suizidgefährdete behandelt werden müssen.

KrascherHistory
04.12.2006, 09:22
Folgenden interessanten Text möchte ich zur Diskussion stellen. Es handelt sich um die Inhaltsangabe des neuen Buches von Theodore Dalrymple, einem er klügsten Intellektuellen unserer Zeit. Ich fand sie bei "Fakten und Fiktionen".:gesetz:
Hier die Zusammenfassung:
Glaubt man den Medien, wird ein Mensch normalerweise folgendermaßen rauschgiftsüchtig:
Unschuldige Jugendliche geraten per Zufall und falsche Freunde an "Eitsch", sie probieren es neugierig in der Clique, dann noch ein- oder zweimal und schon sind sie hoffnungslos süchtig, können nicht mehr arbeiten und müssen sich per Prostitution, Diebstahl und Einbruch das nötige Einkaufsgeld beschaffen. Der Entzug ist schrecklich, furchtbar und kaum auszuhalten, der Staat in Form Dutzender sozialer und medizinischer Organisatonen muß helfen und Heroin umsonst abgeben oder zumindest Methadon, um den armen und bedauernswerten Abhängigen irgendwie das Schicksal zu erleichtern. Und das immer wieder und bei immer neuen Fällen...

Version Dalrymple:

An Heroin "gerät man" nicht, sondern die besagten Menschen suchen es bewußt und absichtlich und zielgerichtet. Die Abhängigkeit tritt überhaupt nicht sofort ein, man kann Opium jahrzehntelang nehmen, ohne abhängig zu werden, und Heroin über viele Monate. Die Rauschgiftsüchtigen sind in den allermeisten Fällen schon vorher kriminell, sie nehmen Rauschgift, weil sie einen Hang ins Kriminelle haben und nicht umgekehrt. Der Entzug ist überhaupt nicht schwer, schlimme oder gar lebensgefährliche Wirkungen entstehen nicht, das ganze Entzugsgejammer ist nur vorgespielt. Die medizinischen und sozialen Hilfsorganisationen schließlich haben absolut kein Interesse, das Problem zu lösen, sondern sie bauschen es gerne auf, um ihren Job zu behalten und immer höhere Etatmittel und Gehälter zu kriegen. Methadon schließlich nützt gar nichts, daran sterben fast genauso viele Leute wie an Heroin, und die Zahl der Rauschfgiftsüchtigen ist immer weiter gestiegen. 1952 gab es in Großbritannien 62 bekannte Heroinabhängige, 1978 waren es 859, im Jahr 2000 dann über 100.000 registrierte Fälle (Dunkelziffer jeweils höher). Ein endloses Ansteigen ist aber nicht zu erwarten, die Zahl der Rauschgiftabhängigen könnte ab und an auch wieder sinken.

Soweit Dalrymple, und der ist nicht irgendwer, sondern ein Arzt, der 14 Jahre lang in einem großen Slum-Krankenhaus in Birmingham arbeitete und gleichzeitig in einem noch größeren Gefängnis direkt daneben. Pro Tag bekam er manchmal 20 neue Fälle, insgesamt hatte er mit Tausenden von Heroinabhängigen zu tun. Hier kann nicht auf Einzelheiten eingegangen werden, Dalrymple setzte jedenfalls seine Ideen auch in die Praxis um. Die Heroinabhängigen kamen in einem Zustand bei ihm an, in dem man sie sofort in einem KZ-Film als Komparsen hätte anstellen können, oft halb verhungert, Vitaminmangel, Hepatitis B und C, HIV. Aus dem Gefängnis gingen sie viel gesünder hinaus, nur um wenig später wieder in ähnlich furchtbarem Zustand zurückzukehren, Leute, die mit der Freiheit nichts anzufangen wissen...

Dalrymple belegt natürlich seine Thesen mit vielen Beispielen. Er "heilte" etwa Patienten, die schlimmen Entzug vorheuchelten, mit Selbstmord und dem Anzünden des Gebäudes drohten, wenn er ihnen kein Heroin oder Methadon verschreibe, mit einer leeren Gummizelle. Schon die Androhung genügte, die Patienten gingen ohne Widerrede, teilweise lachend und scherzend aus seinem Sprechzimmer, von schmerzhaftem Entzug keine Spur mehr...

Für den "klügsten Intellektuellen" spricht der Text nun nicht.

Andererseits sind user wie MM ein erdrückendes Indiz für die Richtigkeit (teilw.) dieser abstrusen "These".

Nun ja.....

Würfelqualle
04.12.2006, 09:30
Wow, da hast du dir aber einen großen Bereich ausgesucht. Ich wusste gar nicht, dass du Staight Edge bist.



Ist ein suchtfreies Leben nicht angenehmer ?



Gruss vonne Würfelqualle

MoJo
04.12.2006, 10:04
Der Text kann nicht von einem Mediziener stammen!
Er entspringt den Gedanken eines columbianischen Drogenbarons! Promotion, mehr nicht!
Und wenn Du mir das jetzt nicht glaubst, steht Deiner "neuen" Drogenkarriere nichts mehr im Wege! hehe!

Haloperidol
04.12.2006, 10:12
Ist ein suchtfreies Leben nicht angenehmer ?



Gruss vonne Würfelqualle

Kein Kaffee, kein Tee, kein Alkohol, kein Nikotin, keine Psychopharmaka, keine Schokolade,....

Ich bleib bei meiner Sucht.

EinDachs
04.12.2006, 13:29
Der Text kann nicht von einem Mediziener stammen!
Er entspringt den Gedanken eines columbianischen Drogenbarons! Promotion, mehr nicht!
Und wenn Du mir das jetzt nicht glaubst, steht Deiner "neuen" Drogenkarriere nichts mehr im Wege! hehe!

Möglich ist es schon. Nur weil er Mediziner ist, heißt es aber noch lange nicht, dass er recht haben muss.

Heroin ist jedenfalls gefährlich. Man muss nicht erst einen Heroinjunkie am Bahnhofsklo verrecken sehen um das zu wissen.

esperan
04.12.2006, 19:45
Selten so eine Scheiße gelesen.

Sich über Menschen, die derart extrem leiden noch mit solch zynischem Mist lustig zu machen ist wirklich unter aller Sau.

Es ist solche Teilnahmslosigkeit, die dafür gesorgt hat, daß Rauschgift nicht schon längst wirksam bekämpft wurde.

Naja ... man muss da auch relativieren. Irgendwo steckt dort oben auch durchmixt Wahrheit oder Teilwahrheit. Die meistens Heroinabhängige waren davor schon kriminell. Das ist wohl ne Tatsache - da sie sich in diesem Millieu rumtrieben. Der Entzug kann wohl oft auch eine Vermischung von schmerzhaften, übelstgehenden Zuständen und psychischer Erkrankung sein. Und einige nutzen den angeblichen Entzug wohl auch, um Milde zu erwarten oder wieder an das Zeug, sprich Droge, heranzukommen. Wer soll da noch genau wissen, was tatsächlich Wahrheit ist und was nicht. Außerdem: Durch diese extrem leidenden Menschen leiden tausende Opfer ihr eigenes Leiden ... somit hinterlässt dieser Leidende weitere Opfer. Deshalb hab ich nicht wirklich Mitleid mit ihm. Ich sagte ... nicht wirklich. Bemitleidenswert ist solch ein Mensch und sein Leben schon. Doch er soll die anderen in Ruhe lassen oder ernstgemeinte Hilfe annehmen. Nicht nur nen Entzug machen, damit er beim ersten Schuss wieder den Kick hat, den er zu Beginn seiner Karriere hatte. Und von denen gibt es genügend.