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Thema: Anarchie - Die Diskussion

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  1. #1
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    arne hat m.e. da wichtigste bereits gesagt. das problem des -durchaus sympathischen- anarchismus ist es, daß er menschen voraussetzt, die es SO nicht gibt.
    ich lehne alle ideologien ab, die auf einem "neuen" oder zu schaffenden "anderen" menschen basieren. in praxis hat der verzweifelte versuch aus vorhandenen menschen andere zu machen zu nicht gutem geführt.
    ich halte -für einen linken mag das ungewöhnlich sein- den menschen für "schlecht" und glaube nicht, daß sich das ändern läßt. deshalb kann ich keinen großen gesellschaftsentwurf mittragen.

    daß der mensch ausschließlich von erfahrungen geprägt sei halte ich für dummes zeug. neben den erfahrungen die uns prägen wirken immer noch die zum großen teil inzwischen nutzlosen instinkte. der mensch ist z.b. seinen instinkten zufolge ein raubtier. das gewöhnt man dem menschen auch nicht ab, außer mit gewalt. und die folgen eine abdressierung sind unvorhersehbar.
    ich bin sehr pessimistisch, was den menschen angeht.
    Geändert von ppp (12.05.2007 um 12:08 Uhr)

  2. #2
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Anarchie, oder sagen wir besser eine anarchistischen Idealen nahe kommende Gesellschaftsordnung ist in meinen Augen ansich durchaus möglich, allerdings mit einer bedauerlicherweise nicht unerheblichen Einschränkung.
    Anarchie, d.h. die spontane, nicht durch herrschaftsweise gesetzte Vorgaben sich verwirklichende Ordnung, in der die einzelnen Menschen nicht durch verinstitutionalisierte Gewalt bedrängt werden, ist möglich, wenn zwischen diesen Individuen eine möglichst starke Homogenität herrscht.
    Je mehr Differenzen, lies: Konfliktlinien eine Gesellschaft aufweist, desto schwerer zu umgehen ist eine Regelung durch übergeordnete, den Konfliktparteien enthobene Instanz, die im Bedarfsfall (und das wird immer auch zum Selbstläufer) Gewalt anwenden wird.
    Es ist kein Zufall, dass unsere heutige Lebensweise, bei aller Betonung von "Freiheit", "Individualismus" und "Selbstverwirklichung" sich weiter denn je von anarchischen Zuständen entfernt und Anarchie allenfalls noch im Alltagssprachgebrauchsinne als Chaos denkbar erscheinen lässt. In der aufgeklärten, nachmythischen, anonymen, atomistisch-konformen, urbanisierten, technisierten, zentralisierten Massengesellschaft kann keine Anarchie entstehen, sie ist in sich nicht tragfähig.
    Es ist kein Zufall, dass so viele der Projekte, in denen versucht wird, anarchistische Ideen umzusetzen, stattfinden als "Ausstieg aus der Zivilisation" und mehr oder weniger immer Landkommunencharakter haben.
    Ländliches, lies: dörflich-bäuerliches Leben bietet noch am ehesten diese Gesellschaftsstruktur, bei der ein (widersinnigerweise als reaktionär verdammter) sittlicher und damit auch sozialer Zusammenhalt der Individuen besteht, der gewalttätige Fremdregulierung weitgehend überflüssig macht.
    Das freie, erdverbundene, in seiner engen Gemeinschaft verwurzelte Bauerntum ist es am ehesten, das eine Anarchie tragen kann - es ist kein Zufall, dass wir es kaum noch vorfinden.

    Platter: Die Anarchie wird konservativ sein - oder sie wird nicht sein.



    ,,Der Anarchist in seiner reinen Form ist derjenige, dessen Erinnerung am weitesten zurückreicht: in vorgeschichtliche, ja vormythische Zeiten, und er glaubt, daß der Mensch damals seine eigentliche Bestimmung erfüllt habe. (...) In diesem Sinne ist der Anarchist der Urkonservative, der Heil und Unheil der Gesellschaft an der Wurzel sucht.”
    - Ernst Jünger
    Mitglied der nationalbolschewistischen Front
    "Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
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  3. #3
    Hемецкий
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Anarchie, d.h. die spontane, nicht durch herrschaftsweise gesetzte Vorgaben sich verwirklichende Ordnung, in der die einzelnen Menschen nicht durch verinstitutionalisierte Gewalt bedrängt werden, ist möglich, wenn zwischen diesen Individuen eine möglichst starke Homogenität herrscht.
    Homogenität ist für alle diese Theorien Voraussetzung, weshalb sich die Moderne 1789 auch zuerst mit dem Fallbeil zu Wort meldete, um "Gleichheit" konkret herzustellen.

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Es ist kein Zufall, dass unsere heutige Lebensweise, bei aller Betonung von "Freiheit", "Individualismus" und "Selbstverwirklichung" sich weiter denn je von anarchischen Zuständen entfernt und Anarchie allenfalls noch im Alltagssprachgebrauchsinne als Chaos denkbar erscheinen lässt.
    Jede denkbare Lebensweise entfernt im "Fortschritt" der Zeit (ihrer Entwicklung) immer mehr anarchiche Elemente aus ihr, aber nur, um letztendlich in Ordnung zu erstarren.

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Das freie, erdverbundene, in seiner engen Gemeinschaft verwurzelte Bauerntum ist es am ehesten, das eine Anarchie tragen kann - es ist kein Zufall, dass wir es kaum noch vorfinden.
    Wobei ich gerade die bäuerliche Daseinsform als wenig anarchisch, sondern eher als sehr traditionell empfinde. Zu glauben, dass bäuerliches Leben etwas mit Anarchie zu tun hat, kann nur jemand, der seinen Lebensunterhalt damit noch nie bestreiten musste. Die Unabhängigkeit von Zivilisation, die eine autarke Lebensweise verspricht, bezahlt der Bauer mit Abhängigkeit von Naturkräften, auf die er überhaupt keinen oder wenig Einfluss hat. Sein Lebensrhythmus wird zwar nicht mehr von der Zivilisation und ihren politischen Vorgaben diktiert, aber die Natur in der Abfolge ihre Jahreszeiten, ist mindestens ein ebenso strenger Zuchtmeister, der Disziplin und (gesellschaftliche) Ordnung beim Preis des eigenen Untergangs verlangt.

  4. #4
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Homogenität ist für alle diese Theorien Voraussetzung, weshalb sich die Moderne 1789 auch zuerst mit dem Fallbeil zu Wort meldete, um "Gleichheit" konkret herzustellen.
    Die "Gleichheit" von 1789 ist wesentlich nichts anderes als die Aufstiegsfreiheit des austrebenden Bürgertums. Mit materieller oder kultureller Homgenität hat das wenig zu tun, bei aller Betonung der "Nation", die in Frankreich nunmal gänzlich anders verstanden wird als in Deutschland.
    Deshalb trägt der französische Protofaschismus, wie Ernst Nolte ihn wesentlich in Charles Maurras erkennt, auch wesentlich eher radikalkonservativen (also massiv gegen den vereinheitlichenden Aspekt der Moderne gerichteten) Charakter, als wir das etwa aus Italien oder Deutschland kennen.
    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Jede denkbare Lebensweise entfernt im "Fortschritt" der Zeit (ihrer Entwicklung) immer mehr anarchiche Elemente aus ihr, aber nur, um letztendlich in Ordnung zu erstarren.
    Diese Ordnung, die es in der Anarchie ebenfalls gibt, wenn die nicht als Anomie mißverstanden wird, entartet aber im Zivilisierungsprozess zum Zwangskorsett, das fehlende Eingentlichkeit auszugleichen sucht und dabei zum Ende hin mehr und mehr den Charakter eines kulturnekromantischen Rituals annimmt.
    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Wobei ich gerade die bäuerliche Daseinsform als wenig anarchisch, sondern eher als sehr traditionell empfinde. Zu glauben, dass bäuerliches Leben etwas mit Anarchie zu tun hat, kann nur jemand, der seinen Lebensunterhalt damit noch nie bestreiten musste. Die Unabhängigkeit von Zivilisation, die eine autarke Lebensweise verspricht, bezahlt der Bauer mit Abhängigkeit von Naturkräften, auf die er überhaupt keinen oder wenig Einfluss hat. Sein Lebensrhythmus wird zwar nicht mehr von der Zivilisation und ihren politischen Vorgaben diktiert, aber die Natur in der Abfolge ihre Jahreszeiten, ist mindestens ein ebenso strenger Zuchtmeister, der Disziplin und (gesellschaftliche) Ordnung beim Preis des eigenen Untergangs verlangt.
    Aber exakt darum geht es mir: Die Nichtwidersprüchlichkeit, ja das gegenseitige Bedingen von Traditionalismus (unter anderem als Garant der gegenseitigen Verlässlichkeit) und der Möglichkeit von Anarchie aufzuzeigen.
    Traditionalismus herrschaft, wo ein Kollektiv einem wesentlich gleichartigen Lebensweg folgt, ohne dass dies per Zwang durchgesetzt werden müsste.
    Wie, wenn nicht so, soll eine funktionable Anarchie charakterisiert werden?
    Und selbstverständlich, die bäuerliche Lebensweise, erst recht, wenn verstanden im Sinne vortechnisierter Strukturen, ist kein Zuckerschlecken. Alles andere als das.

    In der Anarchie geht es aber nicht um Jubeltrubelheiterkeit, sondern die Abschaffung der Herrschaft von Menschen über Menschen.
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  5. #5
    Hемецкий
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Die "Gleichheit" von 1789 ist wesentlich nichts anderes als die Aufstiegsfreiheit des austrebenden Bürgertums. Mit materieller oder kultureller Homgenität hat das wenig zu tun, bei aller Betonung der "Nation", die in Frankreich nunmal gänzlich anders verstanden wird als in Deutschland.
    Deshalb trägt der französische Protofaschismus, wie Ernst Nolte ihn wesentlich in Charles Maurras erkennt, auch wesentlich eher radikalkonservativen (also massiv gegen den vereinheitlichenden Aspekt der Moderne gerichteten) Charakter, als wir das etwa aus Italien oder Deutschland kennen.
    Den Gedanken an Gleichheit auf die „Aufstiegsfreiheit des aufstrebenden Bürgertums“ zu reduzieren, hieße seine „aufklärerische“, Menschen vernichtende Tiefe zu verkennen. Denn mitnichten war es ein Versprechen an das Bürgertum, sondern eine Forderung jakobinischer Sansculotten. Gleichheit wird heute eben immer noch mit „materieller und kultureller Homogenität“ verwechselt, weil sozialistische oder kommunistische Experimentatoren aller Art eben darin die Voraussetzung aller politischen und rechtlichen Gleichheit erblicken. Bis heute muss solch volkstümliche Interpretation für Vertreibung, Genozid oder Massenmord herhalten, weil Gleichheit so verstanden, weder politisch, noch menschlich erreichbar ist oder sein wird. Aber die Idee der gleichförmigen, uniformen, ununterscheidbaren Masse, das Kollektiv, der Schwarm lebt trotz alledem in den Köpfen aller Ideologen fort.

    Das aber hat mit dem Begriff der Nation weder in etatistischer französischer Prägung (siehe u.a. Ernest Renan; Qu´est-ce qu´une nation; 1882), noch mit den völkischen oder revolutionären Varianten verschiedener Auffassungen deutscher Denker zu tun. Hier erschöpft sich, Gott sei Dank, Homogenität entweder auf einen Verfassungskonsens oder, dort wo ein solcher nicht erreichbar ist, auf einen gemeinsamen Vorrat an ethischen Werten, Sitten und Gebräuchen. Die „nation sans-culotte“ hingegen, ist Domäne rechter, wie linker Jakobiner und ich bitte, beides säuberlich auseinanderzuhalten.
    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Diese Ordnung, die es in der Anarchie ebenfalls gibt, wenn die nicht als Anomie mißverstanden wird, entartet aber im Zivilisierungsprozess zum Zwangskorsett, das fehlende Eingentlichkeit auszugleichen sucht und dabei zum Ende hin mehr und mehr den Charakter eines kulturnekromantischen Rituals annimmt.
    Ja. Ich hätte es nur anders formuliert.
    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Aber exakt darum geht es mir: Die Nichtwidersprüchlichkeit, ja das gegenseitige Bedingen von Traditionalismus (unter anderem als Garant der gegenseitigen Verlässlichkeit) und der Möglichkeit von Anarchie aufzuzeigen.
    Nein. Traditionalismus und Anarchismus sind grundverschiedene Dinge. Schon deshalb weil jede Tradition eben keine Lehre, keine Theorie, die sich noch erst noch beweisen muss, sondern zumeist in Vergangenheit gelebte und verlorene Lebensweise ist. Vom Standpunkt des Traditionalisten wie Davila oder Evola ist Geschichte irreversibler Verfall, weil jede Kultur, mit derselben unaufhaltsamen Logik, die der 2. Hauptsatz der Thermodynamik vermittelt, im Chaos und Auflösung enden muss. Aber nicht im Sinne einer Anarchie, sondern dem Ende der menschlichen Kultur und des Menschen als Träger derselben.

    „Und in diesem Zusammenhang kann man sagen, daß die traditionstragenden abendländischen Völker schon seit Jahrhunderten im Todeskampf liegen und die steigende Vermehrung der Völker der Erde genau den gleichen Sinn hat wie das Gewimmel der Würmer, das sich bei der Zersetzung von Organismen bildet, oder der Krebs: Auch der Krebs ist das ungebremste, übermäßige Wachstum eines Gewebes, das die normalen, unterschiedlichen Strukturen eines Organismus zerstört, da es sich dessen Regulierungsgesetz entzogen hat. Das ist das Bild, das die moderne Welt darbietet… Dem Rückgang und Abstieg der im höheren Sinn befruchtenden und formgebenden Kräfte steht ein unbegrenztes Wuchern der «Materie», des Formlosen, des Massenmenschen gegenüber.“
    Julius Evola ; Revolte gegen die moderne Welt; 21. Niedergang der traditionstragenden Völker
    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Traditionalismus herrschaft, wo ein Kollektiv einem wesentlich gleichartigen Lebensweg folgt, ohne dass dies per Zwang durchgesetzt werden müsste.
    Wie, wenn nicht so, soll eine funktionable Anarchie charakterisiert werden?
    Eine „funktionable Anarchie“ kann es, wird es und hat es nie gegeben. Das ist weder eine politische, noch eine gesellschaftliche und schon gar keine ökonomische Frage, sondern eine anthropologische Konstante, die erste Äußerung menschlicher Kultur schlechthin, der Wille zur Herrschaft.

    „Jede große "traditionelle" Kulturform war durch das Vorhandensein von Wesen charakterisiert, die durch ihre "Göttlichkeit", d.h. durch eine angeborene oder erworbene Überlegenheit über die menschlichen und natürlichen Bedingungen, fähig erschienen, die lebendige und wirksame Gegenwart des metaphysischen Prinzips im Schoße der zeitlichen Ordnung zu vertreten.“

    Julius Evola; Der sakrale Charakter des Königtums; Gesammelte Schriften
    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Und selbstverständlich, die bäuerliche Lebensweise, erst recht, wenn verstanden im Sinne vortechnisierter Strukturen, ist kein Zuckerschlecken. Alles andere als das.
    Sie können mir glauben, auch die moderne bäuerliche Lebensweise hängt, trotz allen Fortschritts, immer noch von der Gnade wilder, ungebändigter Elemente ab.

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    In der Anarchie geht es aber nicht um Jubeltrubelheiterkeit, sondern die Abschaffung der Herrschaft von Menschen über Menschen.
    Sie sollten mir wenigstens zutrauen, dass ich in einer Enzyklopädie nachschlagen kann.

  6. #6
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von ppp Beitrag anzeigen
    arne hat m.e. da wichtigste bereits gesagt. das problem des -durchaus sympathischen- anarchismus ist es, daß er menschen voraussetzt, die es SO nicht gibt.
    ich lehne alle ideologien ab, die auf einem "neuen" oder zu schaffenden "anderen" menschen basieren. in praxis hat der verzweifelte versuch aus vorhandenen menschen andere zu machen zu nicht gutem geführt.
    ich halte -für einen linken mag das ungewöhnlich sein- den menschen für "schlecht" und glaube nicht, daß sich das ändern läßt. deshalb kann ich keinen großen gesellschaftsentwurf mittragen.

    daß der mensch ausschließlich von erfahrungen geprägt sei halte ich für dummes zeug. neben den erfahrungen die uns prägen wirken immer noch die zum großen teil inzwischen nutzlosen instinkte. der mensch ist z.b. seinen instinkten zufolge ein raubtier. das gewöhnt man dem menschen auch nicht ab, außer mit gewalt. und die folgen eine abdressierung sind unvorhersehbar.
    ich bin sehr pessimistisch, was den menschen angeht.
    Meinst du, dass dein Fatalismus dich, mich, uns oder die Welt irgendwie weiterbringt?

    Diese Raubtierfloskel ist hochgradiger Unsinn. Damit kannst du ALLES rechtfertigen.
    Deinen letzten Absatz kannst du problemlos auch auf Diebstahl, Mord&Totschlag bzw. deren Sanktionierung anwenden. Schlägt jemand auf der Straße ne Oma tot, um ihre Handtasche zu rauben, erklärst du dann einfach Folgendes:
    der mensch ist z.b. seinen instinkten zufolge ein raubtier. das gewöhnt man dem menschen auch nicht ab, außer mit gewalt. und die folgen eine abdressierung sind unvorhersehbar.

    Saubere Einstellung. Entwickel dich gefälligst weiter, statt die Hände in die Hosentaschen zu stecken und dich mit kruden Theorien um die Verantwortung zu drücken.
    Teilen ist das neue Haben.

  7. #7
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von Skorpion968 Beitrag anzeigen
    Meinst du, dass dein Fatalismus dich, mich, uns oder die Welt irgendwie weiterbringt?

    Diese Raubtierfloskel ist hochgradiger Unsinn. Damit kannst du ALLES rechtfertigen.
    Deinen letzten Absatz kannst du problemlos auch auf Diebstahl, Mord&Totschlag bzw. deren Sanktionierung anwenden. Schlägt jemand auf der Straße ne Oma tot, um ihre Handtasche zu rauben, erklärst du dann einfach Folgendes:
    der mensch ist z.b. seinen instinkten zufolge ein raubtier. das gewöhnt man dem menschen auch nicht ab, außer mit gewalt. und die folgen eine abdressierung sind unvorhersehbar.

    Saubere Einstellung. Entwickel dich gefälligst weiter, statt die Hände in die Hosentaschen zu stecken und dich mit kruden Theorien um die Verantwortung zu drücken.
    Man darf die Natur des Menschen allerdings auch nicht verleugnen! Wenn man den Menschen mit Gewalt zu etwas zwingen will, dass seiner Natur widerspricht, sind Komplikationen vorprogrammiert.
    Humanist - Sozialist - Dezentralist - Patriot - Auf Erwins Ignorierliste

    "Die Produktion [im Kapitalismus] ist für den Profit da - nicht für den Bedarf." - Albert Einstein

  8. #8
    Vater der Drachen Benutzerbild von Skorpion968
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von Roter Sturm Beitrag anzeigen
    Man darf die Natur des Menschen allerdings auch nicht verleugnen! Wenn man den Menschen mit Gewalt zu etwas zwingen will, dass seiner Natur widerspricht, sind Komplikationen vorprogrammiert.
    Läge das tatsächlich in der Natur des Menschen, wären wir alle damit beschäftigt unsere Raubzüge zu organisieren. Dann gäbe es keine Menschen, die zugunsten anderer oder der Gemeinschaft freiwillig auf eigene Vorteile verzichten.

    Wäre der Mensch von Natur aus ein Raubtier, hätte die Menschheit nie überlebt. Denn wir sind im Vergleich zu anderen Spezies, die wirklich Raubtiere sind, biologisch weit unterlegen.
    Die Menschheit hat deshalb überlebt, weil sie sozial und gemeinschaftsbildend ist.
    Teilen ist das neue Haben.

  9. #9
    Kenshin-Himura
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    Achtung AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von ppp Beitrag anzeigen
    ich lehne alle ideologien ab, die auf einem "neuen" oder zu schaffenden "anderen" menschen basieren. in praxis hat der verzweifelte versuch aus vorhandenen menschen andere zu machen zu nicht gutem geführt.
    Tja, das ist natürlich die große entscheidende Frage, ob der neue Mensch geschaffen werden kann / soll oder nicht. Um diese Frage drehen sich letztlich auch alle Diskussionen zu sonstigen Ideologieen neben dem Anarchismus. Gibt es überhaupt das ,,Wesen des Menschen", wie Biskra es in diesem Thread formulierte?

    Ich hatte zu diesem Thema ja schonmal einen Thread:
    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Ich möchte aus dem Thread nur den Teil des Nietzsche-Zitats wiedergeben:

    Aus ,,Friedrich Nietzsche - gesammelte Werke - Menschliches - Allzumenschliches", erstes Hauptstück ,,Von den ersten und letzten Dingen", 2. ,,Erbfehler der Philosophen", S.24-25 :

    ,,Alle Philosophen haben den gemeinsamen Fehler an sich, daß sie vom gegenwärtigen Menschen ausgehen und durch eine Analyse desselben ans Ziel zu kommen meinen. Unwillkürlich schwebt ihnen >>der Mensch<< als eine aeterna veritas, als ein Gleichbleibendes in allem Strudel, als ein sichres Maß der Dinge vor. Alles, was der Philosoph über den Menschen aussagt, ist aber im Grunde nicht mehr als ein Zeugnis über den Menschen eines sehr beschränkten Zeitraums. Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen (...). Sie wollen nicht lernen, daß der Mensch geworden ist, daß auch das Erkenntnisvermögen geworden ist (...). (...) Da sieht aber der Philosoph >>Instinkte<< am gegenwärtigen Menschen und nimmt an, daß diese zu den unveränderlichen Tatsachen des Menschen gehören und insofern einen Schlüssel zum Verständnis der Welt überhaupt abgeben können (...). Alles aber ist geworden (...). Demnach ist das historische Philosophieren von jetzt ab nötig und mit ihm die Tugend der Bescheidung."
    Wie ich schon in dem Thread sagte, hat es Nietzsche damit meines Erachtens sehr gut getroffen.

    Wenn über den ,,neuen Menschen" gesprochen wird, denkt man immer so leicht an den Nationalsozialismus oder andere totalitäre Regimes (wie du ja auch scheinbar andeutest), aber man vergisst meines Erachtens dabei, dass sich der Mensch in seinem Wesen schon immer verändert hat. Seine grundlegenden Wertvorstellungen, seine gesselschaftlichen Tabus, seine Religion, seine Triebe - all das wurde ständig umgeworfen, und steht nicht so felsenfest wie es häufig gedacht wird. Das Wesen des Menschen wurde immer beeinflusst und geformt von kulturellen und politischen Einflüssen.

    Das heißt allerdings nicht, dass der Mench total geformt werden sollte. Eben dieses zwanghafte, totale Formen des Menschen mit Gewalt (wie im Totalitarismus üblich) ist problematisch, nicht jedoch das grundsätzliche Formen. Der Mensch wird geformt, formt aber gleichzeitig auch selber die Politik und seine Umwelt mit. Wichtig ist, dass in dieser gegenseitigen Beziehung nicht der Staat die Überhand gewinnt über den Menschen, den Menschen also zur Knetmasse macht, aber auch umgekehrt darf es nicht sein. Stattdessen sollte immer ein Tauziehen zwischen diesen beiden Kräften vorhanden sein, ein Tauziehen zwischen dem Individuum (also den voranschreitenden, liberalen Kräften), und dem Kollektiv (also den nachziehenden, konservativen Kräften). Es muss ein Ausgleich gefunden werden zwischen dem Formen einerseits und dem Menschen die Freiheit lassen sich selbst seine Form zu suchen andererseits.

    Wenn die Anarchie funktioniert, dann erstmal auf keinen Fall von heute auf morgen, sondern nur als End-Zustand, aber selbst da bin ich skeptisch.

    Ich habe mich mit der Anarchie bislang nun natürlich nicht wirklich umfassend und professionell beschäftigt, aber bisher sehe ich das Problem bei der Anarchie weniger in dieser ,,Formung des Menschen", als vielmehr in der Kompetenz der Bürger. Wenn zum Beispiel von München nach Hamburg eine Straße gebaut werden soll: Ich sehe nicht, wie eine selbst verwaltete Gesselschaft das auf die Reihe bekommen soll. Man braucht für diesen Straßen-Bau Fachleute, aber wer bestimmt dann, wer von den Fachleuten den Auftrag bekommt? Wer bestimmt, wer am Kompetentesten ist?

    Deswegen muss es meiner Meinung nach immer eine Elite geben - was ich ja als Grundsäule dafür ansehe, warum ich mich als ,,rechts" bezeichne - natürlich jenseits von Rechtsextremismus und Ähnlichem (ist ja eigentlich nicht nötig zu erwähnen, aber heutzutage ist es scheinbar nötig...).

    Zitat Zitat von ppp
    ich halte -für einen linken mag das ungewöhnlich sein- den menschen für "schlecht" und glaube nicht, daß sich das ändern läßt. deshalb kann ich keinen großen gesellschaftsentwurf mittragen.
    Ich glaube so ungewöhnlich ist das gar nicht für einen Linken. (Aber das soll nicht abwertend gemeint sein, ich hatte / habe ja durchaus z.T. in gewisser Weise auch ein schlechtes Menschenbild).

  10. #10
    Hемецкий
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    Standard AW: Anarchie - Die Diskussion

    Zitat Zitat von kenshin-himura Beitrag anzeigen


    Wenn über den ,,neuen Menschen" gesprochen wird, denkt man immer so leicht an den Nationalsozialismus oder andere totalitäre Regimes (wie du ja auch scheinbar andeutest), aber man vergisst meines Erachtens dabei, dass sich der Mensch in seinem Wesen schon immer verändert hat. Seine grundlegenden Wertvorstellungen, seine gesselschaftlichen Tabus, seine Religion, seine Triebe - all das wurde ständig umgeworfen, und steht nicht so felsenfest wie es häufig gedacht wird. Das Wesen des Menschen wurde immer beeinflusst und geformt von kulturellen und politischen Einflüssen.

    Es gibt sehr viele anthropologische Konstanten die in wirklich jeder Kultur und zu allen Zeiten auftauchen. Ihre kulturellen Ausprägungen oder ihre technologischen Möglichkeiten mögen variieren, ihr tatsächliches Wesen ist sowohl kulturell, wie auch historisch invariant. Wenn Sie beispielsweise die "Nikomachische Ethik" eines Aristoteles lesen, wissen sie anschließend, dass sich die grundlegenden Probleme des menschlichen Zusammenlebens seit dieser Zeit nicht verändert haben. Der Entwicklungsgedanke oder Fortschrittsgedanke wird maßlos überschätzt, weil unsere Kultur fast nur noch technologische Antworten auf menschliche Probleme sucht und unsere künstliche Umwelt ursächlich biologische Zusammenhänge zunehmend verdunkelt und verdrängt.

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