Zitat Zitat von Efna Beitrag anzeigen
Selbst aus Marxistischer Sicht ist die Revolution von 1789 etwas Posetives und notwendig den sie war die Überwintung des Absolutismus und des Feudalismus und trug zum Sturz des Ancienregime bei. Man kann den Kapitalismus schlecht finden, tatsache ist das er ein ungemeiner Fortschritt gegenüber Feudalismus und Absolutismus ist und letztendlich auch notwendig ist.
Ich denke auch, dass die Zustände von vor 1789 nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa unhaltbar waren. Überall hat sich im Zeichen des Absolutismus ein extrem zentralistisches System mit extremen sozialen Gegensätzen - hie Hofadel - da Leibeigene - und nicht zu unterschätzender Repression breit gemacht. Schon seit dem 15. Jahrhundert frönten die europäischen Staaten weltweit dem Imperialismus mit der Eroberung, Ausbeutung und Ausrottung fremder Völker.

So haben wir in Bezug auf "1789" die gleiche Situation wie in Bezug auf "1917": die alte Ordnung war repressiv, hatte versagt und fiel bei der ersten besten Krise in sich zusammen (so werden der strenge Winter 1788 und ihm folgende Missernten als Wegbereiter der französischen Revolution gehandelt).

Heißt "die alte Ordnung musste weg" aber automatisch "die neue Ordnung war besser"?

Und selbst wenn die Ordnung nach 1789 besser als vor 1789 war, so kann sie sich heute ebenso überlebt haben wie der Absolutismus. Es ist doch so:

1. Der Absolutismus war die Antwort auf die Kriege und Bürgerkriege, die Frankreich über Jahrhunderte zerrissen haben. Es fing an mit dem Hundertjährigen Krieg und hörte nach dessem Ende noch nicht auf. So sagten die "Absolutisten": ein starker Zentralstaat unter einem absoluten Monarchen muss her, damit die Kriege in Frankreich aufhören!
Die Geschichte gab ihnen zunächst Recht - Frankreich erstarkte unter Ludwig XIV., während Deutschland ohne zentrale Staatsgewalt im 30jährigen Krieg auseinander flog.

2. Doch der Absolutismus schuf so große Ungleichheiten und bürdete dem Volk so große Lasten auf, dass es zur Revolution von 1789 kam. Da hieß es: die Privilegien von Adel und Klerus abschaffen und eine auf juristischer Gleichheit basierende Bürgergesellschaft aufbauen!

3. Die haben wir nun seit über 200 Jahren und ich habe den Verdacht, dass sie sich - zumindest in ihrer jetzigen Form - längst ebenso überlegt hat wie einst die Herrschaft der Bourbonen. Tut mir Leid, aber "Köpfe" die mitten im 21. Jahrhundert in einer der reichsten Gesellschaften der Welt nicht einmal Postboten einen Lohn gönnen, von dem sie leben, scheint es geradezu nach der Guillotine zu verlangen. Und wer heute so einfachen Menschen unnötiges Leid aufbürdet, hat es vielleicht schon immer getan :rolleyes:

Aber währen die Beseitigung des absolutistischen Systems zwar blutig - eben wegen der Guillotine - aber noch vergleichsweise schnell über die Bühne ging, scheint uns das bürgerlich-kapitalistische Nachfolgesystem in einen langen, qualvollen und potenziell apokalyptischen Todeskampf ziehen zu wollen.
Das die Bürgerlichen nicht enden wollen wie die Bourbonen - nämlich ohne Kopf - kann ich gut verstehen. Aber sie wehren sich mit Händen und Füßen gegen eine Selbsreform und machen alle Ansätze dazu - kritischer Rationalismus, Soziale Marktwirtschaft - wieder rückgängig.