Wenn Frau v.d.Leyen das Kindergeld um 1, 2, 5, 10 oder selbst 20% erhöht, bekommt dann irgendwer mehr Kinder? Kaum. Eine signifikant große Erhöhung um mindestens 50% und mehr könnte wirksamer sein, weil in dem Fall Familien mit Segregationshintergrund, gleich welcher ethnischen Herkunft, Kinder als Einnahmequelle Nr. 1 für die Finanzierung von Tabakkonsum und UMTS-Handy (wieder)entdecken würden.

Das grundlegende Problem ist aber in Deutschland, dass Frauen der unteren bis oberen Mittelschicht deshalb keine Kinder bekommen, weil Studieren bis 30, geforderte Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt mit Praktika in Singapur und Kanada und Umziehen vom München nach Hamburg und sonstwohin für den Berufseinstieg, Kinderlosigkeit als vermindertes Ausfallrisiko für Personalchefs usw. strukturelle Hinderungsgründe für Kinder darstellen, aufgrund denen auch mit 1000€ Kindergeld sich Mutter werden für viele, insbesondere Akademikerinnen nicht lohnt.

Würdet ihr sagen: Das ist egal, eine Gesellschaft, die sich dem internationalen Wettbewerb verschrieben hat muss Kinder eben zwangsläufig aus ärmeren Ländern oder der eigenen sozial abgehängten Unterschicht holen?

Jeder, der diese Frage verneint, und ich hoffe doch unsere Politiker gehören dazu, muss anfangen, sich derart drastische Mittel einfallen zu lassen, dass sich die Umstände nicht nur marginal, sondern grundsätzlich ändern. Das hieße zwangsläufig, gegen den ökonomisch bedingten Kindermangel muss ein ökonomisch begründeter Anreiz fürs Elternwerden gestellt werden, und zwar ein gleichwertiger, der sich nicht auf Zahlungen beschränkt, die am Problem vorbeigehen und sogar neue schaffen. Erst wenn für einen Arbeitgeber die Einstellung einer zweifachen Mutter mit der Halbierung der Lohnnebenkosten für diesen Arbeitsplatz einhergeht, erst wenn Kinderlose schon ab dem Alter von 30 empfindlich höhere Renten- und Pflegeversicherungen zahlen, erst dann wird auch in der erwerbstätigen Schicht das Kinder bekommen rentabel und möglich sein. Denn für die Akademikerin, die einen Job mit 2500 € Nettogehalt in Aussicht hat, helfen auch 300 € Elterngeld monatlich nicht, um den damit verbundenen Zeitausfall und ihre Abwertung vor den Personalchefs abzufangen.