DEU , auf seinem geplanten Weg zur neuen Weltmacht , war gezwungen England als fuehrende Seemacht einzuholen oder besser noch, zu uebertreffen.
Die englische Regierung war sich über des Kaisers Expansionspläne wohlbewußt, jedoch der Meinung gewesen, dass in der Welt genug Platz für zwei oder mehr Seemächte seien; England wollte auf gutem Fuß mit DEU sein und bleiben; England hatte nicht nur keine Einwände gegen Deutschlands Expansionspläne gehabt, England hatte diese sogar unterstützt. Der Kaiser hingegen hatte andere Pläne gehegt.
Englands positive Einstellung gegenüber Deutschlands Ambitionen kühlte sich, als ihr klar wurde dass DEU vorgehabt hatte ,Englands Handelsrouten nicht nur zu beeinträchtigen sondern auch zu kontrollieren. Dies sowohl im Mittelmeer als auch im Indischem Ozean mit Stuetzpunkten an der Ostkueste Afrikas. Obendrein hatte sich DEU diplomatisch sehr ungeschickt in der Marokko und Agadir Krise gezeigt.
Textauszug aus ‘THE WORLD CRISIS by Winston S. Churchill, Kapitel ‘The German Navy’, Seiten 95,96.
If aiding Germany in the Colonial sphere was a means of procuring a stable situation, it was a price we were well prepared to pay. I was in full accord with this view. Apart from wider reasons, I felt I should be all the stronger in asking the Cabinet and the House of Commons for the necessary monies, if I could go hand in hand with the Chancellor of the Exchequer and testify that we had tried our best to secure a mitigation of the naval rivalry and failed.
We therefore jointly consulted Sir Edward Grey, and then with the Prime Minister's concurrence we invited Sir Ernest Cassel to go to Berlin and get into direct touch with the Emperor. Sir Ernest was qualified for this task, as he knew the Emperor well and was at the same time devoted to British interests. We armed him with a brief but pregnant memorandum, which cannot be more tersely summarized than in von Bethmann-Hollweg's own words:
'Acceptance of English superiority at sea — no augmentation of the German naval programme — a reduction as far as possible of that programme — and on the part of England, no impediment to our Colonial expansion — discussion and promotion of our Colonial ambitions — proposals for mutual declarations that the two Powers would not take part in aggressive plans or combinations against one another.'
Cassel accepted the charge and started at once. He remained only two days in Berlin and came at once to me on his return. He brought with him a cordial letter from the Emperor and a fairly full statement by von Bethmann-Hollweg of the new German Navy Law. We devoured this invaluable document all night long in the Admiralty, and in the morning I wrote as follows to Sir Edward Grey : — …”
“We knew that a formidable new Navy Law was in preparation and would shortly be declared. If Germany had definitely made up her mind to antagonise Great Britain, we must take up the challenge; but it might be possible by friendly, sincere and intimate conversation to avert this perilous development.
We were no enemies to German Colonial expansion, and we would even have taken active steps to further her wishes in this respect. Surely something could be done to break the chain of blind causation."
(Winston S. Churchill;THE WORLD CRISIS; ppg 95 + 96)
Wenn das Unterstuetzen Deutschlands im Kolonialwesen eine stabile Situation herbeischafft , so war das der Preis den wir gerne bereit gewesen waren zu zahlen. Ich war mit dieser Ansicht völlig einverstanden. Von anderen Gründen abgesehen , meinte ich umso staerker zu sein um Kabinett und Parlament um die dazu noetigen Gelder anzufragen, [damit ich]mit dem Schatzkanzler Hand in Hand gehen könnte und bezeugen, dass wir unser Bestes versucht haetten eine Milderung der Rivalität zwischen den Seestreitkräften zu erreichen, und gescheitert sind.
Wir haben daher Sir Edward Gray gemeinsam konsultiert, und dann, mit der Zustimmung des Premierministers, luden wir Sir & Ernest Cassel ein, nach Berlin zu gehen und direkten Kontakt mit dem Kaiser aufzusuchen. Sir Ernest war für diese Aufgabe geeignet weil er den Kaiser gut gekannt hatte und gleichzeitig den britischen Interessen gewidmet war. Wir versorgten ihn mit einem kurzen, aber eindringlichem Memorandum, das man nicht prägnanter zusammenfassen kann als in den Worten von Bethmann-Hollweg :
"Akzeptanz der englischen Überlegenheit auf See - keine Aufwertung des deutschen Marineprogramms - eine möglichst weitgehende Reduzierung dieses Programms - und seitens Englands kein Hindernis für unsere koloniale Expansion - Diskussion und Förderung unserer kolonialen Ambitionen - Vorschläge für gegenseitige Erklärungen, dass die beiden Mächte nicht an aggressiven Plänen oder Kombinationen gegeneinander teilnehmen würden. "
Cassel nahm das Anliegen an und begann sofort. Er blieb nur zwei Tage in Berlin und kam bei seiner Rückkehr sofort zu mir. Er brachte einen herzlichen Brief des Kaisers und von Bethmann-Hollweg eine ziemlich vollständige Erklärung des neuen deutschen Marinegesetzes mit. Dieses unschätzbare Dokument hatten wir die ganze Nacht lang in der Admiralität verschlungen , und am Morgen schrieb ich Sir Edward Grey wie folgt: ... "
"Wir wussten, dass ein bedeutendes, neues Kriegsmarinegesetz in Vorbereitung war und in Kürze erklärt werden würde. Wenn Deutschland sich entschlossen dazu entschieden hätte, England zu befeinden, müssen wir die Herausforderung annehmen; aber es könnte durch freundliche, aufrichtige und enge Unterredungen möglich sein, diese gefährliche Entwicklung abzuwenden.
Wir waren keine Feinde der Expansion der deutschen Kolonien, und wir hätten sogar aktive Schritte unternommen, um Deutschlands Wünsche in dieser Hinsicht zu fördern. Sicherlich könnte etwas getan werden, um die Kette der blinden Verursachungen zu durchbrechen."
(Winston S. Churchill;THE WORLD CRISIS; Seiten 95 + 96)
Deutschland war zu einer gewaltigen Aufruestung seiner Kriegsmarine entschlossen gewesen , dies bedeutete fuer England seine Flotte auch aufzuruesten, Englands Schiffe mussten schneller sein und mit groesseren Kanonen die weit mehr als 40 Km schiessen konnten, ausgestattet werden. Beide Maechte lagen daher in Zugzwang: DEU als werdende Weltmacht und England um absolute , unangefochtene Herrschaft ueber das Mittelmeer und den Suezkanal und auch die Nordsee zu bewahren.