Brückeneinsturz in Genua - Der Bankautomat der Benettons
VON PETRA RESKI am 20. August 2018
Der Unternehmerdynastie Benetton gehören wesentliche Anteile der Betreibergesellschaft der eingestürzten Brücke in Genua.
Die Pflege der Autobahn wurde über Jahre systematisch vernachlässigt. Doch weil die Familie politisch gut vernetzt ist, schweigen die Medien das Thema tot – auch die deutschen
In diesen unruhigen Zeiten sind Gewissheiten tröstlich. Etwa die, dass das „Narrativ” von der grundguten Multikultimilliardärsdynastie Benetton, die nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua von den bösen, hässlichen italienischen Populisten angegriffen wird, pünktlich und in Lichtgeschwindigkeit auch in den deutschen Medien eingetroffen ist. Hätte mir sonst Sorgen gemacht.
Die Italienanalyse der deutschen Qualitätsmedien
Der Geschwindigkeitsspezialpreis geht an die FAZ, die schon am Tag des Unglücks nicht nur wusste, dass die Brücke immer schon ein sensibler Patient gewesen sei – sondern auch, dass der Zusammenbruch letztlich die Schuld der Fünfsterne-Bewegung sei, bekannt für ihre Blockade großer Infrastrukturprojekte……
Für die Benettons hat sich die Nähe zu den Mächtigen bestens ausgezahlt: Nicht zuletzt dadurch, dass sie die Hälfte des italienischen Autobahnnetzes betreiben, womit sie allein im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Umsatz machten, davon 2,4 Milliarden Gewinn. Kein schlechter Deal.
Der Bankautomat der Benettons
Allerdings wird der Gewinn nicht in den Erhalt oder in die Modernisierung der Autobahnen gesteckt, sondern darin, den Flughafen von Nizza und Anteile am größten Betreiber des spanischen Autobahnnetzes und der Gesellschaft zu kaufen, die den Eurotunnel betreibt: Die Autobahnen sind zum Bankautomaten der Benettons geworden.
Dies alles dank bizarrer Klauseln, die in Verträgen enthalten sind, die in den 1990er Jahren mit den Benettons geschlossen wurden, und beispielsweise bei Baustrukturen, die vor 1967 gebaut wurden, nicht vorsehen, dass der Betreiber einen Plan über die Erhaltungsmaßnahmen vorlegt. Diese Klausel trifft auf die Brücke von Genua zu. Und nicht nur das:
Wenn das Autobahnteilstück kontrolliert wird, sind das Ingenieure, die vom Unternehmen selbst benannt und bezahlt werden – keine neutralen Sachverständigen….
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