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Thema: Der 28. Juni

  1. #1
    Enerbanske Benutzerbild von Helgoland
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    Standard Der 28. Juni

    Heute jähren sich gleich zwei Ereignisse, die in der Entwicklung Europas eine entscheidende Rolle gespielt haben:

    [Links nur für registrierte Nutzer]: [Links nur für registrierte Nutzer]: Am Jahrestag der [Links nur für registrierte Nutzer] ermordet der serbische Nationalist [Links nur für registrierte Nutzer] den österreichischen Thronfolger [Links nur für registrierte Nutzer], was als Anlass zur Auslösung des [Links nur für registrierte Nutzer] gegen Deutschland genutzt wird.

    [Links nur für registrierte Nutzer]: Die deutsche Delegation unterschreibt unter Protest den ihr vorgelegten [Links nur für registrierte Nutzer], welcher formell den [Links nur für registrierte Nutzer] mit der [Links nur für registrierte Nutzer] beendet. Zugleich wird in dieser Erpressung die Satzung des entstehenden [Links nur für registrierte Nutzer] akzeptiert.
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  2. #2
    Wetterleuchten Benutzerbild von Makkabäus
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Helgoland Beitrag anzeigen
    Heute jähren sich gleich zwei Ereignisse, die in der Entwicklung Europas eine entscheidende Rolle gespielt haben:

    [Links nur für registrierte Nutzer]: [Links nur für registrierte Nutzer]: Am Jahrestag der [Links nur für registrierte Nutzer] ermordet der serbische Nationalist [Links nur für registrierte Nutzer] den österreichischen Thronfolger [Links nur für registrierte Nutzer], was als Anlass zur Auslösung des [Links nur für registrierte Nutzer] gegen Deutschland genutzt wird.

    [Links nur für registrierte Nutzer]: Die deutsche Delegation unterschreibt unter Protest den ihr vorgelegten [Links nur für registrierte Nutzer], welcher formell den [Links nur für registrierte Nutzer] mit der [Links nur für registrierte Nutzer] beendet. Zugleich wird in dieser Erpressung die Satzung des entstehenden [Links nur für registrierte Nutzer] akzeptiert.
    Sehr Denkwürdige Ereignisse, v.a. der "Polnische Korridor" bot Zündstoff ohne Ende.
    Ist für dich diese Zeit überwunden oder ärgerst du dich manchmal noch grün und blau ?
    Die tiefsten Brunnen tragen die höchsten Wasser - Meister Eckhart

  3. #3
    Enerbanske Benutzerbild von Helgoland
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Makkabäus Beitrag anzeigen
    Sehr Denkwürdige Ereignisse, v.a. der "Polnische Korridor" bot Zündstoff ohne Ende.
    Ist für dich diese Zeit überwunden oder ärgerst du dich manchmal noch grün und blau ?
    Ist das jetzt eine Fangfrage?
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  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Arnold
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Helgoland Beitrag anzeigen
    Heute jähren sich gleich zwei Ereignisse, die in der Entwicklung Europas eine entscheidende Rolle gespielt haben:

    [Links nur für registrierte Nutzer]: [Links nur für registrierte Nutzer]: Am Jahrestag der [Links nur für registrierte Nutzer] ermordet der serbische Nationalist [Links nur für registrierte Nutzer] den österreichischen Thronfolger [Links nur für registrierte Nutzer], was als Anlass zur Auslösung des [Links nur für registrierte Nutzer] gegen Deutschland genutzt wird.

    ... was Deutschland und Österreich-Ungarn in dem Wissen, dass sie einen großen Krieg in Europa auslösen, einen Anlass zu militärischem Vorgehen gab, erst Österreichs gegen Serbien, dann Deutschlands Überfall auf Belgien und Frankreich.


    [Links nur für registrierte Nutzer]: Die deutsche Delegation unterschreibt unter Protest den ihr vorgelegten [Links nur für registrierte Nutzer], welcher formell den [Links nur für registrierte Nutzer] mit der [Links nur für registrierte Nutzer] beendet. Zugleich wird in dieser Erpressung die Satzung des entstehenden [Links nur für registrierte Nutzer] akzeptiert.

    Wer einen Krieg beginnt und verliert, der muss damit rechnen, dass man ihm harte Friedensbedingungen auferlegt. Vae victis, wehe den Besiegten, ist schon eine antike Weisheit. Die deutsche Regierung hätte nicht unterschreiben müssen, aber sie tat es in dem Bewusstsein, auf diese Weise die deutsche Souveränität bewahren und den Versailler Vertrag nach und nach revidieren zu können - was auch noch während der Weimarer Republik weitgehend geschehen ist.
    "Wenn wir irgendetwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, daß ihm zum erstenmal in der Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist."

    Kurt Schumacher (1895-1952), deutscher Politiker und Patriot

  5. #5
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Helgoland Beitrag anzeigen
    Heute jähren sich gleich zwei Ereignisse, die in der Entwicklung Europas eine entscheidende Rolle gespielt haben:

    [Links nur für registrierte Nutzer]: [Links nur für registrierte Nutzer]: Am Jahrestag der [Links nur für registrierte Nutzer] ermordet der serbische Nationalist [Links nur für registrierte Nutzer] den österreichischen Thronfolger [Links nur für registrierte Nutzer], was als Anlass zur Auslösung des [Links nur für registrierte Nutzer] gegen Deutschland genutzt wird.
    Sarajevo war nur der Zünder für die Bombe. Gefertigt und angesteckt hatte ihn die örtliche Loge im Auftrag Londons. Dahinter standen die Kapital- und Handelsinteressen der Londoner City.

    Den Krieg hatte ein französischer Pazifist schon 1911 an Hand von Wirtschaftsanalysen vorhergesagt, nur den Auslöser für die Kettenreaktion kannte noch er nicht.

    London treibt zum Krieg

    Francis Delaisi, 1873-1947, hatte Geschichte studiert und wirkte seit 1900 als Journalist in Paris. In der Vorkriegszeit sympathisierte er mit der revolutionären sozialistischen Linken. Er verfasste zahlreiche kritische Artikel und Schriften zum politischen und wirtschaftlichen Zeitgeschehen und dessen Hintergründen.
    Eines dieser Bücher zum Beispiel war «La democratie et les financiers» («Die Demokratie und die Finanzwelt»), Paris 1910, in dem er darstellte, in welchem Ausmaße Frankreich - trotz seiner demokratischen Institutionen - in Wirklichkeit von einer Finanzoligarchie beherrscht wurde. Im zweiten Kapitel seines Buches findet sich sogar unter dem Titel «L'etat-major du capitalisme» eine Liste der wichtigsten französischen Finanzoligarchen. Bekannt wurde Delaisi auch durch
    seine Schrift «La Guerre qui vient» («Der kommende Krieg»), Paris 1911, in der er einen großen Krieg zwischen Deutschland und England, unterstützt von Frankreich, voraussagte.

    Kurzer Auszug:

    Der kommende Krieg.
    »Scheint es nicht Unsinn, von einem Krieg von morgen zu sprechen, von einem Krieg, der vielleicht möglich ist, der kommen kann!
    Man hat sich doch so lange in pazifistischen Träumereien wiegen lassen ! Man hat sich so häufig die Macht der Demokratien und der Parlamente vergegenwärtigt, die die kriegerischen Ambitionen der Regierungen zügeln müßten; man hat sich so daran gewöhnt, auf das Friedensbedürfnis der großen Masse zu vertrauen!
    Sicher ist, wenn es nur nach dem Gefühl des einfachen Volkes in allen Staaten ginge, dann gäbe es nichts zu befürchten.
    Es ist klar, daß das deutsche Proletariat kein Verlangen hat, sich auf das französische zu stürzen, daß die große Menge des englischen Volkes nur wünscht, in Ruhe auf dem Feld, in den Magazinen und Werkstätten zu arbeiten. Und auch die Franzosen, seien sie Arbeiter oder Bauern,. Proletarier oder Bürger, internationale Sozialisten oder radikale Patrioten, haben nur einen Wunsch: den Frieden.

    Es müßte also alles gut gehen und wir könnten ganz ruhig sein, wenn die Völker wirklich die Herren ihrer Geschicke wären.
    Nun ist aber unglücklicherweise kein Volk Herr über seine auswärtige Politik.
    Deren Ausübung ist die ausschließliche Domäne einer kleinen Zahl von Staatsbeamten, die man Diplomaten heißt. Diese äußerst soignierten Leute rekrutieren sich überall, auch in unserer Republik, aus dem Briefadel oder aus dem Geldadel, und sie alle sind ganz in Händen der Finanz oder der Industrie und arbeiten nur für deren auswärtige Anleihen und Aufträge. Ein Botschafter ist heutzutage mitsamt seinem gestickten Rock nichts anderes mehr als ein Agent der Banken oder der großen Handelshäuser.
    Man wird einwerfen, über den Botschaftern stünde der Minister des Auswärtigen als ihr Chef, und er wäre den Volksvertretungen verantwortlich.
    Was ist es aber mit dieser Verantwortlichkeit? Wenn ein Abgeordneter eine Frage über irgendeine auswärtige Angelegenheit stellt, dann antwortet die Regierung immer wieder mit denselben unbestimmten und feierlichen Erklärungen über Bestrebungen zur Erhaltung des Friedens und über das europäische Gleichgewicht. Und wenn genauere Auskunft verlangt wird, weiß man die Antwort schon im voraus: es handelt sich um diplomatische Geheimnisse.
    Dank diesem System wissen weder die Völker noch die Parlamente etwas. Und ohne daß sie es ahnen, können sie durch ein paar Menschen in die schwersten Konflikte gebracht und in Kriege verwickelt werden.«

  6. #6
    Nomen Nescio Benutzerbild von Nomen Nescio
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    Standard AW: Der 28. Juni

    selten habe ich so 'n nonsens gelesen. such mal nach was peter, als er anfang des 20. jhdts könig von serbien wurde, als ziel nannte... da war kein brite oder franzose der eine rolle spielte. es war ganz allgemein dieselbe stimmung und meinung sie dieser verrückte adi auch hatte: alle deutschen aller länder in einem reich. der versuchte genau dasselbe wie die serben.

  7. #7
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Teil I
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    Teil II
    Delaisi, Der kommende Krieg 1911 (Auszug)

    London treibt zum Krieg

    Der Delcassésche Anschlag.
    So war es im Jahre 1905, als Delcassé seit zehn Jahren ununterbrochen die äußere Politik Frankreichs leitete. Er hatte sich so gut das Vertrauen der Kammer zu erwerben verstanden, daß diese ohne Diskussion all seine Erklärungen billigte. Darüber war der kleine Mann so stolz geworden, daß er sich nicht einmal mehr mit seinen Kollegen, den anderen Ministern, beriet.
    Er war es, der in den Jahren 1904 und 1905 in Übereinstimmung mit dem englischen Kabinett und ohne jemand davon zu unterrichten, es unternommen hatte, Deutschland „einzukreisen". Er versuchte Italien vom Dreibund abzusprengen, unterhandelte in Petersburg, intrigierte in Konstantinopel und legte es darauf an, das isolierte Deutschland durch England mit Frankreichs Unterstützung vernichten zu lassen.
    Es dauerte nicht lange, bis Wilhelm II. die Sache merkte und ohne sich viel zu besinnen, durch seinen Botschafter eine Art Ultimatum überreichen ließ....

    Die käufliche Presse.
    Wenn man nun meint, daß die Zeitungen auf die Gefahr hätten aufmerksam machen können, so muß man sich vergegenwärtigen, wie die Presse zurecht gemacht wird. Vor allem sind alle Telegramme der Agence Havas, von der die Zeitungen ihre wichtigsten Nachrichten beziehen, aufs sorgfältigste im Ministerium des Äußeren gesiebt. Dadurch werden sie so nichtsagend, daß die paar großen Zeitungen, die die auswärtige Politik verfolgen, sich fremder Depeschen-Agenturen bedienen müssen. Der „Matin" erhält die Telegramme der „Times", des „Echo de Paris", die des „Daily Telegraph" usw. Alle aber versorgen sich mit Informationen nur aus den englischen Agenturen, so daß man in Frankreich nichts anderes zu hören bekommt, als was in England gemacht wird.
    Was aber die eigenen Artikel und die Kommentare der Zeitungen zu den telegraphischen Nachrichten anlangt, so geht das so zu:
    Im Ministerium des Äußeren gibt es ein „Presse-Bureau". Dort empfängt, jeden Tag ein sehr liebenswürdiger Beamter die Journalisten. Äußerst höflich setzt er ihnen auseinander, was sie über alle Angelegenheiten der äußeren Politik zu denken haben.
    Natürlich erzählt er ihnen nichts, was nicht den Ansichten des Ministers entspricht. Alle Zeitungen wiederholen das dann brav am nächsten Morgen und die große Masse glaubt, was man ihr dergestalt vorbetet, da sie keine andere Möglichkeit zur Information besitzt.
    Man kann danach beurteilen, wie wenig die Öffentlichkeit wirklich informiert wird. Dank diesem Vorgehen brach der russisch-japanische Krieg gerade zu einem Zeitpunkt aus, als die Zeitungen seine Unmöglichkeit verkündeten; aus demselben Grunde hat jedermann die Marokko-Angelegenheit so lange für unwichtig gehalten, bis sie uns beinahe an den Rand des Krieges gebracht hatte.
    Man sieht, unsere ganze auswärtige Politik entzieht sich jeder Kontrolle, der öffentlichen Meinung sowohl wie der des Parlaments; sie entzieht sich manchmal sogar der Kontrolle der Regierung. In unserer nebelhaften Demokratie ist es durchaus möglich, daß ein einzelner Mann oder eine kleine Koterie von Finanz- und Geschäftsleuten es fertig bringt, einen Krieg zu entfesseln und unser Vaterland in die gefährlichsten Abenteuer zu stürzen.

    Die Gefahr besteht wirklich.
    Es handelt sich hier nicht nur um ferne Möglichkeiten. Gerade jetzt beginnt die alte Intrige Delcassés von neuem; man ist daran, den Streich von 1905 zu wiederholen:
    Ein furchtbarer Krieg zwischen England und Deutschland bereitet sich vor. Oberall in der ganzen Welt messen sich die beiden Gegner und bedrohen sich. Die Verhandlungen wegen der Bagdadbahn und die Frage der Befestigungen von Vlissingen zeigten erst kürzlich, wie sehr sich die Krise schon zugespitzt hat.
    Nun haben aber beide Mächte, um den Kampf zu gutem Ende zu führen, die Hilfe Frankreichs nötig. Deutschland, das keine genügenden Kapitalien hat, braucht unser (französ.) Geld, England, dem die allgemeine Dienstpflicht fehlt, braucht unsere (französ.) Armee.
    Unsere Regierung wäre also in gewisser Beziehung Herr in der Situation; sie brauchte nur Wilhelm II. unser Gold und Georg V. unsere Soldaten zu weigern, und der Friede wäre so gut wie gesichert. [...]

    Das deutsch-englische Duell.
    Und nun ist Delcassé wieder zur Macht gelangt! Der Mensch, der ohne die öffentliche Meinung, ohne das Parlament, ja ohne selbst seine eigenen Kollegen zu befragen, im Jahre 1905 uns beinahe in einen Krieg gestürzt hat, übernimmt wieder die Leitung unserer auswärtigen Politik. Denn niemand in Europa täuscht sich darüber, daß Herr Cruppi am Quai d'Orsay nur ein Strohmann ist, während anderseits Delcassé als Marineminister nunmehr leichtes Spiel hat, die Militärkonvention zu schließen, die uns an England binden muß.

    Vielleicht schon in einigen Wochen werden unsere Finanzleute ihren Londoner Kollegen das Leben von 100.000 Franzosen für einige türkische oder äthiopische Eisenbahnkonzessionen verschachert haben.
    Darum ist jetzt für alle, die sich nicht wie eine Ware verkaufen und verraten lassen wollen, der Moment gekommen, die Augen zu öffnen und mit kühlem Blick die politische Lage in Europa zu betrachten, um die gefährliche Intrige zu erkennen, in die uns unsere Finanzhäuptlinge verwickeln wollen.

    Geschäftskriege.
    In früheren Zeiten, als die Staaten noch hauptsächlich Bauernbevölkerung hatten, und ihre Oberhäupter naturgemäß eine Agrarpolitik betrieben, war das Ziel aller Völker, ihren Landbesitz zu vergrößern, Nachbargebiet an sich zu bringen. Darum waren ihre Konflikte Grenzkonflikte und ihre Kriege Annektions- und Eroberungskriege: der siegreiche Napoleon bemächtigte sich Belgiens, der siegreiche Bismarck nahm Elsaß-Lothringen usw.
    Wie anders heute! Die großen europäischen Nationen werden von Geschäftsleuten beherrscht, von Bankiers, Industriellen, Exporteuren. Ihr Ziel ist überall nach Absatz für ihre Schienen, Baumwollwaren, ihre Kapitalien zu suchen. Was man sich in der ganzen Welt streitig macht, das sind Eisenbahnaufträge, Anleihen, Minenkonzessionen! Und wenn zufällig zwei rivalisierende Gruppen sich über die Ausbeutung eines neuen Landes nicht verständigen können, dann greifen beide zur Ultima ratio der Waffen. So war es, als
    1895 die Japaner mit den Chinesen um die Ausbeutung von Korea,
    1898, als die Amerikaner mit den Spaniern wegen Cuba aneinander gerieten,
    1899, als die Engländer die Buren überfielen wegen der Minen in Transvaal,
    1900, als ganz Europa die. Chinesen bekriegte, um ihnen seine Eisenbahnen aufzunötigen, und schließlich 1904, als sich Japaner und Russen während 18 Monaten massakrierten, um zu entscheiden, wer das Recht haben sollte, die Mandschurei auszubeuten.

    Fünf Kriege in zehn Jahren, das ist ein Triumph des Pazifizismus. Alle diese blutigen Kriege brachten den Siegern keinerlei eigentlichen Gebietszuwachs:- die Mandschurei gehört noch immer zu China, China hat seine Selbständigkeit bewahrt, Südafrika bildet einen politisch autonomen Staat und Cuba ist eine unabhängige Republik. Aber die Eisenbahnen dieser Länder, ihre Anleihen, ihre Zolltarife bilden die Beute der Eroberer. Unsere großen Geldoligarchien von heutzutage suchen keine Untertanen mehr, sondern Kunden; nicht vaterländische Kriege führen sie, wie sie früher Mode waren. Sie sind Geschäftsleute, und die Kriege, die sie führen, sind Geschäftskriege.

    Fortsetzung folgt

  8. #8
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Wie der Erste Weltkrieg vorbereitet und wie er entzündet wurde.

    Anfang:
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    Teil III

    Delaisi, Der kommende Krieg, 1911 (Auszug)

    London treibt zum Krieg

    Die englische Industrie gegen die deutsche.
    Jetzt aber bereitet sich ein Konflikt vor, gegen dessen Folgen das furchtbare Blutbad des russisch-japanischen Krieges nur Kinderspiel war. Auf der ganzen Welt bekämpft das englische Kapital das deutsche. Kein anderes Ende dieses Kampfes läßt sich absehen als der Krieg - es sei denn, daß die Arbeiterklasse in beiden Ländern sich dagegen auflehnt.
    Während des ganzen 19. Jahrhunderts war England ohne Widerspruch Herr der industriellen Welt. Es hieß von ihm: „Ein Stahlklotz auf einen Kohlenklotz getürmt!" Es hatte in Fülle das Eisen, woraus man Maschinen macht, und die Kohlen, um sie zu betreiben. So konnte es vor allen anderen Nationen eine unvergleichliche industrielle Entwicklung nehmen, und seine Insellage begünstigte die Schaffung einer überlegenen Seemacht. So kam es, daß während eines Jahrhunderts die Webereien von Manchester und die Metallfabriken von Birmingham ihre Erzeugnisse über die ganze Welt verbreiten und ohne besondere Anstrengungen gewaltigen Gewinn aufhäufen konnten.

    Einzig Frankreich machte England noch eine schwächliche Konkurrenz; aus dieser Zeit stammt das Wort vom „perfiden Albion", das unsere Kapitalisten geprägt haben, um den Haß gegen England zu predigen. Und schließlich verzichtete im Jahre 1898 gelegentlich des Faschoda-Zwischenfalls Frankreich, oder richtiger gesagt die Frankreich beherrschende Oligarchie, auf jeden weiteren Anspruch als Großmacht: England konnte sich als unbestrittenen Herrscher über die Weltmärkte ansehen.
    Da trat wider alles Erwarten ein neuer Bewerber auf den Plan ! Bis zum Jahre 1870 war Deutschland fast ausschließlich Agrarstaat gewesen. Sein Boden war jedoch nicht sehr ertragreich, und jedes Jahr wanderten gegen 300.000 Deutsche nach Amerika aus und gingen so der Heimat verloren. Darin trat nach dem Kriege allmählich eine Wandlung ein. Unsere Chauvinisten haben sich immer bemüht, uns Bismarck als einen Kerl hinzustellen, der von früh bis spät nur über dem einen Gedanken brütete, wie er seine Ulanen wieder auf Frankreich loslassen könnte. In Wirklichkeit hatte er nur das eine Bestreben: Die Deutschen nach dem englischen Vorbild zu einem Industrievolk zu machen.

    Am Rhein, in Westfalen, Sachsen, Schlesien entstanden allmählich Hochöfen, Stahlwerke und Eisengießereien. Millionen von Spindeln begannen sich in den Spinnereien zu drehen, und große Webereien, chemische Fabriken und Schiffswerften wuchsen, wie durch Zauberhand geschaffen, aus dem Boden. Neue Eisenbahnen wurden gebaut und die Flüsse kanalisiert. Die Häfen wurden mit allen Anlagen glänzend ausgestattet, große Werkstätten schlossen sich an, und bald entstand eine immer mächtigere Handelsflotte, die die deutsche Flagge und deutsche Waren in alle Erdteile trug.
    Nun begann man in England unruhig zu werden. Anfangs hatte man mit verächtlichem Lächeln auf die Bemühungen der ungeschickten Deutschen geblickt, die englische Industrie nachzumachen. Man versicherte und glaubte, die Deutschen brächten nur Schund zustande. Aber dieser sogenannte Schund eroberte bald die englischen Märkte selbst. Um sich seiner zu erwehren, veranlaßte man ein Gesetz, daß alle Waren deutscher Herkunft die Marke „Made in Germany" tragen mußten. Man hoffte so die Erzeugnisse des Rivalen in Mißkredit bringen zu können.

    Wie groß aber war das Erstaunen, als man entdeckte, daß eine beträchtliche Anzahl ausgezeichneter Fabrikate, die früher für englische gehalten worden waren, geradeswegs aus Westfalen, Sachsen und Schlesien stammten. Die geschickten Deutschen arbeiteten besser und billiger als die Engländer. Und anstatt sie zu diskreditieren, hatte man für sie noch die erfolgreichste Reklame gemacht. In allen englischen Fabrikantenkreisen herrschte furchtbare Wut.
    Dazu kamen aus allen Teilen der Erde von den zur Überwachung des internationalen Handels bestellten englischen Konsuln beunruhigende Berichte. Überall stellten sie die Anwesenheit und Geschäftigkeit deutscher Geschäftsreisender, deutscher Ingenieure und deutscher Unternehmer fest, die sich Aufträge, Konzessionen und Anleihen sicherten. Und überall verlangsamte sich der Fortschritt des englischen Handels, während der deutsche reißend zunahm.

    Die Bagdad-Bahn.
    Natürlich fanden all diese Bemühungen deutscher Kaufleute und Bankiers möglichst weitgehende Unterstützung der deutschen Diplomatie. Überall arbeiteten die Botschafter und Gesandten, um Konzessionen, und Aufträge für ihre Industrie zu erhalten. Kolonien in Afrika, wurden gegründet, Eisenbahnen durch China wurden gebaut, Minen in Chile wurden ausgebeutet usw.
    Vor allem suchte sich deutsche Unternehmungslust in der Türkei zu betätigen. Im Jahre 1903 erhielt Wilhelm II. vom Sultan Abdul Hamid die Konzession zum Bau der Bagdadbahn, von der gerade jetzt (1911) wieder soviel die Rede ist. Es handelt sich dabei um einen Schienenstrang von 2800 km Länge von Konstantinopel bis zum Persischen Golf, ein Unternehmen von einer Milliarde an Wert! Man kann sich leicht ausrechnen, welche ungeheuren Gewinne dabei in die Taschen der deutschen Bankiers und der deutschen Industriellen fließen müssen!
    Nun sollte aber dieser deutsche Schienenstrang in Mesopotamien enden, in einem Gebiet, das die Engländer als ihren Interessen reserviert ansahen. Außerdem konnten durch diese Bahn türkische Truppen in kürzester Zeit in bedenkliche Nähe von Indien kommen und so die englische Herrschaft dort bedrohen.

    Der Appell an die Kanonen.
    Jetzt bekam man in England wirkliche Besorgnis, und das anfängliche Erstaunen der englischen Fabrikanten über den neuen Nebenbuhler hatte sich rasch in Unruhe und Wut verwandelt.
    In der Tat wird heute (1911) überall auf der Erde, im Balkan, in der Türkei, in Persien, China, Zentralamerika, in Brasilien, Argentinien und Chile, ein stiller aber erbitterter Kampf ausgefochten zwischen englischen und deutschen Großbanken, zwischen englischen und deutschen Großkaufleuten und zwischen der englischen und deutschen Schwerindustrie.
    Um wenigstens den kolonialen Handel einigermaßen zu sichern, suchte Chamberlain, der Führer der Birminghamer Metallindustrie, auch für Großbritannien dasSchutzzoll-System einzuführen, aber die englischen Arbeiter widersetzten sich dem Projekt, das ihnen ihre Lebenshaltung verteuert hätte.
    Unter diesen Umständen sahen die englischen Kapitalisten nur noch eine Möglichkeit, um mit diesem unerwarteten Rivalen fertig zu werden, der die englische Handelsoberhoheit überall bedrohte. Da es anscheinend nicht mehr mit friedlichen Mitteln gelingen will, den Konkurrenten zurückzudrängen, müssen die Dreadnoughts (Schlachtschiffe) helfen, es bleibt nur mehr der Appell an die Kanonen. Mit den Vorbereitungen dazu hat sich dann die englische Regierung in großartiger Konsequenz unverzüglich beschäftigt. So sehen wir, wie in unseren kapitalistischen Zeiten es der Wettkampf zwischenn rivalisierenden Finanzgruppen ist, der die Völker zum Kriege bringt.

    Fortsetzung folgt

  9. #9
    a.D. Benutzerbild von Gärtner
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Arnold Beitrag anzeigen
    (...) Wer einen Krieg beginnt und verliert, der muss damit rechnen, dass man ihm harte Friedensbedingungen auferlegt. Vae victis, wehe den Besiegten, ist schon eine antike Weisheit. Die deutsche Regierung hätte nicht unterschreiben müssen, aber sie tat es in dem Bewusstsein, auf diese Weise die deutsche Souveränität bewahren und den Versailler Vertrag nach und nach revidieren zu können - was auch noch während der Weimarer Republik weitgehend geschehen ist.
    Es gab auch auf Seiten der Entente-Mächte genügend Stimmen, die von einem Revanche-Frieden, wie ihn die Pariser Vorortverträge brachten, mit aller Entschiedenheit abrieten. Nicht aufgrund glühender Liebe zum unterworfenen Kriegsgegner von 14/18, sondern aus der Befürchtung heraus, mit einem derartigen Knebelvertrag die Grundlage für den nächsten Krieg zu legen.

    Leider sollten sie rechtbehalten.
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

    Umberto Eco

  10. #10
    Nomen Nescio Benutzerbild von Nomen Nescio
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    Standard AW: Der 28. Juni

    Zitat Zitat von Gärtner Beitrag anzeigen
    Es gab auch auf Seiten der Entente-Mächte genügend Stimmen, die von einem Revanche-Frieden, wie ihn die Pariser Vorortverträge brachten, mit aller Entschiedenheit abrieten. Nicht aufgrund glühender Liebe zum unterworfenen Kriegsgegner von 14/18, sondern aus der Befürchtung heraus, mit einem derartigen Knebelvertrag die Grundlage für den nächsten Krieg zu legen.

    Leider sollten sie rechtbehalten.
    der französische marschall foch sagte schon »dies ist nicht ein friedensvertrag, sondern eine waffenstillstand für 20 jahre«.

    mich wundert noch immer, wer mehr so ostentativ den vertrag prägte: premier clémenceau oder präsident poincaré. beide waren diehards, wobei von poincaré gesagt werden kann, das er doch mindestens am ausbruch des großen krieges mitbetätigt war.

    aber auch lloys-george, der britische PM trägt da schuld. er sagte damals über die 14 punkte von wilson zu clémenceau »die kannst du ruhig akzeptieren, denn es gibt soviel möglichkeiten sie zu umgehen.

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