Sie sind wie eine Wolke: wenn sie sich verziehen, kann es doch noch ein schöner Tag werden.
Für mich gibt es nur noch die AFD.
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Aus der Quelle:
Flüchtlinge in Cottbus : An der Grenze der Belastung
20.12.22
Stefanie Kaygusuz muss erst einmal durchatmen. „Das war jetzt ein emotionaler Abschied“, sagt die Fachbereichsleiterin für Bildung und Integration der Stadt Cottbus. Gerade musste sie eine Kollegin verabschieden, deren Stelle zum Jahresende ausläuft. Die Frau aus Iran war Sprachlehrerin für Flüchtlinge in einem Alphabetisierungsprogramm, das mit europäischen Projektmitteln finanziert wurde. Der Folgeantrag ist gestellt, aber noch nicht bewilligt.
Kaygusuz fragt sich, wie sie ohne die Kollegin den Standard halten soll. Standards können zum Problem werden in der Arbeit mit Flüchtlingen. Wer sie einhalten will, kommt in diesen Zeiten an Grenzen. Immer wieder appellieren Kommunen an Bund und Länder, dass es so nicht weitergehen könne. Die Kommunen, heißt es dann, sind überlastet. Aber was heißt das eigentlich konkret?
Cottbus ist ein guter Ort, um dieser Frage nachzugehen. Wer zwischen den Plattenbauten im Stadtteil Neu-Schmellwitz herumgeht, eine Schule und eine Arztpraxis besucht und mit Verantwortlichen in Politik und Verwaltung spricht, lernt: An all diesen Orten gibt es Leute, die an Grenzen kommen und die trotzdem etwas vorhaben mit ihrer Stadt, auch wenn die Lage kompliziert ist. Schon im Herbst schrieb der damalige Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) in einem Brief: „Wir können nicht mehr.“
Sein Nachfolger Tobias Schick (SPD) drückt es so aus: „Ob wir noch können oder nicht – die Cottbuserinnen und Cottbuser, wir alle sind natürlich hilfsbereit.“ Das wolle er vorwegstellen. „Wir wissen, dass die Menschen großes Leid erfahren haben, und wollen ihnen natürlich auch helfen.“ Das sage er auch als Christ. „Wir sind nun leider schon seit einer ganzen Weile an der Kapazitätsgrenze.“ Das betreffe vor allem die Bereiche Kita, Schule und Hort, aber auch das Gesundheits- und Beratungssystem. „Unsere Versorgungsinfrastruktur ist an ihre Grenze gekommen.“
Im Jahr 2011 betrug der Anteil der Bürger ohne deutschen Pass in der Stadtbevölkerung 3,4 Prozent, jetzt sind es 11,4 Prozent. 11 353 Personen ohne deutschen Pass leben inzwischen in Cottbus, 5197 von ihnen bekommen Sozialleistungen. Das ist für sich genommen nicht viel, aber der rasante Anstieg macht es zu einer gewaltigen Integrationsaufgabe.
„Was wir hier tun, ist nur Pflaster kleben“
Im Flur des Fachbereichs für Bildung und Integration steuert Stefanie Kaygusuz auf ihr Büro zu, vor einem Meer aus angepinnten Zetteln nimmt sie Platz. „Was wir hier tun, alle miteinander, ist nur Pflaster kleben“, sagt die 43 Jahre alte Sozialarbeiterin mit den bunten Klamotten und etwas Glitzer im Gesicht. Sie gehört zu denen, die noch etwas vorhaben mit Cottbus. 2016 fing sie allein als Koordinatorin Asyl an, das war eine neu geschaffene Stabsstelle – eine Reaktion auf die Flüchtlingskrise. Bei ihr liefen für Asylfragen die Fäden aus allen möglichen Ämtern zusammen. Schnell merkte sie, dass sie das nicht allein bewerkstelligen konnte, also zog sie Projektmittel an Land. Sie weiß, wie das geht, schließlich hat sie sich lange zivilgesellschaftlich in der Flüchtlingsarbeit engagiert.
So wurde aus der einzelnen Koordinatorin mit den Jahren ein Fachbereich, in dem sich 19 Mitarbeiter um Integration und Bildung kümmern, die größtenteils über Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert werden. Jetzt, zum Jahresende, ist bei sechs Stellen die Finanzierung noch offen, weil die alten Mittel ausgelaufen sind und die neuen Anträge noch nicht alle bewilligt wurden – wie bei der Sprachlehrerin aus Iran. Wäre Inte*gration eine Pflichtaufgabe der Kommunen, würden Haushaltsberatungen in den Kommunen anders laufen.
Als Kaygusuz ein Jahr nach dem Sommer 2015 ihre Stelle als Koordinatorin Asyl antrat, dachte sie, das Gröbste sei vorbei. Das war ein Irrtum. „Im September 2016 hatte ich den Eindruck, dass in Cottbus etwas passiert.“ Die promovierte Erziehungswissenschaftlerin studierte die Zahlen, und ihr fiel auf, dass die Zahl von Flüchtlingen in Asylverfahren in Cottbus nur langsam sank, aber die Zahl der Flüchtlinge, die nach einem erfolgreichen Asylverfahren Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhielten, sehr stark anstieg. Dazu muss man wissen, dass Flüchtlinge nach einem erfolgreichen Asylverfahren einen Aufenthaltstitel bekommen und damit in das Regelsystem wechseln. Sie erhalten dann keine Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz mehr, sondern nach dem Sozialgesetzbuch, wie deutsche Arbeitslose auch.
Kaygusuz wurde klar, dass es gerade erst losging. „Wir konnten nie einschätzen: Wie viele kommen? Wann hört das auf?“ Die Gründe für den Anstieg sieht sie darin, dass Flüchtlinge nach erfolgreichen Asylverfahren die Aufnahmeeinrichtungen in den Brandenburger Kommunen verließen und vorzugsweise nach Cottbus zogen, weil die Stadt eine schöne Größe habe, es sozialen Wohnungsbau gebe. Andere Kommunen hätten sogar den Umzug nach Cottbus empfohlen, so waren sie ihre Probleme los.
Kaygusuz organisierte 2016 Stadtteilkonferenzen, um die Akteure zu vernetzen und zum Beispiel zu klären, wie Flüchtlingsfamilien ihre Kinder in der Schule anmelden können. Es gab Gespräche in Potsdam in den Ministerien, auch mit Landtagsabgeordneten. 2016 konnte das Infrastrukturministerium dann Projektmittel bereitstellen, es gab Geld für einen zusätzlichen Stadtteilmanager, für psychosoziale Versorgung und Deutschkurse. Das habe erst mal ein bisschen geholfen, sagt Kaygusuz.Mehr als 30 Nationen in einem Quartier
Aufgewacht sind Politik und Öffentlichkeit aber erst im Jahr 2018, nachdem zwei Messerattacken von Flüchtlingen Cottbus in die Schlagzeilen brachte und Demonstranten in großer Zahl durch die Stadt zogen. Die rechte Szene ist stark in Cottbus. Ein AfD-Mann holte vor Kurzem bei der Stichwahl für das Oberbürgermeisteramt 31,4 Prozent. Nach den Messerattacken wurde mit Unterstützung des Landes Brandenburg Sprachförderung an Kitas mit hohem Migrantenanteil ermöglicht, und neben den etablierten Feldern in der sozialen Arbeit, wie etwa der Schulsozialarbeit, wurden weitere 30 Stellen in der Migrationssozialarbeit geschaffen. Die werden vor allen Dingen in Stadtteilen wie Neu-Schmellwitz gebraucht, einer Siedlung mit Plattenbauten.
Mit der Tramlinie 4 sind es nur zehn Minuten vom Zentrum mit seinen ansehnlichen Altbauten bis an den Rand der Gesellschaft. Graue Blöcke stehen schweigend im Schnee. Ende der Achtzigerjahre wurden sie hochgezogen, und um 2005 herum kamen die ersten Abrissbirnen, nach der Wende war kaum jemand geblieben. Wahllos wurden einzelne Gebäude eingerissen, mal hier, mal dort. Wo einmal mehr als zehntausend Menschen lebten, wohnen jetzt noch um die 4000. Es ist still hier draußen. In der Zuschka, der Straße im Zentrum, gibt es etwas Leben. Autos fahren auf den Parkplatz eines schicken Supermarkts, der nicht so recht hierherzupassen scheint, die meisten Ladenlokale ringsum sind verwaist. In der Nähe hat Stadtteilmanager Stefan Schurmann sein Büro, im Fenster seines „Stadtteilladens“ hängt eine Regenbogenfahne. Schurmann öffnet einer Frau die Tür, die Geschenke für geflüchtete Kinder vorbeibringt. Die soll er an die Migrationssozialarbeiter weitergeben.
„Die Schwierigkeit an Neu-Schmellwitz ist, dass man sich hier abgehängt fühlt. Und das ist ja nicht nur ein Gefühl, sondern tatsächlich so“, sagt Schurmann. Da eine Wende hinzubekommen sei eine langwierige, komplizierte Aufgabe. In einem der Quartiere, so heißen die Blöcke, leben mehr als 30 Nationen. Manchmal muss Schurmann vermitteln, wenn Nachbarn streiten, weil sie sich nicht verständigen können. Manche sind schon zu DDR-Zeiten eingezogen, andere erst seit Kurzem in Deutschland.
Mal ist ein Strauch zu hoch, mal sind die Nachbarskinder zu laut. Nachbarschaften zu befrieden, den Zusammenhalt zu stärken ist ein kleiner Teil der großen Integrationsaufgabe. Schurmann arbeitet daran, dass sich das Image des Stadtteils verbessert. Er kämpft dafür, dass ein alter Klub als Raum für Feiern genutzt werden kann: „Wenn jemand Jugendweihe oder Zuckerfest feiern will, dann ist das hier nicht möglich.“ Aktionen wie Kinonächte oder ein Herbstlauf sollen das Viertel attraktiver machen. „Es gibt schöne Ecken, und es kann Spaß machen, hier zu leben“, sagt er.
In Neu-Schmellwitz gibt es einen Ort, an dem sich die Probleme wie an keinem anderen verdichten: die Oberschule. Oberschulen sind in Brandenburg eine mögliche Schulform für Schüler der siebten bis zehnten Klasse. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, aber die Oberschule Neu-Schmellwitz gibt es darin erst seit 2018. Schulleiter Tobias Kahl geht die Treppe hinauf, in den Fluren ist es an diesem Nachmittag ruhig, gerade laufen AGs.
„Wir haben es mit pubertierenden Schülern zu tun, die auch Schwierigkeiten mit der Sprache haben, und oft ist es schwierig, Zugang zu den Eltern zu finden“, sagt der 35 alte Lehrer. Von seinen 270 Schülern haben 30 Prozent einen Migrationshintergrund, ein Großteil lebt in prekären Verhältnissen, 20 sprechen kaum Deutsch. Für die Lehrer und die beiden Sozialarbeiterinnen ist das eine zusätzliche Herausforderung. „Es kommt noch mal obendrauf“, sagt Kahl. Resi*gniert wirkt er nicht, wenn er das sagt. Kahl mag seine Schule.
Die Probleme benennt er nüchtern: Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen entfalten bei manchen nicht die gewünschte Wirkung. Eine Suspendierung von der Schule werde nicht immer als Strafe angesehen. Es sind die Grundlagen, die er und seine Kollegen vermitteln müssen. Die Schule hat eigens einen arabischen und persischen Brief, in dem erklärt wird, wann die Schule beginnt, wie ein Kind krankzumelden ist, wann ein Kind das Schulgelände verlassen darf und wie Eltern den Stundenplan einsehen können. Deutsch ist eins der großen Probleme. „Wenn Schüler im Unterricht sitzen, die kein Wort verstehen, dann schalten sie ab – es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Schüler hier ankommen und die ganze Zeit nur Frustration erleben“, sagt Kahl.
In Brandenburg gibt es keine Willkommensklassen, in denen geflüchtete Kinder erst einmal Deutsch lernen können. Pro fremdsprachigem Schüler gibt es eine Wochenstunde mehr an Lehrdeputat. Aus Schulmitteln behilft sich die Oberschule hier und da, zum Beispiel mit 20 Wochenstunden an Förderkursen für die siebte und achte Klasse für diejenigen, die Schwierigkeiten mit Deutsch haben. Die Aufgaben für Lehrkräfte, sagt Kahl, würden immer mehr.
Seine Schule ist längst nicht die einzige in so einer Situation. Zurück im Zentrum von Cottbus, gibt Fachbereichsleiterin Kaygusuz einen Überblick über die Lage im Bildungssektor: „Besonders belastet in Cottbus sind die Oberschulen, eine Gesamtschule und Grundschulen in Einzugsgebieten mit hoher Migrationsquote oder hoher Arbeitslosenquote“, sagt sie. Notwendig seien bessere Infrastruktur, Willkommensklassen und mehr Freiräume für die Schulen im Umgang mit Mitteln. Warnend sagt sie: „Wir produzieren hier in kritischen Größenordnungen funktionale Analphabeten.“ Im Rathaus von Cottbus nimmt man die Überforderung wahr. Oberbürgermeister Schick spricht sich ausdrücklich für Willkommensklassen aus.
Teil 2
Im Fachbereich von Kaygusuz gibt es auch eine AG Migration und Gesundheit. Sie nimmt Aufgaben wahr, von denen Kaygusuz nur einige von vielen nennt. Bei Arztbesuchen muss übersetzt werden, und das Gesundheitssystem erklärt sich auch nicht von selbst. Flüchtlinge müssen oft erst lernen, wie das Hausarztsystem funktioniert und dass man nur in Notfällen zur Notaufnahme geht. Und die Ärzte werden knapp. „Seit dem Frühjahr finden wir kaum mehr Kinderärzte, die geflüchtete Kinder langfristig als Patienten aufnehmen“, sagt Kaygusuz.
Das hat mit Familiennachzügen aus Syrien zu tun und den ukrainischen Flüchtlingen. Also muss eine pragmatische Lösungen her, um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, auch wenn es das Ziel von Kaygusuz bleibt, die „Regelstrukturen so zu stabilisieren, dass die geflüchteten Personen mitbehandelt werden können“.
Eine pragmatische Lösung soll ein Projekt in den Räumen einer früheren Kinderarztpraxis in der Innenstadt von Cottbus werden. Die alte Praxis ist in andere Räume umgezogen. Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Fachbereich von Kaygusuz sind da, sie treffen die Ärztin Liv Fünfgeld, die in Cottbus ehrenamtlich die niedergelassenen Ärzte koordiniert. In den Räumen der alten Praxis sollen vor allem Kinder mit Migrationshintergrund behandelt werden, die erst seit kurzer Zeit in Cottbus leben oder in den überlaufenen Kinderarztpraxen nicht regulär versorgt werden können. Fünfgeld unterstützt das Projekt der Stadt, indem sie Arbeitszeit ihrer ukrainischen Assistenzärztin zur Verfügung stellt.
Die Ärztin bespricht sich an dem roten Tresen der leer geräumten Praxis mit ihrer Assistenzärztin und den Kolleginnen von der Stadt. Wie soll über das neue Angebot informiert werden? Bräuchte man nicht auch eine ehrenamtliche Sprechstundenhilfe, die Ukrainisch und am besten auch Arabisch spricht? In welchem Raum soll die ukrainische Assistenzärztin behandeln, und in welchem soll es Beratungsangebote geben? So viele Fragen sind zu klären. Das Projekt ist eines der vielen kleinen Pflaster, die fürs Erste helfen sollen. Es wird nicht das letzte sein, um das sich Kaygusuz und ihre Leute bemühen.
Wenn ich durch CB laufe, höre ich oftmals mehr ukrainisch, arabisch oder weitere teils undefinierbare Sprachen. Das Stadtbild hat sich in den letzten Jahren drastisch geändert. Auch ein Grund, warum jeden Montag tausende auf die Straße gehen.
Die Kriminalität hat drastisch zugenommen. Es gibt inzwischen 3 große Einwandererbanden: eine besteht aus Arabern, die 2. aus Negern und in der 3. ist auch deutsches Kroppzeug vorhanden. Die überfallen gerne in großer Überzahl Rentner.
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