Selbst beim SPIEGEL schimmert sowas wie Respekt vor Prof. Dr. Mundlos durch?
[Links nur für registrierte Nutzer]Uwe Mundlos gilt als der Intellektuelle der NSU-Terrorzelle. Sein Vater Siegfried, Professor für Informatik, sagte nun im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss aus. Der Auftritt offenbarte, welche Tragödie die Verbrechensserie auch für die Hinterbliebenen der mutmaßlichen Täter ist.
Die tauchten ab, weil man ihnen eine Bombenwerkstatt unterschieben wollte, nicht wegen Böhnhardts Haftantritt."Kein NSU-Netz, sondern ein Verfassungsschutz-Netz"
Siegfried Mundlos ist ein Mann mit zerzausten, schwarzen Augenbrauen und einem freundlichen Gesicht, der Sakko und lederne Aktentasche trägt, als sei er auf dem Weg zu einer Vorlesung. Einer, der sich selbst als "Wahrscheinlichkeitsrechner" bezeichnet, der seine Doktorarbeit in Theoretischer Mathematik geschrieben und mehr als 20 Jahre lang Informatik an der Fachhochschule Jena gelehrt hat. Einer, der abends seinen schwerstbehinderten Sohn im Rollstuhl durchs Viertel schiebt, weil er "ihm was gönnen" möchte, wie er sagt.
Wie viel Leid erträgt so ein Mann? Der erste Sohn ist seit der Geburt spastisch gelähmt. Als er im Alter von zehn Jahren erste Schritte im Wohnungsflur zurücklegt, ist das für die Eltern ein Erfolgserlebnis. Der zwei Jahre jüngere Sohn gesund, hochbegabt, intelligent - und Neonazi. Später als mutmaßlicher Serienmörder enttarnt.
Siegfried Mundlos hat sich seine eigene Theorie zurechtgelegt, um das Unbegreifliche zu begreifen: Der Verfassungsschutz habe die rechtsextreme Szene in Thüringen aufgebaut, bei der Gründung des Thüringer Heimatschutzes (THS), dem Sammelbecken verschiedener Kameradschaften, "maßgeblich mitgewirkt", regelrecht "eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betrieben", sagt Mundlos senior.
Abgetaucht seien sein Sohn, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt nur, weil Letzterem eine Haftstrafe drohte. "Er wollte nicht noch mal ins Gefängnis, die drei waren in panischer Angst", sagt Mundlos. "Ich glaube, man hat Böhnhardt geraten, lieber in den Untergrund zu gehen zum Spitzeln als in den Knast." Der Verfassungsschutz könne doch "nicht so blauäugig gewesen sein, dass die drei ohne Geld oder Straftaten überleben". Er blickt mit großen Augen in die verdutzten Gesichter der Abgeordneten.