Das Bundespresseamt beschäftigt heute fast 500 hochbezahlte Menschen, die nichts anderes machen, als dafür zu sorgen, dass die Bundesregierung in einem guten Licht dasteht. Das heißt, da arbeiten Menschen, die permanent Dinge produzieren, die den Journalisten mundgerecht geliefert werden. Wenn wir uns anschließend fragen, warum das Wording bei bestimmten außenpolitischen Konflikten in allen großen Redaktionen gleich ist, warum die Perspektive so ähnlich ist, warum ganz bestimmte Fakten auftauchen und andere nicht, dann hat das auch mit der Definitionsmacht zu tun, die in solchen Einrichtungen produziert wird. Wir können davon ausgehen, dass mächtige Akteure, also Akteure, die über sehr viele Ressourcen verfügen, viel eher in der Lage sind, ihre Themen und ihre Sichtweise in den Medien durchzusetzen, zumal wenn wir die Kürzungswellen in den Redaktionen berücksichtigen, die mit der sogenannten Medienkrise einhergehen. Wir haben also auf der einen Seite Kürzungen oder zumindest keinen Ausbau der Redaktionen, während auf der anderen Seite – dort, wo ein Interesse daran besteht, in den Medien eine bestimmte Sichtweise auf Probleme zu erzeugen – erheblich aufgerüstet wurde.
Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Die Bundeswehr hat seit der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 ein Legitimationsproblem. Sie kann nicht mehr darauf vertrauen, dass automatisch neue Rekruten nachgeliefert werden, sondern sie muss dafür sorgen, dass sie in der Öffentlichkeit in einem guten Licht dasteht, damit junge Menschen sich freiwillig entscheiden, Dienst zu verrichten. Wenn man sich anschaut, wie viel seit dem Jahr 2011 in die Außendarstellung der Bundeswehr investiert wurde, muss man sich nicht wundern, dass in den großen Nachrichtenmedien jeglicher Aufschrei ausgeblieben ist, als die Verteidigungsministerin eine exorbitante Steigerung des Wehretats angekündigt hat. Offensichtlich fallen die Bemühungen um positive öffentliche Präsenz bei vielen Journalisten auf fruchtbaren Boden.