Peter Orzechowski
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Kaum hat sich die militärpolitische Lage in Syrien stabilisiert, scharren die Ölkonzerne bereits mit den Hufen: Russische Unternehmen starten mit geologischen Erkundungsarbeiten am Boden und Schelf Syriens. Und auch die amerikanischen Ölmultis wollen sich ein Stück vom Kuchen sichern. Vermutlich haben sich Trump und Putin auf einen Deal geeinigt.
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Riesige Erdölblasen vor Syriens Küste
Nach BP-Angaben liegen die erschlossenen Ölvorräte im Land nur bei 2,5 Milliarden Barrel, die Gasvorräte bei 0,3 Billionen Kubikmeter. Zum Vergleich: Im Iran sind es 158,4 Milliarden Barrel Öl und 33,5 Billionen Kubikmeter Gas. Im Fernsehkanal des Libanon, Al Majjaddin, verlautbarte 2013 der Leiter des »center for strategic research« in Damaskus, Imad Fausi Shuaibi, dass man in den küstennahen Gewässern vor Syrien mehr als ein Dutzend große Erdölblasen in nur 250 Metern Tiefe gefunden habe.
»Die geologischen Erkundungen, die von der norwegischen Bohrgesellschaft ANCIS vor der Küste Syriens in ihren Territorialgewässern durchgeführt wurden, haben bestätigt, dass sich dort 14 Erdölvorkommen befinden«, sagte Shuaibi. Unter diesen festgestellten 14 Erdölfeldern lägen noch 4 weitere in etwas tieferen Schichten. Deren Ölvorräte würden denen des Scheichtums Kuwait entsprechen. 6 bis 7 Millionen Barrel könnte Syrien pro Tag fördern – die Ölmacht Nr. 1, Saudi-Arabien, fördert 12 Millionen Barrel/Tag. ANCIS schätzt, dass in diesem Gebiet 37 Milliarden Tonnen Erdöl lagern. Damit stiege Syrien zur viertgrößten Erdöl-Macht der Welt auf.
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»Friendship Pipeline«
Die Kontrolle von Pipelines, Raffinerien, Verflüssigungsanlagen und Hafeninstallationen ist für die Russen von zentraler geopolitischer Bedeutung. Denn Syrien ist ein Knotenpunkt für den Energieträgertransport im östlichen Mittelmeerraum und nach Europa. Die »Friendship Pipeline« (bzw. »Islamic Pipeline«) soll iranisches Gas durch den Irak und Syrien in den Libanon und von dort nach Europa bringen. Man kann davon ausgehen, dass in diesem Projekt der Grund für eine Annäherung zwischen Russland und den USA zu finden ist: Sowohl für die Russen wie für die Amerikaner sind die Iraner Konkurrenten.
Die einen wollen kein iranisches Gas in Europa, die anderen wollen kein iranisches Öl auf dem Weltmarkt. Und daher könnte es durchaus sein, dass Putin und Trump in Helsinki einen geheimen Syrien-Deal geschlossen haben: Russland darf wiederaufbauen und vor der Küste nach Öl bohren; die USA behalten eines der begehrtesten Stücke des syrischen Kuchens – die bedeutenden Öl- und Gasvorkommen der östlichen Region Deir ez-Zor. Damit bestimmt Washington auch die wirtschaftliche Zukunft Syriens mit.
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