Mein Kommentar zu den ersten Hochrechnungen der Bundestags-Wahl 2017:
Zunächst einmal freut es mich, dass das aus meiner Sicht desaströse Regieren der Großen Koalition abgestraft wurde.
Doch wie ist nun das gute Abschneiden der "kleinen" Parteien inklusive der AfD zu interpretieren?
Einerseits ist es ja beinahe ein Automatismus, dass, wenn die großen Parteien verlieren, die kleinen (jene mit Chancen, über die 5% Hürde zu gelangen) hinzugewinnen. Die Stimmenverteilung unter den kleinen Parteien könnte jedoch noch etwas anderes zum Ausdruck bringen. Auch wenn z. B. die AfD die stärkste der kleinen ist, ist der Abstand nicht gerade gigantisch.
=> Das lässt für mich den Schluss zu, dass die Wähler immer stärker von einander abweichende Interessen und Ansichten vertreten, die auch immer schwieriger miteinander vereinbar erscheinen.
Die SPD erklärt nun (zuerst glaube ich durch Frau Schwesig im TV), sie wolle auf jeden Fall in die Opposition gehen.
Die FDP will nicht um jeden Preis regieren. Zudem stehen so manche FDP-Interessen denen der Grünen fundamental entgegen.
Die Linke wird eh nicht Teil der Regierung sein.
Die AfD ist eh wahrscheinlich noch nicht regierungsfähig (auch nach Meinung von Herrn Gauland) und wird von allen anderen eh verleumdet.
Die Grünen, tja, sie sind nicht so leicht einzuschätzen.
Ich halte Jamaika, wie die meisten anderen auch, für die wahrscheinlichste Option.
Es könnte aber gut sein, ich schätze so ca. zu 30-40% Wahrscheinlichkeit, dass sich die Parteien nicht einigen können - insbesondere, wenn die SPD bei ihrer Verweigerungshaltung bleibt - Neuwahlen wären die Folge!
Gibt es Neuwahlen könnte es richtig spannend werden. Würde hier die AfD noch mehr profitieren oder bliebe alles gleich?
Ich denke, dass die etablierten Parteien bei Neuwahlen das größere Risiko trügen.
Wie auch immer, die nächste Legislaturperiode dürfte spannend werden. Vor allem der Umgang mit der AfD von Seiten der anderen Parteien, aber auch von Seiten der Medien, könnte sich ändern. Ob zum Besseren oder Schlechteren vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall finde ich es gut, dass die Kanzlerin stärkeren Gegenwind bekommen wird, als von einer CSU, welche sich doch nur wie ein zahnloser lahmender Tiger verhält.
Leider werden die sozialen Probleme der deutschen Bevölkerung wohl weitere Jahre auf der Strecke bleiben. Das Outsourcing bei den Konzernen wird wohl weitergehen. Die prekären Arbeitsverhältnisse werden weiter zunehmen und die Mieten werden dank mangelhaftem Wohnungsbau (insbesondere des Staates) weiter steigen. Die Renten werden weiter fallen und die Infrastruktur wird wohl ein Flickenteppich bleiben. Europa wird die Eliten weiter stärken und die einfachen Bürger schwächen. Kriminalität, Terror und eine mangelhafte Strafrechtsjustiz werden uns immer weiter verunsichern. Und ob uns eine neue Flüchtlingswelle bevorstehen könnte, ist auch noch nicht klar....
Für manche wird diese Wahl ein Anlass zur Hoffnung auf bessere Zeiten sein. Ich bin mir da noch nicht so sicher.



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