Zitat Zitat von Pythia Beitrag anzeigen
Ach, ich könnte ganze Bücher über Alltags-Momente schreiben, in denen nix passierte, aber Deine heile Welt in Peru bekam einen Knick als ich Euer Peru diesertage mal etwas genauer untersuchte. Die erste Überraschung: im [Links nur für registrierte Nutzer] (klick hier!) steht Peru auf Platz 19, vor Kolumbien (39), Mexiko (45), USA (53) und Chile (55), und auch überraschend: die BRD (95) vor Polen (96).

Peru ist also ein sehr verbrecherisches Land. Nun, ich kam in Venezuela, Kolumbien, Mexiko, Panama, Kuba und DomRep. zurecht, und hätte wohl auch keine Probleme in Peru. Aber zwischen dem 3-Länder-Eck mit Bolivien und Brasilen und dem 3-Länder-Eck mit Kolumbien und Brasilien herrschen Perus Rauschgift-Barone, und deren Krallen reichen bis tief in die Elends-Viertel von Lima:



Der angeblich sozialistischen Revolution geht es aber tatsächlich nur um Rauschgift-Kohle.
Du suchst im Internet nach irgendwelchen Statistiken und theoretisierst. Ich bin aber kein statistischer Mittelwert, sondern nur ein Einzelner.

Und ich habe in Peru weder während des Tages noch nach Mitternacht irgendwo ein Verbrechen gesehen, auch niemanden in der Ferne schreien, rufen oder rennen gesehen oder jemanden in Tränen aufgelöst mir entgegen gekommen gesehen.
Dazu muss ich sagen, dass ich eher in den ärmeren Vierteln unterwegs bin als anderswo. Bisweilen auch mit Rucksack, aber hier sind viele Menschen, vor allem Studenten und Angestellte im Niedriglohnsektor, mit Rucksack unterwegs.

Ich bin aber auch noch niemals in meinem Leben Zeuge eines Raubüberfall oder einer ähnlichen Gewalttat geworden, weder in der BRD, noch in England, noch im Urlaub, noch anderswo. Meine Tochter hingegen schon in ihrem viel kürzeren Leben, da war ich aber niemals dabei.

Es gibt ja auch Statistiken, mit welchem Verkehrsmittel man eher verunfallt. Auch diese Statistiken interessieren mich nicht die Bohne. Ich steige in Bus, Bahn, Flugzeug oder aufs Fahrrad, wenn es mir beliebt und nach ganz anderen Kriterien als die der Sicherheit. Habe ich mich auch bei meinen ganzen Unfällen meist mit dem Fahrrad, Motorrad oder dem Auto nie ernstlich verletzt und auch niemanden anderen ernsthaft verletzt.

Ich habe schlicht keine Ahnung, wieso mir diese Verbrechen immer verborgen bleiben. Viele schwere Verbrechen sind in Peru Beziehungsverbrechen, aber in einer 9-Millionen-Stadt in Lima passiert natürlich täglich immer etwas.

Von diesen Verbrechen sprach ich auch gar nicht und ich habe das auch extra betont. Ich kann es also hier nur noch einmal wiederholen und hoffe, dass es diesmal besser im Gedächtnis bleibt.

Der typische Peruaner mag zwar sehr egoistisch Auto fahren und auch die Hupe malträtieren, aber er droht nicht mit der Faust und wird auch nicht unflätig. Ebenso das Fussvolk auf dem Bürgersteig und auf der Strasse. Es brauchen nur zwei oder drei Figuren an der Bushaltestelle zu stehen, schon machen sie eine Reihe auf.

Und ich kann in einem Park oder auf dem Bürgersteig auch noch nach Mitternacht durch einen Pulk von zwanzig Jugendlichen laufen, diese können auch betrunken sein, und keiner von denen wird mich anrempeln oder mich auch nur scheel ansehen.
Es gibt auch kaum Leute, die nur herumsitzen oder herumstehen. Noch vor zwanzig Jahren war gerade das Zentrum von Lima voll mit solchen verdächtigen Gestalten. Heute sieht man in Parks und auf öffentlichen Plätzen nur Leute Ball spielen, meist Fussball oder Volleyball, und auch recht häufig Volkstänze aufführen. Das wird im Sportunterricht an den Schulen ausgiebig praktiziert.

Und das ist, was mir sehr gefällt an diesem Land. Ruhe und Ordnung, Anstand und Sitte. Tagsüber sieht man keine schulpflichtigen Kinder herumlungern, auch die Zahl der Obdachlosen auf der Strasse ist weit unter dem einer europäischen Grossstadt. Aggressive oder lautstarke Bettler gibt es auch weit weniger als in Europa. Auch die Armen sind im Durchschnitt besser angezogen als der Strassendurchschnitt einer europäischen Grossstadt.

Und ich rede nicht von den besseren Vierteln wie Miraflores oder San Isidro, sondern von Vierteln wie Independencia oder San Martín de Porres, wo vor drei Jahrzehnten noch die Hütten aus Schilfmatten standen, ohne Wasser und Strom und ohne Strassen.
Heute fährt dort der Metropolitano lang und es gibt grosse und moderne Einkaufszentren. Man kann sogar ins Freibad gehen.

Also ich lebe lieber mit der Wahrscheinlichkeit dreimal oder noch häufiger überfallen zu werden wie in Europa, aber mit der Gewissheit, nicht grempelt zu werden oder mir "was du schauen" anhören zu müssen. "Spässe" und "Versehen" von Halbstarken werden hier nicht geduldet. Dazu bedarf es noch nicht einmal einer Polizei. Das ganze Gesindel, was z.B. in Frankfurt am Main die Fussgängerzonen und Plätze besiedelt, wirst Du hier noch nicht einmal mit der Lupe finden.

Ich laufe zehnmal lieber durch Lima nach Mitternacht als durch Frankfurt am Main z.B. Mag sein, dass nach der Statistik die Beschaulichkeit hier in Lima öfters unterbrochen wird als in Europa, aber im Alltag herrschen Sitte und Anstand. Das sind doch Begriffe, die man in Europa gar nicht mehr in den Mund nimmt. Und ich war in 2016 auf grosser Europa-Reise. Selbst auf dem Maidan in Kiew sind die aggressiven Bettler wirklich lästig.