Es ist ein Unsinn, zu meinen, daß Gehorsam und Disziplin nur für Soldaten nötig wären, im übrigen Leben der Völker aber wenig nützliche Bedeutung besäßen. Im Gegenteil: Die disziplinierte und im Gehorsam erzogene Volksgemeinschaft ist in der Lage, Kräfte zu mobilisieren, die einer leichteren Behauptung der Existenz der Völker zugute kommen und die damit der erfolgreichen Vertretung der Interessen aller dienen. Eine solche Gemeinschaft ist allerdings primär nicht durch den Zwang der Gewalt zu schaffen, sondern nur durch die zwingende Gewalt einer Idee und damit durch die Anstrengungen einer andauernden Erziehung.
Es gibt Menschen, denen selbst die größten und erschütterndsten Ereignisse keinerlei innere Nachdenklichkeit oder gar Bewegung abzuzwingen vermögen. Diese sind dafür auch persönlich innerlich tot und damit für eine Gemeinschaft wertlos. Sie machen selbst keine Geschichte, und man kann mit ihnen auch keine Geschichte machen. In ihrer Beschränktheit oder in ihrer blasierten Dekadenz sind sie eine unbrauchbare Ausschußware der Natur.
Sie finden ihre eigene Beruhigung oder Befriedigung in dem Gedanken einer infolge ihrer vermeintlichen Klugheit oder Weisheit über den Zeitereignissen liegenden erhabenen Haltung, oder besser gesagt, Ignoranz.
Man kann sich nun sehr gut denken, daß ein Volk nicht einen einzigen solchen Ignoranten besitzt und dabei der größten Handlungen und Taten fähig zu sein vermag. Es ist aber unmöglich, sich eine Nation vorzustellen oder sie gar zu führen, die in ihrer Mehrzahl aus solchen Ignoranten bestünde statt aus der blutvollen Masse idealistischer, gläubiger und bejahender Menschen. Diese sind die einzig wertvollen Elemente einer Volksgemeinschaft. Tausend Schwächen sind ihnen zu verzeihen, wenn sie nur die eine Stärke besitzen, für ein Ideal oder eine Vorstellung — wenn notwendig — auch das Letzte geben zu können!