
Zitat von
Buchenholz
Das Problem ist die mangelnde Solidarität, die Vereinzelung in der nichtdigitalen Realität, also außerhalb von Internet/Smartphone, im realen Lebensumfeld. Richtiger Zorn muss sich in der Gruppe hochschaukeln und gegenseitig bestätigen.
Alleine und vereinzelt kosten Wut und Haß aufgrund der Ohnmächtigkeit als Einzelner viel Energie, verwandeln sich dschnell in müde Resignation, erschöpfte Lethargie. Man sieht, daß das eigene elende Schicksal all seinen Mitmenschen egal ist. Keiner, den es noch nicht erwischt hat, ist bereit sich die ideologisch tabuisierten Zusammenhänge, durch die wir uns und unseren Mitmenschen das eigene elende Grab schauffeln einzugestehen, solange es ihm selbst noch gut geht und die Verelendung nur den ein oder anderen Mitmenschen erwischt.
Oft wächst in Anbetracht der sich häufenden materiellen Verlierer dieses Bevölkerungsumbaus sogar die Bereitschaft zum ideologischen Konformismus bei denen, deren Existenz noch abgesichert ist bzw. erscheint. Statt mit Wut reagieren (noch) nicht betroffene mit teils unbewußter Angst und ensprechend größerer Bereitschaft, sich unter das System unterzuordnen und nirgends anzuecken. Manche reagieren auch mit Arroganz, um sich gegenüber den Verlierern, den Billiglöhnern, etc... abzugrenzen und ihre Zugehörigkeit zu einer vermeintlich sicheren sozialen Gewinnerschicht (derer man sich im Stillen nie sicher ist) zu unterstreichen. Das ist auch eine Art mit Abstiegsängsten umzugehen.
Dann zieht man sich, als von der gesellschaftlichen Transformation geschlagener Verlierer, logischerweise noch weiter aus der Gesellschaft zurück. So verwandelt sich der anfängliche Zorn über die durch Folgen des Bevölkerungsumbaus zerstörte eigene soziale Existenz, sobald man erkennt, daß man als einzelner Betroffener niemanden interessiert, in eine stille depressive Lethargie. Deswegen sieht man so viel Menschen mit gebrochenem Erscheinungsbild, die stille Verzweiflung ausstrahlen.