Amelie Fried, erfolgreiche Autorin, Fernsehmoderatorin und bei Bedarf auch Feministin, schrieb in einem kurzen Essay, wie sie vor Jahren mit ihrer Familie ein Weihnachtsfest für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ausrichtete. Es gab Lebkuchen, Obst und Süßigkeiten, und man hat zusammen "Stille Nacht, heilige Nacht gesungen".
Allerdings: "Am Ende der Feier war unsere Gitarre verschwunden."
Zuerst, erinnert sich Frau Fried, sei sie "enttäuscht" gewesen, dann "belustigt" und schließlich "beschämt". Wie "um Himmels Willen" habe sie nur annehmen können, "die Jugendlichen müssten uns dankbar sein"?
Es war genau andersrum. "Wir hatten Grund, ihnen dankbar zu sein. Sie haben uns mit einem Schlag die Relationen wieder zurechtgerückt, die uns verrutscht waren." Und: "Wir waren froh, dass die Jungs unsere Gitarre behalten hatten. Die Lektion, die wir dadurch gelernt haben, war deutlich mehr wert als das Instrument."
So lägen die Dinge auch heute. Es müsse demütigend sein, "von uns nehmen zu müssen". Aber, wir könnten "diesen Menschen ein Stück ihrer Würde zurückgeben, indem wir keine Dankbarkeit erwarten". Und uns immer sagen: "Wenn wir es schaffen, diese Menschen gut in unser Land zu integrieren, wird eines Tages mehr von ihnen zurückkommen, als wir ihnen jemals gegeben haben."