Es ist der Hass entsprungen
Von "Volksverräter"-Rufen bis "Leise rieselt der Schnee": 8.000 Pegida-Anhänger versammelten sich zur letzten Kundgebung 2015 in Dresden. Ein schizophrenes Schauspiel
Vor dem Weihnachtsmarkt in der Dresdner Altstadt stehen Wasserwerfer. Die hat man hier schon oft gesehen, so richtig erschreckt die martialische Flotte niemanden mehr. Wieder einmal rüstet sich die Stadt für den Katastrophenfall, noch gibt es keinen Weihnachtsfrieden. Pegida hat zu ihrer letzten Kundgebung geladen, mit einem "Großen Weihnachtsliedersingen" will die antiislamische Bewegung ihr Jahr beschließen.
Für die Polizei in Dresden ist es der letzte Kampftag des Jahres, denn auch die Gegenseite hat mobilisiert. Ein halbes Dutzend Kundgebungen sind angemeldet, verteilt auf das halbe Zentrum. Durch die Stadt ziehen und demonstrieren darf keine der Seiten an diesem Abend. Aus Angst vor Chaos. Aus Angst vor Szenen wie vor einer Woche in Leipzig, wo sich Linke und Rechte bekriegt und eine Spur der Trümmer hinterlassen hatten. In Dresden will man heute keine ähnlichen Bilder sehen.
Pegida hat sich in den vergangenen Wochen an einen Versammlungsort gewöhnt: den Theaterplatz vor der Semperoper, ein attraktives Pflaster. Das ist an diesem Montag allerdings schon von der anderen Seite belegt: Das Bündnis Herz statt Hetze, unterstützt von Oper und Schauspielhaus, hat geladen. 4.000 Menschen singen zusammen die Ode an die Freude. An diesem Abend senden sie von diesem...
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Von Doreen Reinhard, Dresden