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Ich knöpfte meine Jacke zu und lief los. Der Koffer ließ sich nur schwer über den unebenen Gehweg ziehen, aber immerhin tauchte bald der Lichtkegel am Eingang der S-Bahn-Station vor mir auf. Jetzt galt es nur noch, heil durch den Tunnel zu kommen und dann hoffentlich bald sicher in der Bahn zu sitzen.
Die Beleuchtung im Tunnel war mir unheimlich. Gelbes, schwaches Licht strahlte von der Decke - mein Blick suchte angestrengt nach dem richtigen Aufgang zum Gleis.
Ich wollte gerade meinen schweren Koffer die Treppen hinaufwuchten. Da passierte es.
Ich spürte plötzlich, wie jemand von hinten angerannt kam. Aus dem Augenwinkel sah ich eine dunkle Gestalt. Es war einer der Flüchtlinge. Ein großer, dunkelhäutiger Mann, sein Arm streifte meinen Ärmel.
Er sagte kein Wort. Kein einziges Wort. Und dann tat er das Unaussprechliche. Etwas, das sich kein deutscher Mann bei mir getraut hat. Ich sah wie er seine große Hand ausstreckte. Und ja, er tat es wirklich. Ohne Hemmungen, als wäre es für ihn ganz selbstverständlich.
Er wagte es tatsächlich, meinen Koffer zu nehmen und ihn für mich die Treppe hochzutragen. Ohne dass ich ihn darum gebeten hatte.
Die nächste Flüchtlinge sind alles Kofferträger und 1000Euro Geldbörsen finder.
